Jack West 03 - Der fünfte Krieger
Hand ging.
»Jetzt ergeben die Zeichen auf der goldenen Tafel wesentlich mehr Sinn«, sagte Lily.
»Schau, hier kommt immer wieder ein Säule-Zeichen. Wenn das der Fall ist, müssen wir die Säule in eine Vertiefung wie diese hier einsetzen. Sonst wird das Fallensystem ausgelöst. Kein Wunder, dass niemand über diese Brücke gekommen ist. Sie haben immer die Hauptfalle ausgelöst.«
»Wie gesagt, Lily. An einem Ort wie diesem darf man nicht mogeln. Wenn man von allein darauf kommt, lässt einen das System durch. Deshalb wurde es gebaut: um die Wissenden durchzulassen und alle anderen, die hier nichts zu suchen haben, fernzuhalten.«
Dank dieses eben gewonnenen Wissens kamen Jack und Lily im unteren Teil der Spirale rasch voran und erreichten zehn Minuten später den untersten Ring.
Dort streckte sich eine lange Zunge aus Stein zur Spitze der Pyramide hinaus. An ihrer Basis befand sich eine letzte Darstellung der Maschine im Boden. Nach Lilys Zählung hatten sie inzwischen bis auf zwei alle Zeichen auf der Tafel abgehakt. Wenn sie die Säule auch hier in das Symbol der Maschine eingesetzt hatten, müssten sie den Vorgang noch ein letztes Mal wiederholen. Als Jack auf der Fahrt um den untersten Ring noch etwa zwanzig Meter von der steinernen Zunge entfernt war, senkte sich der Korb des zweiten Krans langsam auf sie herab.
Darin saßen Felix Bonaventura, Iolanthe und General Dyer.
Bonaventura war völlig aus dem Häuschen. Er kletterte aus dem Korb und breitete mit einem strahlenden Lächeln die Arme aus. »Gut gemacht! So weit wie Sie ist bisher noch niemand gekommen! « Er trat auf die lange Steinzunge hinaus, die zur Spitze der Pyramide führte. »Jetzt müssen wir nur noch ... « »Nein!« Jack hielt abrupt an und sprang von seinem Motorrad. »Warten Sie! Nicht so schnell, halt...!«
Doch es war schon zu spät.
Mit seinem raffinierten Sensorensystem hatte der Eckpunkt registriert, dass jemand ohne die Säule über die letzte Abbildung der Maschine gegangen war. Aus dem oberen Teil der Höhle ertönte wieder das ominöse Rumpeln.
Es hörte sich an wie Donnergrollen.
Jack schaute nach oben. Auch Lily und Iolanthe warfen besorgte Blicke zum Zugang der Höhle hinauf.
Bonaventura und General Dyer wirbelten entsetzt herum, denn sie wussten bereits, was passierte, wenn das Fallensystem ausgelöst wurde.
»Um Himmels willen, nein ... «, flüsterte Bonaventura, bevor im Eckpunkt totales Chaos ausbrach.
Sie kam aus dem breiten Tunnel am oberen Ende der Spirale geschossen: eine gewaltige Wasserwelle, zwei Meter hoch und fast zwanzig Meter breit; sie füllte die ganze Breite der Straße aus.
Auf der Talseite von der Begrenzungsmauer eingedämmt, rauschte sie, donnernd wie eine wild gewordene Büffelherde, die abschüssige Straße hinunter.
Die alles mit sich reißenden Wassermassen brausten am Eingangsbogen vorbei und krachten gegen die Betonbarriere, die den oberen Kran schützte. Erstaunlicherweise riss die Welle die Barriere einfach mit sich und schleuderte sie gegen den Kran, worauf dieser umstürzte!
Als Jack den Kran unter dem Ansturm der Wassermassen umkippen sah, fragte er sich, ob die Welle in den früheren Fällen, in denen das Fallensystem ausgelöst worden war, nicht ganz so stark gewesen war und diesmal vielleicht nur deshalb so gewaltig, zerstörerisch und tödlich war, weil sie durch eine Falle im Zentrum des Eckpunkts ausgelöst worden war.
Wie dem auch sei, Bonaventuras mächtige Betonbarriere wurde von den Wassermassen weggefegt wie nichts, und der obere der beiden Kräne wirbelte jetzt zusammen mit der unaufhaltsamen Welle in die Senke hinab.
Was nun folgte, war ebenso spektakulär wie furchteinflößend.
Sich einmal ganz um seine eigene Achse drehend, beobachtete Jack, wie die Monsterwelle in der riesigen Spirale brausend durch die Höhle raste. Über die tiefen Klüfte in der Straße rauschten die schäumenden Wassermassen hinweg, als gäbe es sie gar nicht. Und sie näherten sich unaufhaltsam den Eindringlingen auf dem Grund der Höhle.
»Sie blöder Vollidiot!«, brüllte Jack Bonaventura an. Sie waren aufgeschmissen.
Wenn die Welle den untersten Ring der Spirale erreichte, würde sie von der Wand an ihrem Ende zurückgeworfen und auf die dünne Steinzunge hinausgeschleudert, wo sie alles und jeden, der sich dort gerade aufhielt, mit sich reißen würde.
Der zweite Kran bot sich als Fluchtmöglichkeit an. Nachdem allerdings schon der obere Kran den Wassermassen nicht
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