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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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dem Wagen. Dann stieg Matthias ein, beugte sich auf die Beifahrerseite und öffnete ihr die Tür.
    Der Schlüssel steckte. Der Motor lief schon. Es war angenehm warm. Ein alter Mercedes, bequeme Ledersitze, ein Wunderbaum am Rückspiegel.
    Matthias setzte zurück und scherte nach links aus. Er ignorierte die rote Ampel an der Trambahnhaltestelle und fuhr weiter Richtung Belgradstraße. Vor der Kreuzung wurde er langsamer. Er schaute rüber zu ihr und sagte, wie um sie aufzuwecken: »Sabrina!«

25. DEZEMBER
5:23 UHR

Kriebl stand genau im Rahmen der kaputten Toilettentür. Er sagte, die Pistolen auf Phil und Chris gerichtet: »Sabrina, komm!«
    Phil konnte ihren Blick spüren, als er langsam die Hand öffnete, in der er noch immer seine Pistole hielt, die er jetzt so drehte, dass seine Finger schließlich den Lauf umfassten: bereit aufzugeben.
    »Nein«, sagte Sabrina.
    »Willst du, dass ich ihn erschieße?«, fragte Kriebl und machte einen Schritt auf sie zu.
    »Nein!«
    »Dann komm.«
    »Nein!«
    »Sabrina! Ich mach das doch alles für uns!«
    »AAAACH-TUNG!«, hallte es draußen vom anderen Ende des Friedhofs herüber – dann gab es einen trockenen Knall, gefolgt von einem Echo. Dann noch einen Knall – wieder ein Echo – und noch einer: Salutschüsse für einen gefallenen Soldaten, vermutete Phil.
    »Ich tu das aber nicht für dich!«, schrie Sabrina plötzlich und stürzte sich auf Kriebl.
    »Runter!«, presste Phil hervor und schubste Chris, der neben ihm stand, an die Wand – während Kriebl Sabrina mühelos abschüttelte, sich dabei aber mit den Armen ausbalancieren musste, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    Bevor Kriebl seine Arme und damit seine Pistolen wieder unter Kontrolle hatte, holte Phil mit letzter Kraft aus, trat einen Schritt nach vorne, dann jagte er Kriebl den Lauf seiner Pistole genau unter die Nase – was ein Geräusch machte, das er niemals vergessen würde. Ein Geräusch, das einem sofort vermittelte: Das hier hat nicht bloß wehgetan. Bei ihm selber musste es sich ähnlich angehört haben.
    Auge um Auge. Zahn um Zahn.
    Wieder streckte Kriebl die Arme aus – wie in einem letzten Versuch, sein Gleichgewicht zu halten –, aber diesmal fielen ihm die Pistolen aus der Hand, und er kippte nach hinten um und kam mit dem Rücken krachend auf dem Boden auf.
    Phil zog Sabrina vorsichtig zu sich, damit sie den Blick abwandte. Chris rappelte sich wieder auf. Als Kriebl ein nasses Röcheln von sich gab, ging Phil zu ihm und drehte ihn auf die Seite, damit er nicht erstickte. Dann reichte er seine Pistole Sabrina und hob die anderen beiden Waffen vom Boden auf. Nur um sicherzugehen. Draußen wurde der letzte Salut abgefeuert und danach war Stille.
    Phil hob die Reisetasche auf und drückte sie Chris in die Arme. Dann steckte er ihm den Autoschlüssel in die Hemdtasche. Er war kurz davor, umzufallen, vor Schmerzen und Erschöpfung, riss sich aber noch ein letztes Mal zusammen und sagte: »Die Mauer entlang links auf dem Feldweg steht der Wagen. Geh vor, ich hab noch was zu erledigen.«
    »Und was?«, fragte Chris.
    »Waffen loswerden zum Beispiel.« Phil zog sich das Hemd aus der Hose und wischte damit die Pistole ab, die Elom sich nach dem Steinwurf auf Kriebl geschnappt hatte. »Komm, wir haben keine Zeit für Diskussionen!« Er ging zur Tür und deutete zum südlichen Waldrand, wo die Stadtgrenze war und jetzt ein bläuliches Flackern die Dunkelheit durchzog.
    »Die Polizei«, sagte Sabrina.
    »Beeil dich«, sagte Phil zu Chris. Und Chris rannte los.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Sabrina.
    Als Chris am Friedhofstor um die Ecke gebogen war, sagte Phil: »Ja. Pass auf meinen Bruder auf!«
    »Was?«
    »Schau mich an! Ich kann nicht mit euch gehen.«
    »Wir können dich doch nicht zurücklassen!«
    »Doch. Ihr müsst. Ohne mich habt ihr eine Chance. Die ihr sonst nie wieder kriegt. Bitte!« Phil nahm Sabrina in den Arm, damit er ihr nicht in die Augen schauen musste. Dann sagte er: »Ich darf nie wissen, wo ihr seid. Die Polizei würde nur darauf warten, dass ich sie zu euch führe.«
    Sabrina löste sich aus seiner Umarmung. »Aber dann sehen wir uns nie wieder!«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Phil, es muss doch einen anderen Weg geben!«
    »Ich seh keinen. Tu bitte, was ich dir sage: Ihr schlagt euch erst mal nach Österreich durch, wie wir’s geplant haben. Aber dann braucht ihr neue Namen, Pässe – und ein Land, das nicht ausliefert. Wo ihr so tun könnt, als wärt ihr Kinder reicher

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