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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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um.
    «Wer ist euer Anführer?», fragte er.
    «Ich», antwortete Frédéric, ohne zu zögern, und niemand widersprach ihm. Er trat einen Schritt vor.
    «Sprechen Sie Deutsch?»
    «Ja. Bei uns in der Gegend spricht man Lothringisch-Deutsch.»
    «Das ist mir doch scheißegal, Hauptsache, wir kommen hier schnell wieder weg. Dieser Wind macht mich krank», sagte der Beamte. «Fangen wir dann bei Ihnen an. Name, Herkunft, Beruf und Religion. Wo ist Ihr Gepäck?»
    Frédéric zeigte auf sein Bündel, und sofort begannen zwei der Beamten darin herumzustöbern. «Ich heiße Aubertin», antwortete er.
    «Das klingt französisch. Mit
A
und
u
oder mit
O

    «Was macht das für einen Unterschied?», fragte Frédéric, der nicht schreiben konnte und sich noch nie um solche Feinheiten gekümmert hatte.
    «Mit
O
wäre er deutscher. Damit hätten Sie weniger Probleme.»
    «Dann mit
O

    «Vorname?»
    «Frédéric.»
    «Herrgott noch mal!», fluchte der Mann. «Wieder so etwas Zweideutiges. Können Sie nicht einfach Fritz oder Hans heißen? Wenn alle so kompliziert heißen wie Sie, sind wir noch morgen hier. Mit
c
oder mit
c-k

    «Wie klingt er mit
c

    «Französischer.»
    «Dann mit
c-k

    «Ab heute heißen Sie also Frederick mit
c-k
und Obertin mit
O
. Sind Sie verheiratet?»
    «Bin ich», antwortete er und blickte seine Frau an, die ihn anstrahlte.
    «Herkunft?»
    «Lothringen.»
    «Beruf?»
    «Bauer.»
    «Halten Sie Luther für einen großen Mann?»
    «Ich halte Luther für den Teufel.»
    «Männer?», fragte der höhere Beamte seine Untergebenen, die sich inzwischen Frédérics Bündel angeschaut hatten.
    «Alles sauber. Nix gefunden», antworteten diese. Der Mann füllte das Formular vollständig aus, drückte ein Siegel darauf und überreichte es Frederick.
    «Dann wünsche ich Ihnen eine gute Zukunft im Banat, und seien Sie der Kaiserin ein treuer Untertan.»
    Nicht alle kamen so ungeschoren davon. Die Beamten schienen genau zu wissen, wonach sie suchten. Als sie im Gepäck eines Paares aus Haguenau eine Lutherbibel fanden, hielt einer von ihnen sie hoch und rief: «Die Lutherbrut wollte uns täuschen!» Die Bestrafung erfolgte auf der Stelle.
    Zwei der Männer hielten den Protestanten fest, der dritte entblößte dessen Hinterteil und drückte den Mann auf den Tisch. Dann holte ihr Vorgesetzter, der durch Seufzer zu verstehen gab, dass er solche Aufgaben eigentlich für unter seiner Würde hielt, einen Stock aus dem Koffer, bezog hinter seinem Opfer Stellung und schlug zu. Zwanzig Schläge, alle routiniert und elegant ausgeführt. Der Protestant wurde halb ohnmächtig liegen gelassen, dann kam seine Frau dran. Am Schluss wurden beide mit Schimpf und Schande davongejagt.
    Auch einem anderen Paar erging es nicht besser, es fiel schon durch seine bessere Kleidung und die gepflegten Hände auf. Als sie sich in widersprüchlichen Angaben über ihren Beruf verstrickten und der höhere Beamte befand, dass sie unmöglich Bauern sein konnten, wurden sie auf dieselbe Art bestraft. Allen anderen aber wurden erneut drei Gulden ausbezahlt, und sie konnten noch vor dem Mittag ablegen. Frederick setzte sich ans Heck, dorthin, wo der Platz des Schiffers gewesen war, und befahl: «Riemen ins Wasser lassen!»
    Es dauerte vier Wochen, bis sie im Banat ankamen. Bei Titel an der Theiß wurden sie von den Behörden in Empfang genommen, erneut durchsucht und ausgefragt, dann wurden sie auf den gerade erst fertiggestellten Begakanal geschleust und von Sträflingen bis in die Nähe von Temeschwar getreidelt. Wenn es darum ging, mit den Behörden zu verhandeln, wurde immer Frederick vorgeschickt, mittlerweile nahm er diese Aufgabe als selbstverständlich an.
    Dann waren sie da. Doch wo war das? Das ihnen versprochene Land war eine große sumpfige Ebene, voller Unkraut und Dornengestrüpp, über die, als sie eintrafen, frostige Herbstwinde zogen und auf die ein endloser Regen fiel. Die Wege, wenn es denn welche gab, waren morastig, und die Ochsenkarren, mit denen man sie in die wenigen schon vorhandenen Dörfer bringen wollte, blieben dauernd im Schlamm stecken.
    Die meisten verbrachten den Winter in Mercydorf und trafen dort auf feindselige Bauern und weitere Kolonisten, die seit Monaten und Jahren in den überfüllten Häusern ausharrten und auf die Errichtung weiterer Dörfer hofften. Die Verwaltung in Temeschwar war lasch, nochnie hatte sich einer der Beamten und Topografen in der Gegend gezeigt. Die Lothringer hatten viele Briefe in

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