Jacob Und Seine Zwoelf Soehne
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Der gütig Gott segen vnd gnad /
Vnd ist die Gschicht euch wol bekant /
Vom Patriarchen Iacob gnant /
Welcher zwölff leiblich Söne het /
Ioseph für andern lieben thet /
Daher erwuchs der Brüder neidt /
Wie man findt alweg böse Leut /
Auch wol vnter Gottes gemein /
Die in dem hertzen sein vnrein /
Stelten jm also heimlich nach /
Bis jn ein mal geriet die sach /
Da Ioseph in seins Vaters nam /
Den Thetern in die Hende kam /
Vnd ward durch zugebung des Herrn /
Versencket bald in ein Cistern /
Doch widerumb heraus gethan /
Vnd muste sich verkaufen lan /
Vnd etwa dient ins dritte Jar /
In Egypten bey Potiphar /
Der jn lies ins Gefengnis legn /
Vmb seiner falschen Frawen wegn /
Das lidt er alles williglich /
Mit Gottes wort selbs tröstet sich /
Der jn denn het in seiner acht /
Vnd zu eim grossen Herren macht /
Der trewlich hielt ob Gottes wort /
Ernert die Kirch am selben ort /
Mit König Pharaonis gunst /
Der gegen Gott aus liebes brunst /
Ein Vater war Christlicher Leit /
Wie alle Fürsten jeder zeit /
Fürnemlich sollen gulissen sein /
Das sie in jren Landen fein /
Fürdern die war Religion /
Vnd sich trösten mit diesem lon /
Den jn Gott wird gewislich gebn /
Nach dieser zeit im ewign Lebn.
Seit still / vnd nempt verner bericht /
Ehe wir angreiffen diese Gschicht.
PRIMUS ARGUMENTATOR.
Jr lieben Christen nemet war /
Was wir bringen in dieser schar /
Hie stet Iacob der alte Man /
Nach dem secht jr sein Sön auch stan /
Ioseph im gschlecht der siebend ist /
Die fünff nach jm geboren wist /
Iacob den liebet für sy all /
Darumb er denn kümpt in vnfall /
Die Brüder den in ein Cistern
Versencken / das thut Gott erhörn /
Schickt frembde Leut / die keuffen jn /
Füren den in Egypten hin /
Da er ein zeit mit frieden lebt /
Wiewol sich auch vnglück erhebt /
Das er kümpt vmb seins Herren huld /
Wird gfangen / doch on alle schuld.
Drumb Gott verkert sein leid in freudt /
Vnd hilfft jm aus zu rechter zeit /
Macht seinen Namen weit bekandt /
Setzt jn vber Egypten land /
Gibt jm segen / genad vnd heil /
Das sein Vater jm wird zu teil /
Der stirbt bey jm / vnd wird als dann
Gefüret ins Land Canaan /
Da er schlefft bey sein Vetern gut /
Vnd ewig bleibt in Gottes hut.
SECUNDUS ARGUMENTATOR.
Diese schön Biblische geschicht /
Ist nicht vergebens zugericht /
Habens mit gutem vorbedacht
Also newlich Spielweis gemacht /
Das jr daraus lernt vnd verstet /
Wie es in der Kirchen zughet /
Nemlich das diese hie auff Erdt /
Durchs Creutz mus werden offt bewert /
Wie jr mögt sehen an Iacob /
Vnd euch zum höchsten wundern drob /
An Ioseph desselben geleich /
Bedt in erkentnis Gottes Reich.
Vnd dennoch solches Creutz hie tragn /
Das man nicht gnug daruan kan sagn.
Ioseph des Vatern einig freudt /
Verkaufft wird in Egypten weit /
Der Vater meint / er sey schon todt /
So helt ob jm der liebe Gott /
Setzt jn vom staub zu hohen Ehrn /
Lest jn zu einem Fürsten wern /
Der ausbreit in Egypten landt /
Die reine Lehr / vnd macht bekandt
Christum / der denn versprochen war /
Von do er neun vnd dreissig Jar
Alt ward / komen die Brüder sein /
Für jr Haus Traid zu keuffen ein /
Er kent sie wol / doch nicht anzeigt /
Ist jn gleichwol zu helffen gneigt /
Zeucht Simeon gefenglich ein /
Aber die andern Brüder sein /
Lest er zum Vater ziehen hin /
Den jüngsten bringen sie mit jn /
Als denn er nach versuchung hart /
Sich jnen nent / vnd offenbart /
Verzeiht jn was sie haben than /
Schickt vmb Iacob den alten Man /
Der kümpt zu jm dieselbig zeit /
Vnd leben beid in grosser freud /
Bis man Iacob den alten Man /
Zum Grab beleit in Canaan /
Dem höret zu mit allem vleis /
Dem lieben Gott zu ehr vnd preis /
Das spiel fecht an / seid fein zu rhu /
Wer hören wil / das maul halt zu.
Actvs primi
Scena prima.
Conspiratio fratrum contra Ioseph.
SIMEON.
Wie dünckt euch liebe Brüder mein /
Zimpts euch auch recht vñ billich sein?
Das Ioseph bey dem Vater hat /
Für vns all ander huld vnd gnad /
So wir doch sein geflissen sehr /
Jm zu erzeigen alle Ehr /
Mit diensten frü vnd spat bereit /
Meins teils ist mir im hertzen leid /
Möcht mich auch an jm rechen wol /
Wenn ich nur glegnheit haben sol.
LEUI.
Fürwar du hast fast meinen sinn /
Von hertzen ich auch grimmig bin /
Möcht wol zuthun die augen mein /
Wenn man jn vberhoblet fein /
Er thut doch nichts zu aller frist /
Denn das er ein Verrheter ist
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