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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie das Wort. »Es wird ein entsetzliches Gemetzel geben, wenn niemand etwas tut, um es zu verhindern. Mit jedem Tag, der vorbeigeht, wird es immer unabwendbarer. Nur Akbar Khan kann das verhindern, aber man muß ihn davon überzeugen, daß dies in seinem und in seines Vaters Interesse ist.«
    »Aber sein Vater befindet sich in freiwilligem Exil in Indien«, gab Kit zu bedenken.
    »Sein Vater hat entschieden, daß er seinem Volk am besten dienen konnte, indem er den Kampf einstellte. Aber urteile nicht falsch, Christopher Ralston, Dost Mohammed wußte sehr wohl, daß er seinen Sohn zurückließ, damit dieser den Kampf für ihn fortführt. Akbar Khan ist nicht so wählerisch in seinen Methoden wie sein Vater; das ist dem Dost sehr wohl bewußt. Außerdem ist dies kein Kampf, der mit wählerischen Methoden ausgetragen werden kann. Nachdem er gewonnen und Dost Mohammed wieder Shah von Afghanistan ist, wird er gerne auf gutem Fuß mit seinen britischen Nachbarn in Indien stehen wollen, aber wenn er selbst in das Blutbad, das der Besatzungsarmee bevorsteht, hineingezogen wird, dann wird ihm das kaum gelingen«.
    Kit staunte. Das war die erste vernünftige Bestandsaufnahme der Situation, die er seit seiner Ankunft vor zwei Monaten aus Indien in Kabul vernommen hatte. »Dann ist es also wahr, daß Akbar Khan unter den Stämmen Unruhe stiftet?«
    »Du erwartest doch nicht, daß ich diese Frage beantworte, oder?« Sie blickte zu ihm herüber und ihre jadegrünen Augen leuchteten durch ihren Schleier hindurch.
    »Dann erzähl mir etwas von dir selbst. Du kannst mir nicht das Recht verwehren, neugierig zu sein.«
    »In der afghanischen Gesellschaft werden Frauen in den Worten der Männer, denen sie gehören, beschrieben«, antwortete sie. »Ich gehöre Akbar Khan. Das ist alles, was du wissen mußt … und alles, was du erfahren wirst. «
    »Du bist eine Engländerin! Engländerinnen sind kein Besitz wie in diesen barbarischen Sitten. Gib nicht derartige Torheiten von dir!« brach es aus ihm hervor, und sofort wurde ihm sein Fehler klar. Die mit Umhängen gekleideten Männer um sie her brachten ihre Pferde wie auf Kommando zum Stehen. Ein wilder Ausruf begleitete das plötzliche Erscheinen der Khyber-Messer. Grimmige schwarze Augen blickten ihn bedrohlich an.
    Ayesha richtete schnell ein paar Worte an sie, und Kit vernahm einen versöhnlichen Unterton in ihrer Stimme. Der anführende Älteste antwortete ihr, und eine geflüsterte Auseinandersetzung folgte. Schließlich zuckte sie die Schultern und sagte leise zu Kit: »Ich darf nicht neben dir reiten. Sie wollen keine Unterhaltung zwischen uns, die sie nicht verstehen können, insbesondere keine, die zu erhobenen Stimmen führt. Sie wittern eine Bedrohung, aber können sie nicht erkennen, und es ist ihre Aufgabe, über mich zu wachen.«
    Alle Argumente, die er hätte vorbringen können, erstarrten ihm auf den Lippen, als weiterhin grimmige Blicke in seine Richtung geschickt wurden und die Hände noch immer über den Messern lagen. Er war sich der Nähe Abdul Alis und der Sepoys, die hinter ihm ritten, bewußt, auch ihrer Gewehre in Bereitschaft – er spürte ihre Nervosität, und ein einziger Schuß konnte ihrer aller Tod bedeuten. Er senkte seinen Kopf friedfertig und verhielt ein wenig, um neben Abdul zu reiten. Die Ältesten entspannten sich, nahmen jedoch Ayesha in ihre Mitte.
    »Ausgefuchste Teufel!« flüsterte Abdul wieder. »Dachte schon, die würden Sie anspucken, Sir.«
    »Das glaubte ich auch«, sagte er säuerlich. »Es scheint so, daß man sehr vorsichtig in der Umgebung von Akbar Khans Frau auftreten muß.«
    »Wie kommt es, daß sie wie eine gebürtige Engländerin spricht?« fragte Abdul sich laut. Er hatte natürlich nicht die unschätzbare Freude gehabt, die Dame ohne ihre Kleidung zu sehen. Kit beschloß, ihn vorderhand nicht einzuweihen, und beantwortete die Frage lediglich mit einem Schulterzucken.
    Sie ritten den ganzen Morgen. Trotz der Septembersonne war die Luft von einer Schärfe, die auf den nahenden Gebirgswinter hinwies. Der Pfad wurde holpriger, und sie waren gezwungen, sich ihren Weg über Felsen und Findlinge zu suchen. Ein- oder zweimal schaute Kit über seine Schulter zurück, um zu sehen, wie es den schleppenden Frauen wohl ergehen mochte, doch die Reiter waren den Fußgängern, mit Ausnahme einiger weniger Männer, die leicht mit den im Schritt gehenden Pferden mithalten konnten, ein oder zwei Stunden voraus. Sie konnten die Rufe der

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