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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Wirbelsäule hinunterjagte. Was für eine Verrücktheit war das? Er, der bis zu dieser erbärmlichen Angelegenheit in London niemals etwas getan hatte, was seine angenehme, vertraute und vergnügungsreiche Lebensführung hätte gefährden können, folgte irgendeiner verrückt-tollkühnen Laune … motiviert durch Ritterlichkeit, geblendet von kolonialem Patriotismus und ausgelöst von der Unwiderstehlichkeit einer Frau. Man sollte meinen, daß er aus seinen letzten Schwierigkeiten, die durch die Begegnung mit einer Frau ausgelöst worden waren, gelernt hatte, und diesmal konnte er nicht einmal den Teufel Alkohol verantwortlich machen. Großer Gott, er würde zum Gespött der berittenen Garde werden, wenn die jemals davon erfuhr. Der fröhliche Kit Ralston als Opfer einer Frauenlist! Nur, daß es hier keine Listen gab, von denen man erzählen konnte.
    Sie passierten das Tor im Inneren der Befestigungsanlage. Es war ein befestigtes Dorf mit Baracken und Ställen und einem großen Wehrturm; er bemerkte eine Reihe Männer in Feldkleidung, von denen manche Eisenhelme mit einer vertikalen Verlängerung zum Schutz der Nase trugen und eindeutig militärischen Angelegenheiten nachgingen. Das Tor schloß sich hinter ihnen, und Kit spürte, wie die Anspannung seine Männer durchdrang. Er hatte kein Recht, sie in eine persönliche Angelegenheit mit hineinzuziehen, die sich schnell zu einer Besessenheit auswuchs, oder doch? Aber sie waren Soldaten, und dies war ein Krieg. Vergiß das Mädchen, sagte er sich, und konzentrier dich auf den Kriegsvorteil, der vielleicht aus dieser Expedition gewonnen werden kann.
    »Laß uns ihnen zeigen, Havildar, was für ein Rückgrat die britische Kavallerie hat«, sagte er lebhaft.
    Abdul Ali grinste. »Mit dem größten Vergnügen, Sir.« Er rief den Sepoys hinter sich einen Befehl zu. Das Rasseln und Klirren der Harnische war zu hören. Die Hufe der Pferde griffen weit aus, die Soldaten in militärischer Habachthaltung, und das britische Empire, repräsentiert von dieser kleinen Schar, war bereit, Akbar Khan Auge in Auge gegenüberzutreten.
    Ihre Eskorte paßte sich einfach ihrer größeren Geschwindigkeit an, bis sie ein quadratisches Haus erreichten, welches hinter einer Steinmauer und inmitten eines ungereimt liebreizenden Gartens stand. Sie ritten in einen Hinterhof, wo Kit seiner Gruppe das Kommando gab anzuhalten, und sie blieben in Habachthaltung beobachtend stehen.
    Zwei Frauen mit Schleiern, aber ohne den auf der Straße zu tragenden Chadri, traten aus dem Torbogen an einer Seite des Hauses ins Freie. Die Männer um Ayesha gaben den Weg frei, und die Frauen gingen zu ihr, um ihr absteigen zu helfen. Die angebotene Hilfe verschmähend, glitt sie behende aus dem Sattel. Sie warf einen Blick zurück über die Schulter dorthin, wo der Leutnant und seine Männer auf ihren Pferden verharrten, schien zu zögern und machte dann, nachdem sie eine Entscheidung getroffen hatte, einen Schritt auf Kit zu.
    »Wenn du mit Akbar Khan verhandeln willst, Christopher Ralston, dann sei kühn und wahrhaftig.«
    Eine der Frauen warf die Hände nach oben und ließ einem Wortschwall des Protests freien Lauf, als Ayesha mit dem Ungläubigen sprach. Sie ergriff das Mädchen am Arm und zog sie eilends durch den geschwungenen Torbogen.
    Christopher sah zu, wie die weißgekleidete Frau verschwand. Erst dann wurde er sich der Augen bewußt, die auf ihm ruhten. Er wandte sich zu einem anderen Eingang um, der viereckig in der Rückwand des Hauses angelegt war. Dort stand ein Mann, untersetzt und breitschultrig, bekleidet mit einem einfachen braunen Rock und mit einem Säbel, der in der Schärpe um seine Taille steckte. Er trug weder einen Turban noch einen Kappe, und seine Hände hatte er tief in den Taschen seines Rocks vergraben. Ein strahlender Blick aus blauen Augen lag leicht fragend auf Leutnant Christopher Ralston und seinen Männern. Dann drehte er sich um und ging zurück ins Haus.
    Akbar Khan steuerte auf den Eingang des Frauengemachs, des Zenana, zu, sein Gesichtsausdruck war nachdenklich. Die beiden Wachen grüßten ehrfürchtig, als er durch den reich mit Perlen bestickten Vorhang in die Räume der Frauen trat. Er mochte die Geräusche, die Frauen machten, ihr weiches Trillern, das gelegentliche Aufklingen ihres Lachens, das warme, anrührende Geheimnis ihres Lebens in ihrer verborgenen, duftenden Abgeschiedenheit. Sie hatten sich um Ayesha geschart, die nun ohne den Chadri und ohne Schleier auf einem

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