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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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niedrigen Diwan saß. Sie blickte auf, als er eintrat, erhob sich langsam und begrüßte ihn mit einem Salaam gemeinsam mit den übrigen Frauen, die sich auf sein Zeichen in einer zwitschernden Wolke zurückzogen.
    »Was also hast du mir mitgebracht, Ayesha?« Er legte die Fingerspitzen zusammen und blickte sie nachdenklich an.
    Ayesha ließ sich von der ruhigen Frage und der scheinbaren Gefaßtheit des kräftigen Körpers nicht beirren. Nach beinahe acht Jahren in Akbar Khans Zenana kannte sie jede Facette dieses leidenschaftlichen, widersprüchlichen Mannes. Wenn er ihre Antworten nicht mochte oder auch nur geringste Falschheit in ihnen witterte, dann würden die Männer sterben, und sie würde die Konsequenzen für ihre eigene falsche Beurteilung der Situation zu tragen haben.
    Das Zusammentreffen bei dem See mußte tiefer verborgen werden als das Zentrum der Erde. Und auch das fremde prickelnde Gefühl von Erregung, das sie in der Gesellschaft von Christopher Ralston überfiel, mußte mit ihm begraben und selbst aus ihrem eigenen Bewußtsein ausradiert werden.
    »Ich hoffe zuversichtlich auf deine Großmut«, sagte sie und drehte sich zu einem Beistelltisch, auf dem eine Schale mit Sorbet stand. »Wirst du eine Erfrischung nehmen?«
    »Meine Zufriedenheit oder Unzufriedenheit hängt von deiner Erklärung ab«, antwortete er und wies mit einer Handbewegung die Schale zurück, die sie ihm entgegenhielt. Er ließ sich auf dem Diwan nieder und deutete auf den Polsterschemel zu seinen Füßen. »Was könnte dich dazu veranlaßt haben, diesen Feringhee in meine Burg zu bringen?«
    Sie nahm auf der Ottomane Platz und wählte ihre Worte sorgfältig, indem sie mit dem plötzlichen Eintreffen des Leutnant Ralston und seiner Männer in dem Nomadenlager begann. Wie immer achtete sie aufmerksam auf jedes Anzeichen für Akbar Khans Laune oder Einstellung, eine Gewichstverlagerung, das Flackern eines Auges, das Zucken eines Lids oder eines Gesichtsmuskels. Sie meinte zu wissen, welche Reaktion sie auf ihren Vorschlag erhalten würde, die Botschaft aus Kabul zu diesem heiklen Zeitpunkt im Fortschreiten der Feindseligkeiten doch wenigstens anzuhören, auch wenn die Rebellen derzeit die Oberhand zu haben schienen, aber bei Akbar Khan konnte man nie sicher sein. Es war seine Unberechenbarkeit, die ihn zu einem so gefährlichen Gegner und überspannten Herrscher machte.
    Als sie mit ihrem Bericht zu Ende war und sich einem erwartungsvollen, aber unangenehmen Schweigen überließ, stand er auf. »Ich werde mir diesen Christopher Ralston selbst ansehen. Laß uns hoffen, daß seine Botschaft eine ehrliche ist und daß dein Instinkt dich nicht fehlgeleitet hat.« Er schritt auf den Vorhang zu, drehte sich noch mal um und musterte sie, sich dabei über den kleinen spitzen Bart streichend, wie sie ruhig dastand und wartete, daß er sich entfernen und sie entlassen würde. Etwas blitzte in den hellen blauen Augen auf, ein Glimmen, das ihr ein Zittern der Besorgnis die Wirbelsäule hinuntertrieb. »Du wirst dich nach dem Essen zu unserer Unterhaltung zu uns gesellen, Ayesha. Es interessiert mich zu sehen, wie sich der Engländer in der Gesellschaft einer Frau benimmt, die von seinem Volk ist und doch nicht dazugehört.«
    Der Vorhang raschelte weich nach seinem Fortgehen, und sie stand da und kaute auf der Unterlippe. Die Gefahr war alles andere als vorüber. Ja, man könnte eher sagen, daß sie soeben erst begann. Er hatte etwas in ihren Erklärungen entdeckt, das ihn nicht zufriedenstellte, aber es war nicht verdächtig genug, um ihn zu einem Vorgehen gegen sie oder die Männer zu veranlassen. Also würde er sein Urteil zurückhalten und warten, bis er fand was er suchte oder die Überzeugung gewann, daß der Auftrag aufrichtig war. Was aber hatte dieser letzte Befehl zu bedeuten? Dieses unangenehme Glimmen in seinen Augen? Was sollte er prüfen – oder wen? Sie … oder Christopher Ralston?
    Die Frauen kehrten schnatternd in den Raum zurück, aber sie wandte sich von ihren Fragen ab, warf sich einen Schleier über den Kopf und trat in einen kleinen Innenhof. Ein Sittich kreischte laut von der Stange herab, an der er festgemacht war. Sie nahm eine Handvoll Sonnenblumenkerne und fütterte den Vogel, der aufgeregt schrie und auf und ab hüpfte, von ihrer Handfläche aus. Als die Körner in ihrer Hand jedoch verzehrt waren und sie in ihrer Gedankenverlorenheit vergaß, sie zurückzuziehen, da hackte der Vogel bösartig in die weiche

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