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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Sag den Männern, daß sie zusammenpacken sollen, Havildar. Ich habe einen Verdacht, dem ich folgen möchte.«
    Abdul Ali verbarg höflich seine Skepsis und sein Erstaunen über diesen frischen Befehlston von einem Menschen, der sein Desinteresse an und Spott für das gesamte Unterfangen bis dahin kaum verhehlt hatte. Er gab die notwendigen Befehle, und binnen kurzem bahnte sich die kleine Gruppe ihren Weg durch die Bäume hin zum See.
    Dieser lag friedlich und verlassen da, ohne einen Nachklang seiner vor kurzem noch anwesenden Besucher. Die Mittagssonne schien zwischen den Bäumen hindurch und tanzte auf der Wasseroberfläche wie ein mutwilliger Kobold. Ausnahmsweise hatte Kit diesmal nichts am Licht und an den phantastischen Bildern, die es schuf, auszusetzen. Er führte seine Gruppe um den See herum, wo das Gras von Fußabdrücken zu etwas wie einem Weg niedergetreten worden war. Sie folgten dem Pfad zwischen die Bäume und fanden sich dann in steil ansteigendem Gelände wieder.
    »Scheint nach oben in die Berge zu führen, Sir.« Abdul schloß zu Kit auf. »Von unten aus der Ebene sah es so aus, als ob der Wald nur den Fuß des Berges bedecke.«
    Kit nickte. »Das Licht spielt einem merkwürdige Streiche an diesem Ort.« Sie ritten weiter in eine sich noch vertiefende Stille hinein, bis sie nicht einmal mehr den Ruf eines Vogels vernahmen, sondern nur noch die Hufe ihrer Pferde, unter denen kleinen Äste knackten.
    Die Frauen konnten nicht mehr als eine Stunde Vorsprung haben, wo zum Teufel waren sie also? Kit blickte sich um, und seine Unruhe nahm zu. Abdul saß auf seinem drahtigen Pony, die Nase in den Wind gehalten und die Augen ruhelos umherschweifend, um einen möglichen Hinweis auf die Gefahr zu erhaschen, die sie alle lauern spürten. Und dann war sie plötzlich da.
    Der Wald hörte abrupt vor einer Ebene auf und die kleine Patrouille fiel beinahe über ein Nomadenlager. Die schwarzen Zelte drängten sich auf einer sandigen, flachen Anhöhe zusammen, die sich hoch über einer tiefen Schlucht im Schatten der zerklüfteten Felsen ausbreitete.
    »Großer Gott!« murmelte Kit und verfluchte sich zugleich, weil er nicht daran gedacht hatte, einen der Sepoys als Späher vorauszuschicken. Die Nomaden waren normalerweise nicht besonders kriegerisch, aber zu dieser Zeit konnte man sich auf nichts mehr verlassen, und von Räubern wimmelte es nur so in dieser Gegend.
    Männer traten aus den Zelten, mit schwarzen Kopfbedeckungen und langen Chapans aus weißer, selbstgesponnener Baumwolle, die lose um ihre Körper flatterten.
    »Wartet!« befahl Kit in scharfem Ton, als seine Soldaten ihre Musketen hoben. »Wir wollen erst sehen, wie sie reagieren.«
    Die Nomaden schienen auf die Gruppe zuzugleiten. Sie hielten Stöcke in ihren Händen und Messer in den Falten ihrer Chapans verborgen, aber Schußwaffen konnte Kit nirgends ausmachen. Daher gestattete er sich zu warten, welche Absichten sie zeigten. Als sie näher kamen, wurde die nackte Feindseligkeit in ihren Augen und in ihrer Haltung offensichtlich. Er war im Begriff den Befehl zum Feuern und anschließendem Rückzug zu geben, als eine Stimme – eine bereits vertraute Stimme – scharf etwas auf Paschtu in die bedrohliche Stille rief, die sich über das Lager gesenkt hatte.
    Die Gestalt in dem seidigen weißen Chadri kam schnell auf sie zu, und die Männer zögerten, obwohl ihre feindseligen Augen weiterhin auf die Eindringlinge geheftet blieben. Die Patrouille ignorierend, wandte sie sich an die Nomaden, und ihre Worte flossen leise und schnell. Es gab Stirnrunzeln, Murmeln, aber erst einmal machte niemand eine Bewegung auf die Gruppe von Soldaten zu.
    Schließlich wandte sie sich an Kit und fragte ihn auf persisch: »Was hast du hier zu suchen?«
    Er blickte die verhüllte Gestalt an, und seine Augen suchten nach dem grünen Blick hinter dem gestickten Einsatz ihres Schleiers … suchten und fanden. »Ich habe dich gesucht«, antwortete er bestimmt und hoffte, daß niemand außer ihnen Persisch verstand. Bildete er sich das Flackern hinter dem Ru- Bandnur ein?
    »Das ist eine dumme Suche«, erwiderte sie in einem Ton kühler Gleichgültigkeit, bevor sie sich zu den in Mäntel gehüllten bärtigen Männern umdrehte. Wieder sprach sie zu ihnen, und der Name Akbar Khan war deutlich unter den übrigen Worten herauszuhören. Kit spürte, wie Abdul sich versteifte, und aus einer plötzlichen Eingebung heraus sprach er plötzlich englisch.
    »Ich habe etwas mit Akbar

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