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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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»Und?«
    »Marina hat sich gemeldet. Ihr geht es gut. Franks trifft sich heute Abend mit ihr.«
    In Annis Kopf wirbelten tausend Fragen durcheinander.
    »Das ist alles, was ich weiß«, sagte Mickey, um ihr zuvorzukommen. »Mehr konnte er mir auch nicht sagen.«
    »Heißt das, wir sind heute Abend im Einsatz? Was auch immer das für ein Einsatz sein wird?«
    »Nein, das heißt es nicht.« Mickey wirkte enttäuscht. »Ich habe ihm gesagt, dass wir auf Zusammenhänge zwischen dem Mord an Graham Watts und dem Mord in Suffolk gestoßen sind. Er will, dass wir an der Sache dranbleiben. Angeblich würde unsere Anwesenheit heute Abend nur für Unruhe sorgen.« Mickeys Tonfall machte unmissverständlich klar, was er davon hielt.
    »Ach so?«
    »Wir stehen in einer zu engen Beziehung zu Marina.«
    »Mit anderen Worten: Wir sind gut genug, um sie zu suchen, aber nicht gut genug, sie auch zu finden?«
    »Hm.« Mickey überlegte kurz. »Ich bin trotzdem froh, dass es ihr gutgeht.«
    »Hoffentlich hat sie meinen Wagen ordentlich behandelt.« Anni wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu. »Na ja, auf jeden Fall haben wir jetzt reichlich Ansatzpunkte. Ich glaube, wir werden noch eine ganze Weile hier beschäftigt sein.«
    »Das glaube ich auch.«
    Verstohlen sah Anni sich um. Bis auf sie beide war das Büro verlassen. Dann schaute sie zu Mickey, und ihre Augen blitzten. »Hast du dir je vorgestellt, wie es wäre, es hier mit mir zu treiben? Auf meinem Schreibtisch?«
    Mickey starrte sie mit offenem Mund an. Er schien etwas sagen zu wollen, doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen.
    Anni rieb kichernd ihr Bein an seinem. »Bist du jetzt geschockt?«
    Mickey schluckte und blinzelte zweimal. »Nein«, sagte er schließlich. »Geschockt nicht.«
    »Sondern?«
    Jetzt blitzten auch seine Augen.
    »Ich staune nur, wie gut du meine Gedanken lesen kannst …«
    75 Marina hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
    Die Scheune war gigantisch, modern und funktional. Ein mit Blechen verkleidetes Betongerippe. Selbst der Boden war aus Beton. Die Heuballen waren neben die Landwirtschaftsmaschinen an die Wände geschoben worden, um in der Mitte einen freien Platz zu schaffen. Der typische Farmgeruch lag in der Luft: Tierdung und Nitrat. Wahrscheinlich würde er sich nie ganz verflüchtigen, er war bis ins Fundament der Scheune eingedrungen. Schon bald jedoch würden andere, strengere Gerüche ihn überlagern. Schweiß. Blut. Geld.
    Sie war zu Sandro zurückgekehrt und hatte ihm die Neuigkeiten über Phil mitgeteilt. Sandro hatte sie, ein wenig steif, in die Arme genommen. Sie wusste, dass er sich mit solchen Gesten schwertat, und freute sich umso mehr, dass er sich dazu überwunden hatte. Danach empfand sie zum allerersten Mal in ihrem Leben so etwas wie echte Zuneigung für ihn. Und sie war sich ziemlich sicher, dass er es gemerkt hatte.
    Die Kehrseite war allerdings, dass sie jetzt Schuldgefühle hatte wegen ihres Anrufs bei Franks. Aber damit würde sie sich später auseinandersetzen müssen. Sandro musste sich auf seinen Kampf einstimmen, und auch sie täte gut daran, sich mental vorzubereiten. Sie würde sich ihre Tochter zurückholen. Koste es, was es wolle.
    Sandro kam aus dem Bad, die Sporttasche über der Schulter, die Kapuze seines Sweatshirts tief in die Augen gezogen. Sie versuchte mit ihm zu reden, doch er reagierte kaum. Sie sah ihm in die Augen. Ihr Bruder war verschwunden, und eine andere Person war an seine Stelle getreten. Eine Person, die härter, kälter und wütender war. Ein Kämpfer. Marina war vor ihm zurückgezuckt. Sie hatte in die Augen ihres Bruders geschaut und darin ihren Vater gesehen.
    Sie nahmen Sandros schrottreifen Mondeo, weil sie nicht in Annis Wagen gesehen werden wollte. Fast die ganze Fahrt über schwiegen sie. Sie saßen nebeneinander und waren gleichzeitig in völlig unterschiedlichen Welten. Jeder ganz und gar auf sein Ziel fixiert.
    Als sie von der Hauptstraße abbogen und sich dem Farmgelände näherten, staunte Marina nicht schlecht. Sie mussten sich in eine lange Autoschlange einreihen. Eigentlich hatte sie erwartet, dass die anderen Autos ungefähr so aussehen würden wie Sandros – verbeulte Rostlauben, die nur noch von der Lackschicht zusammengehalten wurden. Weit gefehlt. Zwar waren durchaus einige alte Blechkisten darunter, aber es gab mindestens ebenso viele Oberklasse-Modelle: BMW , Mercedes, Lexus.
    Am Eingang zum Gelände waren Sicherheitsleute postiert. Riesige Kerle

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