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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Phil stützte eine Hand auf den Nachttisch und versuchte sich aus dem Bett zu hieven. »Ich muss … ich muss …«
    Franks legte ihm sanft, aber bestimmt eine Hand gegen die Brust. »Sie bleiben, wo Sie sind, und sehen zu, dass Sie wieder gesund werden.«
    Phil schüttelte den Kopf. Diesmal ignorierte er das Schwimmen darin. »Nein. Don ist tot … Ich muss …«
    »Phil. Nicht.« Franks schlug seinen Befehlston an. »Sie müssen liegen bleiben.«
    Erschöpft und unter Schmerzen ließ Phil sich zurück in die Kissen fallen. Er starrte zu Franks empor. »Wo ist … Marina? Ich will Marina sehen …«
    Franks zögerte. Jetzt kam der Teil, vor dem er sich gefürchtet hatte.
    73 Sandro beobachtete seine Schwester. Nach dem Telefonat war sie wie im Rausch gewesen. Wutschnaubend, voller Energie. Am liebsten wäre sie auf der Stelle losgestürmt und hätte Josephina befreit. Aber da sie vorerst nichts tun konnten außer zu warten, war das Hoch allmählich wieder abgeflaut. Kaum dass sich das Adrenalin in ihrem Blut verflüchtigt hatte, war sie in ein tiefes Loch gefallen.
    »Kann ich … Ist … alles klar bei dir?« Die Worte fühlten sich fremd an in seinem Mund. Er schaute auf die Uhr. Nicht mehr lange. Dann sah er wieder zu Marina. Er konnte sie nicht einfach so hier sitzen lassen. »Hör mal, ich … Gibt es …?«
    »Ich will meine Familie zurück«, sagte sie kläglich.
    Natürlich wusste Sandro, welcher Teil ihrer Familie damit gemeint war. Die Worte hatten ihn nicht verletzen sollen, und nach all der Zeit taten sie das auch nicht mehr. Sie war trotzdem noch seine Schwester.
    »Warum rufst du nicht im Krankenhaus an und erkundigst dich, wie es Phil geht?«
    Sie sah auf. »Glaubst du, das will ich nicht? Glaubst du, ich denke nicht jeden Tag und jede Sekunde daran? Ich habe es schon mal probiert, und schau dir an, was dabei herausgekommen ist.«
    »Probier’s noch mal. Von dem Handy aus, auf dem sie dich immer anrufen. Was könnte denn schlimmstenfalls passieren? Jetzt noch?«
    »Das weißt du genau. Dass ich Josie verliere.«
    »So, wie die Frau bei eurem letzten Gespräch drauf war? Auf keinen Fall. Sie will genauso sehr wie du, dass die Sache endlich vorbei ist. Oder nimm einfach mein Telefon.«
    »Noch riskanter«, entgegnete sie. »Dann können sie den Anruf hierher zurückverfolgen.« Sie überlegte kurz. »Ich suche mir eine Telefonzelle, von der aus ich anrufen kann.«
    »Eine Telefonzelle, die funktioniert? Hier in der Gegend? Viel Glück.«
    »Irgendwo muss es doch eine geben …«
    »Ich kenne keine.«
    Sie stand entschlossen auf. »Ich gehe jetzt. Vielleicht finde ich ja doch eine.«
    Sandro machte ein Gesicht, als wolle er widersprechen, allerdings fiel ihm kein Gegenargument ein. »Okay«, sagte er schließlich. »Soll ich mitkommen?«
    »Das schaffe ich schon allein. Der Spaziergang bringt mich hoffentlich auf andere Gedanken.«
    Sie verließ das Haus, ehe er etwas erwidern konnte. Draußen war es kühl, die Sonne wirkte weit weg. Marina ging die mit Schlaglöchern übersäten Straßen entlang und hielt Ausschau nach einer Telefonzelle. Sie erreichte die Hauptstraße, an der kleine Läden, Cafés und Pubs aussahen, als hätten sie den Kampf ums Überleben längst aufgegeben und sich mit ihrem langsamen, bröckelnden Tod abgefunden.
    Genau hier wurde sie fündig.
    Sie rannte auf die Zelle zu und betete, dass das Telefon darin noch funktionierte. Zu ihrem Erstaunen war dies der Fall. In der Zelle stank es, und der Hörer war mit einem Fettfilm überzogen, aber er gab ein Freizeichen von sich. Selbst die Vandalen machen um den Ort hier einen Bogen, dachte sie.
    Sie zog einen Zettel mit der Telefonnummer des Krankenhauses aus ihrer Hosentasche und wählte. Sobald die Verbindung hergestellt war, holte sie tief Luft, nannte ihren Namen und den Grund ihres Anrufs. Dann wartete sie. Irgendwann kam eine Krankenschwester an den Apparat, allerdings nicht bevor sie ein Klicken in der Leitung vernommen hatte. Jemand hörte mit.
    »Ihr Mann ist aufgewacht«, teilte die Schwester ihr mit. »Sein Zustand ist stabil.«
    Die Erleichterung, die sie daraufhin überkam, war so überwältigend, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. »Oh … oh … Kann ich … Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Er schläft gerade.«
    »Geht es ihm gut? Er ist doch nicht …?«
    »Er ist noch schwach, aber er erholt sich gut.« Eine Pause, dann hörte sie jemanden im Hintergrund etwas sagen. »Wenn Sie mir eine

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