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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Oberschenkel berührten sich. Sie spürte die Hitze seines Körpers. Es war berauschender als Cannabis.
    Mickey sah sie nicht an, sondern starrte hochkonzentriert auf den Bildschirm.
    »Da steht’s«, sagte sie. »Er hat früher für die Sloanes gearbeitet.« Sie beugte sich ein Stück vor. »In ziemlich hoher Stellung sogar. Rechte Hand der Geschäftsleitung und so weiter. Hat als Vorarbeiter auf der Farm angefangen und sich dann hochgearbeitet. Als sich die Sloanes auf die industrielle Landwirtschaft verlegt haben, wurde er befördert. Und dann … oh. Haben sie ihn entlassen. Offenbar fristlos, aus heiterem Himmel. Und dann kam die Polizei ins Spiel.«
    »Wieso das?« Mickey sah sie fragend an.
    »Watts bekam eine Verwarnung wegen Nötigung. Hier steht, er hat ausgesagt, die Sloanes würden ihm Geld schulden. Sehr viel Geld sogar. Sie hätten ihn ohne Rente gefeuert. Er habe versucht, mit ihnen darüber zu reden, und als das nichts gebracht hat, habe er damit gedroht, alles auffliegen zu lassen. ›Alles auffliegen zu lassen‹ – das war seine Formulierung. Die Sloanes hingegen behaupteten, er habe gar nichts gegen sie in der Hand. Er habe sie bedroht und Lügenmärchen über sie in die Welt gesetzt. Offenbar ist er ihnen gegenüber handgreiflich geworden.«
    Mickey las die nächsten Zeilen. »Aber dann haben die Sloanes ihre Anzeige zurückgezogen und die Sache auf sich beruhen lassen. Und die von Watts angekündigten Enthüllungen blieben aus.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Du weißt, was das bedeutet.«
    Anni nickte. »Mag sein, dass er keine Rente bekommen hat, aber dafür Schweigegeld.«
    »Genau. Und vielleicht war es ihm auf Dauer nicht genug, deswegen wollte er nicht mehr schweigen.«
    »Du glaubst, das steckt dahinter?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um. »Ein fehlgeschlagener Erpressungsversuch?«
    »Könnte doch sein. Vielleicht war er abgebrannt und wollte sich Nachschub besorgen.«
    »Und du meinst – was? Dass die Sloanes einen Killer auf ihn angesetzt haben?«
    »Das sollte man doch zumindest mal in Erwägung ziehen.«
    Sie schauten einander an. Anni bemerkte ein Blitzen in Mickeys Augen und ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel. Er rückte näher.
    »Lass das …«
    »Ich habe doch gar nichts gemacht.«
    »Und du wirst auch nichts machen. Wir sind zum Arbeiten hier.«
    Sie wandten sich wieder dem Bildschirm zu.
    »Die Sloanes«, murmelte Mickey. »Bruder und Schwester. Blutbad, Haus des Todes und der ganze Zirkus.«
    »Das sind die beiden.«
    Er drückte einige Tasten und rief ein anderes Dokument auf. »Ja. Hier steht es. Der Adoptivbruder hat mit einem Jagdgewehr auf sie gefeuert, aber sie haben überlebt. Seinen Adoptivvater und seine leibliche Mutter allerdings hat er erschossen. Stuart Sloane, so hieß er.«
    Anni runzelte die Stirn. »Stuart Sloane …«
    Mickey beugte sich noch dichter zum Monitor. »Und das ist noch nicht alles. Rate mal, wer damals Stuart Sloane mit der Tatwaffe in der Hand gefunden hat.«
    »Keine Ahnung.«
    »Graham Watts.«
    Anni sah Mickey verblüfft an. »Interessant. Wann war das?«
    »Vor sechzehn oder siebzehn Jahren.«
    »Stuart Sloane wurde letzten Freitag aus der Haft entlassen. Er hat sich nie in seiner Resozialisierungseinrichtung gemeldet. Scheint einfach untergetaucht zu sein.«
    »Und jetzt ist Graham Watts tot.«
    Anni zog die Schultern hoch. »Zufall?«
    »Keine Ahnung.« Mickey lehnte sich grübelnd zurück. »Aber da war noch etwas. Warte mal … Hat nicht …« Er zog nachdenklich die Brauen zusammen. »Gab es in dem Mordfall, den Jessie James bearbeitet, nicht auch eine Verbindung zu den Sloanes?«
    Anni grinste. »Jemanden mit so einem Namen kann ich einfach nicht ernst nehmen.«
    »Dieser ältere Mann, den sie befragen wollte und der dann auf einmal tot war. Wenn mich nicht alles täuscht, hatte der doch auch irgendwie mit den Sloanes zu tun.«
    Mickeys Handy klingelte. Er warf einen Blick auf das Display. »Franks«, sagte er zu Anni, bevor er ranging.
    Kurz darauf sah Anni, wie er erstaunt die Augen aufriss.
    »Geht es ihr gut?«
    Sie wusste sofort, von wem Mickey sprach, und signalisierte ihm hektisch, er solle sein Handy auf Lautsprecher stellen. Mickey jedoch war ganz auf das konzentriert, was Franks ihm sagte. Sie rutschte näher heran und versuchte dem Gespräch zu folgen, aber es war zu einseitig, daher beschloss sie sich zu gedulden, bis Mickey fertig war.
    Irgendwann legte er auf. Anni sah ihn auffordernd an.

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