Jaeger
Ihnen –«
»Rollenspiele sind eine Sache«, unterbrach Dee sie erstickt. »Wenn sie einvernehmlich geschehen und beiden Spaß machen. Aber das hier …«
Helen starrte die andere Frau an. Sie hatte Dee nie leiden mögen. Sie war ihr immer komisch und irgendwie unheimlich vorgekommen, als wäre sie gar nicht menschlich. Es gab keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Als sie sich zum Reden hingesetzt hatten, war sie fest davon ausgegangen, dass Dee versuchen würde, sie aufs Kreuz zu legen. Dass sie anfing zu weinen, hätte sie nie im Leben erwartet. Jetzt begriff sie auch, warum Dee so war, wie sie war. Ihr Charakter, ihr Verhalten … was sie gerade gesehen hatte, erklärte alles.
»Es … es tut mir so leid, Dee. Das muss … schrecklich für Sie sein.«
Mit geröteten Augen sah Dee zu ihr auf. »Sie haben ja keine Ahnung.«
»Einfach furchtbar …«
Dee nickte. »W … wieso sind Sie hergekommen, Helen? Was wollen Sie?«
»Ich …« Die Frage brachte Helen aus dem Konzept. Sie hatte ihr ursprüngliches Anliegen fast vergessen. »Es geht um Jeff. Ich wollte bloß, dass Sie Bescheid wissen, dass … dass ich nichts mit dem zu tun hatte, was auch immer er vorhatte.«
Dee sah sie scharf an. »Wissen Sie, wo sie jetzt gerade sind? Was sie planen?«
»Nein.«
»Oh.« Dee ließ den Kopf hängen und begann erneut zu schluchzen. »Haben Sie …« Man konnte sie kaum verstehen. »Wollen Sie Geld? Geht es darum? Sollen wir Sie bezahlen, damit Sie den Mund halten über … die ganze Angelegenheit?«
»Also, ja, so könnte man es wohl sagen.«
Dee nickte unter Tränen. »Sie kommen her, holen sich Ihr Geld ab, verschwinden wieder und verlieren kein Wort über uns.« Sie seufzte. »Wie simpel.« Noch ein Seufzer. »Wie wunderbar einfach …«
»Was soll das heißen?«
»Nehmen Sie Ihr Geld. Von mir aus, mir ist das egal. Und verschwinden Sie damit. Sie werden nichts sagen, das weiß ich. Sie haben ja gesehen, was er mit Jeff gemacht hat. Sie wollen nicht, dass Ihnen dasselbe passiert.«
»Nein. Das will ich nicht. Ich halte dicht. Sie können sich auf mich verlassen.« Helen konnte kaum glauben, wie einfach es war.
»Ich weiß, Helen. Mit Geld kann man Ihre Loyalität kaufen.« Dee blickte sich im Raum um, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Mit Geld kann man alles und jeden kaufen …«
»Wie meinen Sie das?«
Dee sah Helen unverwandt ins Gesicht. »Mit Ihnen kann ich ja reden. Wir haben uns doch immer gut verstanden. Früher.«
Daran konnte Helen sich nicht erinnern, aber das behielt sie für sich.
»Michael. Ich will … ich will weg von ihm.«
Helen zuckte mit den Schultern. »Dann gehen Sie doch. Nichts hält Sie hier.«
»Oh doch, Helen, und ob. Er hat das ganze Geld. Ich habe nichts. Wenn ich Geld will, muss ich ihn anbetteln, damit er mir was gibt.«
»Aber Sie sind doch ein freier Mensch. Ich würde niemals bei jemandem bleiben, der mir so was antut.«
»Es spielt doch keine Rolle, was er ist oder nicht ist. Fest steht, dass ich ihn nicht verlassen kann.«
Helen lehnte sich zurück und dachte nach. In ihrem Kopf nahm ein Plan Gestalt an. Sie beugte sich nach vorn. »Dee, das Geld, von dem Sie gesprochen haben – um mich zu bezahlen. Wo wollten Sie das denn hernehmen?«
»Von Michaels Konto. Oder vom Firmenkonto.« Sie runzelte die Stirn, als verstehe sie den Sinn der Frage nicht. »Wieso?«
»Und wie wollten Sie darankommen?«
»Per Internetbanking. Ich kann es von seinem Konto abheben und auf meins überweisen.«
Helen lächelte. »Na, warum überwiesen Sie dann nicht einfach einen ganzen Batzen Geld von seinem auf Ihr Konto und machen dann, dass Sie von hier wegkommen?«
Dee sah sie an, als wäre ihr ein solcher Gedanke noch nie gekommen. »Aber … das geht doch nicht …«
»Wieso nicht?«
»Weil er mich finden würde … Er würde mich aufspüren und dann … wie Jeff …«
Helen überlegte erneut. Wie man Männern Geld abluchste – damit kannte sie sich aus. »Warum eröffnen Sie nicht ein neues Konto und deponieren heimlich Geld darauf? Gründen Sie eine Strohfirma, irgendein Subunternehmen, nur als Fassade, und dann zweigen Sie immer wieder kleine Summen ab, so lange, bis Sie genug haben, um verschwinden zu können?«
Dee dachte eine Weile nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Das klingt ja ganz gut, aber …«
»Was aber?«
»Ich will jetzt von ihm weg.«
»Was, jetzt sofort? Heute, meinen Sie?«
Dee nickte. »Das mit Jeff, das … war einfach
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