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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Sloanes hatten Vorlieben, die sich mit denen der Hibberts teilweise überschnitten. Schon damals hatte sie das Haus als kalt und leer empfunden. Trotz der vielen Leute, die lachten, tranken und Intimitäten austauschten, hatte sie keinerlei Wärme gespürt. Und jetzt, mit den kahlen Wänden, der hallenden Leere und den wenigen eckigen Möbelstücken, wirkte es noch abweisender. Wie ein teures Boutiquehotel, das darauf ausgelegt war, bewundert statt bewohnt zu werden.
    Helen wurde in einen Raum geführt, in dem zwei Sofas aus Chrom und schwarzem Leder einander gegenüberstanden. Dazwischen ein Tisch aus Metall und Glas, die leere Tischplatte spiegelblank poliert. Weitere Möbel gab es nicht. So stellte sie sich das Wartezimmer eines Privatarztes vor. Oder eines sehr kostspieligen Psychiaters.
    Helen war nicht zum ersten Mal in einem protzigen Haus zu Gast. Früher, als sie noch mit Jeff verheiratet gewesen war, hatten sie sich oft auf vornehmen, ausschweifenden Partys herumgetrieben. Aber dieses Haus – dieses Zimmer – war irgendwie anders. Es wirkte weder protzig noch vornehm, obwohl es in gewisser Weise beides war. Es sollte in erster Linie einschüchtern. Ja , schien es zu sagen. Wir sind reich. Reicher als du. Aber wir sind auch härter als du. Kälter als du. Und deswegen können wir dich zerquetschen. Vergiss das bloß nicht. So kam es Helen wenigstens vor. Und sie war sich sicher, dass sie nicht die Einzige war, der es so ging.
    Das Hausmädchen entfernte sich mit raschen Schritten, als hielte auch sie es nicht länger als nötig in diesem Raum aus. Trotzdem blieb Helen nicht lange allein. Als sie den Kopf hob, sah sie Dee Sloane im Türrahmen stehen. Vor Schreck fuhr sie zusammen.
    »Ich habe Sie gar nicht reinkommen hören.«
    »Ich gehe eben leise.«
    Dee Sloane ging bis in die Mitte des Raumes. Sie hatte nicht gelogen, Helen konnte ihre Schritte kaum hören. Nachdem sie auf dem anderen Sofa Platz genommen hatte, musterte Helen sie abschätzend. Sie war ungeschminkt und hatte sich die Haare zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden. Ihr schlanker, geschmeidiger Körper steckte in einem pinkfarbenen Nicki-Jogginganzug. Sie schlug die Beine unter und sah Helen erwartungsvoll an.
    »Sie wollten uns sprechen.«
    »Ich wollte Ihren Bruder sprechen.«
    »Der ist leider verhindert.« Dees Augen waren dunkel und unergründlich.
    Schweigen.
    Helen wurde unbehaglich zumute, doch Dee wirkte völlig entspannt. Erneut fühlte Helen Wut in sich aufsteigen. Sie merkte, wie sich ihre Atmung beschleunigte und sie innerlich zu vibrieren begann.
    »Sie wollten uns sprechen«, sagte Dee noch einmal.
    »Ja«, antwortete Helen und zügelte ihr Temperament. »Das ist richtig. Und ich wette, Sie wissen auch, weshalb.«
    Dee wartete.
    »Jeff ist tot.«
    Dee nickte. »Zu traurig.«
    »Er wurde ermordet.« Helen schleuderte ihr die Worte ins Gesicht. »Das wissen Sie genau.«
    Dee runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie ihn umgebracht haben.«
    Zutiefst erstaunt hob Dee die Brauen. »Ich?« Ihre Miene war die reine Unschuld.
    »Nein«, sagte Helen. »Natürlich nicht Sie persönlich. Sie würden sich nie die Finger schmutzig machen. Sie bezahlen lieber jemanden, der die Drecksarbeit für Sie erledigt. Das ist eher Ihr Stil.«
    Dee lehnte sich, noch immer mit gerunzelter Stirn, ein wenig vor, so als sei sie brennend daran interessiert, was Helen ihr zu sagen hatte. »Und wieso sollte ich das tun?«
    Auch Helen beugte sich nach vorn. Sie öffnete den Mund, doch die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Sie lehnte sich in die Polster zurück. Sah sich um. Ihr war ein Gedanke gekommen. »Das sage ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie das Zimmer garantiert verwanzt haben. Und das, was ich sage, bei erstbester Gelegenheit gegen mich verwenden werden.« Sie senkte die Stimme. »Sie wissen doch genau, was ich meine, also spielen Sie nicht das kleine Fräulein Unschuld. Na los, reden wir.«
    Verschiedenste Emotionen zogen über Dees Gesicht – doch sie waren zu schnell wieder verschwunden, als dass Helen sie hätte deuten können. Als würden hinter ihren Augen pechschwarze Krähen mit den Flügeln schlagen. Dann breitete sich ein Lächeln auf Dees Gesicht aus, und auf einmal war es, als hätte tatsächlich ein menschliches Wesen von ihrem Leib Besitz ergriffen.
    »Wir können hier reden«, sagte sie und sackte ein wenig in sich zusammen. »Hier ist es sicher.« Gleich darauf stieß sie einen

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