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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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gerochen. Lag es am Kymin oder daran, dass er seinen Duft tarnte? Der Mistkerl konnte sich unbemerkt an sie anschleichen.
    Was das Töten ungleich einfacher machte.
    »Bleib gefälligst zurück!« Sie hob ihre Krallen, bereit, ihm so viele Wunden beizubringen, wie sie irgend konnte.
    Der Wolf war groß, lang und muskulös. Er hatte eine klobige Schnauze, spitze Ohren und glühende Augen.
    Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
    Diese Augen.
    Der Wolf erstarrte und blickte zu ihr auf. Ein tiefes Rumpeln drang aus seiner Kehle.
    Oh, Gott, nein!
    Sie hatte diese Augen schon mal gesehen.
    Etwas stieß gegen ihren Oberschenkel, dass sie stolperte. Erin blickte nach unten, verängstigt und erstaunt zugleich.
    Judes Wandlung war abgeschlossen, und nun stand der Tiger neben ihr, der sie mit seinem Gewicht beiseite drängte.
    Damit er vor ihr stehen konnte.
    Sein Pelz war blutbefleckt, das wunderschöne Schwarzweiß beschmiert. Aber der Tiger war dem Wolf gewichtsmäßig immer noch weit überlegen. Er musste mindestens doppelt so groß sein. Seine Zähne waren länger, schärfer, und seine Krallen erst recht.
    »Nein!«, schrie sie, denn sie durfte das nicht zulassen.
    Der Wolf schwang seinen Kopf zu ihr und heulte. Es war ein gedehnter Klagelaut.
    Den sie nur zu gut kannte.
    »Nein«, flüsterte sie.
    Die Muskeln des Tigers spannten sich, als er sich sprungbereit machte.
    Sie durfte nicht erlauben, dass er das tat. Erin warf sich gegen ihn, vergrub die Finger in seinem Fell und klammerte sich mit aller Kraft an ihn. »Jude, lass den Wolf gehen!«
    Er zitterte und drehte den Kopf zu ihr, um ein Brüllen auszustoßen, das ihren ganzen Leib zum Erbeben brachte.
    Nun setzte der Wolf zum Angriff an.
    »Lass ihn!«, schrie Erin und hielt Jude noch fester. Das durfte nicht passieren!
    Aber der Wolf war schon da. Er beobachtete sie, ohne ein einziges Mal zu blinzeln.
    »Hau ab!«, fuhr Erin ihn an. Der Tiger war so angespannt, und Erin wusste, dass es Jude alle Kraft kostete, nicht anzugreifen.
    Dann neigte der Wolf die Schnauze zur Erde.
    Judes linke Tatze erhob sich zum tödlichen Schlag.
    »Lauf schon weg!«, schrie Erin, die all ihr Gewicht gegen den Tiger stemmte. Lauf weg, verdammt!
    Der Wolf drehte sich um und floh in die Dunkelheit.
    Erin, die die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, atmete aus und vergrub ihr Gesicht im weichen Tigerfell.
    Doch Jude sprang von ihr weg, so dass sie beinahe der Länge nach hinfiel. Zum zweiten Mal heute Abend.
    Jude hetzte auf die Bäume zu.
    »Nein! Jude, halt!« Sie wusste, dass der Mann im Tiger sie sehr gut verstand.
    Nur war sie sich nicht sicher, ob er auf sie hören würde.
    Als er nicht langsamer wurde, rief sie: »Das ist nicht der, der hinter mir her ist!«
    Immer noch verlangsamte er nicht.
    In wenigen Sekunden wäre er außer Hörweite.
    »Jude, das … das ist meine Mutter!«
    Die Krallen der Großkatze gruben sich tief in die Erde, als er sich mitten im Lauf bremste. Er wandte sich zu ihr und sah sie mit seinen blauen Augen an, die in der Dunkelheit sehr hell leuchteten.
    Nun wusste er es. Das letzte Geheimnis.
    Sie richtete sich auf, wobei sie wünschte, ihre Knie würden sich nicht so wacklig anfühlen. »Erinnerst du dich an die verrückten, psychopathischen Wölfe, von denen du mir erzählt hast? Ich sollte dir wohl verraten, dass ich einer von denen bin.«
    Aus der Ferne drang Wolfsgeheul zu ihr, das ihr mitten ins Herz schnitt.
    »Jude! Jude, verdammt, warte! Du blutest immer noch!«
    Er stieß die Moteltür auf, hörte das Knallen, als sie gegen die Wand flog, und stampfte über die Schwelle. Es kostete ihn einiges, seine Wut zu bändigen.
    Erin griff nach seinem Arm. »Bleib stehen und hör mir zu!«
    Die Zähne zusammengebissen, drehte er sich zu ihr um. Er hatte es geschafft, seine Ersatzjeans, die er für Wandelnotfälle im Truck aufbewahrte, anzuziehen, aber seine Wunde brannte nach wie vor wie Feuer, und an ein Hemd war gar nicht zu denken gewesen.
    Erin sah zu ihm auf, ihr Gesicht vollkommen ernst und die Unterlippe zitternd. Wie wunderschön sie war!
    Eine Wölfin?
    Mist!
    »Ich … ich hätte es dir früher sagen sollen.«
    Oh ja, das hätte sie.
    Sie schlang die Finger um seinen Arm. »Du hast mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, wie du über Wölfe denkst.«
    »Süße, so denkt jeder über die.« Alle Anderen jedenfalls. Sie alle kannten die Regel: Wenn du klug bist, halt dich von Wölfen fern.
    Klug. Er verzog das Gesicht. Er war es schon mal nicht, denn

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