Jäger der Nacht (German Edition)
später holte sie zitternd Luft. „Sie haben mich gejagt wie ein Tier, das man einfangen muss.“
Er ballte die Hände in ihren Haaren, unterbrach sie aber nicht.
„Ich hatte gedach t … vielleicht würde mein Vate r … aber natürlich nicht, er ist ein Medialer. Er will seine Investition zurückbekommen. Es interessiert ihn nicht, dass ich meine Entscheidung getroffen habe, dass ich sterben würde, wenn sie dich töten.“
„Es ist nicht so leicht, mich umzubringen, Rotfuchs.“
„Es ist dumm, aber ich fühle mich von meinem Vater verraten, obwohl er niemals wirklich ein Vater für mich war. Wie konnte er zulassen, dass sie mich auf diese Weise jagen.“
Vaughn wusste nicht, wie er diesem Schmerz begegnen sollte. Er hielt sie einfach fest und sagte ihr, wie unendlich wertvoll sie für ihn war. Schließlich schlief sie ein. Und auch er fiel in einen leichten Schlaf, sicher in seinem Haus, in das kein Medialer eindringen konnte, ohne hundertfachen Alarm auszulösen.
Um neun wachte Faith auf. Ihr Körper wollte nicht mehr schlafen, obwohl er sich noch nicht genügend ausgeruht hatte. Doch ihre Katze beschwerte sich, als sie sich bewegte, und bat sie, still zu liegen. Mit einem Lächeln kuschelte sie sich wieder an ihn, lauschte dem Wasserfall und saugte das Sonnenlicht auf, das durch die Lüftungsöffnungen in Vaughns Höhle schien.
Die ausgeklügelte Anordnung der farbigen Scheiben ließ ein Mosaik auf dem Teppich entstehen und das schöne Lichtspiel nahm ihre Aufmerksamkeit gefangen. Arrangiert und doch jede Minute anders, je nach Lichteinfall.
Mitten in diese Betrachtungen hinein erklang das Läuten der Kommunikationskonsole. Vaughn würde sicher nicht rangehen, deshalb kroch sie unter seinen Armen hervor und ging hinüber zur Anlage. Wir müssen und unbedingt etwas anschaffen, was man neben das Bett stellen kann, dachte sie, als sie sich auf dem Audiokanal meldete.
Die Stimme, die ihr antwortete, kam so unerwartet, dass sie volle zehn Sekunden kein Wort herausbrachte. Vaughn war inzwischen aufgestanden und stand neben ihr. Sie überließ ihm die Entscheidung. Denn mit der Person am anderen Ende der Leitung hatte sie zuletzt gerechnet.
26
Kaum vier Stunden später betrat Faith an der Seite von Vaughn einen Besprechungsraum im Gebäude der DarkRiver-Leoparden. Durch seine zentrale Lage in unmittelbarer Nähe des geschäftigen Treibens von Chinatown profitierte die Einrichtung sowohl vom Schutz der Gestaltwandler als auch davon, so manches mitzubekommen, was die Medialen geheim zu halten versuchten. Die Bewohner des Viertels wiederum erwarteten, dass die DarkRiver-Leoparden sie vor kriminellen Banden schützten.
Doch Faiths Gedanken kreisten jetzt nicht um Sicherheit. Es war eher so, dass sie überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sie reagierte nur automatisch, wie sie es in jahrelanger Übung gelernt hatte. „Guten Tag, Vater.“
Anthony Kyriakus erhob sich, kam ihr aber nicht entgegen. „Guten Tag, Faith.“
Faith wusste nicht, was sie fühlen sollte. Sie war darauf eingestellt gewesen, abgeschnitten von anderen Medialen zu leben, da der Rat jeglichen Kontakt zu ihr untersagen würde.
Anthony sah Vaughn an, der bisher geschwiegen hatte. „Ein Gespräch unter vier Augen wäre vielleicht angebracht.“
Sie spürte, wie sich Vaughns Fell sträubte, aber er überließ ihr die Antwort. „Vaughn ist mein Mann. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm.“
Anthony verfolgte das Thema nicht weiter, was Faith nicht überraschte. Ihr Vater war äußerst pragmatisch und hatte sofort begriffen, dass es keinen Verhandlungsspielraum gab. „Dann lass uns reden.“
Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und legte ihre Hand in einer unausgesprochenen Bitte auf Vaughns Arm. Er fügte sich und setzte sich neben sie, anstatt stehen zu bleiben wie ein Jaguar auf dem Sprung.
„Deine Abtrünnigkeit hat überall im Clan ihre Spuren hinterlassen.“
„Das ist mir klar.“ Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, spürte aber immer noch Gewissensbisse wegen der weitreichenden Folgen. „Wie viele Einbußen hat es gegeben?“ Wie viele Arbeitsplätze sind betroffen? Wie viele Leben?„
„Nicht so viele, denn wir hatten bereits Vorkehrungen für einen solchen Fall getroffen.“
Sie runzelte die Stirn und bemerkte sofort, dass Anthony diese verräterische Geste wahrgenommen hatte. „Ich dachte, Junipers Vorhersagen seien noch nicht genau genug.“
Anthony schüttelte den Kopf. „Das sind sie
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