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Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Titel: Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Zwei neue Kontrahenten betraten den Ring, und es begann dieselbe Prozedur wie zuvor. Marina glaubte nicht, dass sie noch einmal würde zuschauen können.
    Das musste sie auch nicht.
    Love Will Tear Us Apart.
    Sie riss das Handy ans Ohr und wandte dem Lärm den Rücken zu.
    »Wo ist sie?«, rief sie ins Telefon. »Wo ist meine Tochter?«
    Die Stimme am anderen Ende atmete scharf ein. »Kluger Schachzug.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie halten sich wohl für oberschlau, was? An so einem Ort ein Treffen zu arrangieren. Sie glauben wohl, dass Sie bei all den vielen Leuten nichts zu befürchten haben. Dass Sie sich Ihre Tochter schnappen und einfach abhauen können. Ohne vorher Ihren Teil der Abmachung zu erfüllen. Hab ich recht?«
    »Wo ist sie? Wo ist meine Tochter?« Inzwischen schrie Marina aus vollem Hals. In der johlenden Menge hörte sie ohnehin niemand.
    Keine Antwort.
    »Wo ist sie?«
    »Sehen Sie sich um.«
    »Wo?«
    »Auf der anderen Seite. Ganz hinten. Drehen Sie sich um.«
    Marina tat wie geheißen. Die Zuschauer waren erneut aufgesprungen und reckten johlend die Fäuste in die Luft. Marina versuchte, an ihnen vorbeizuspähen. Zwischen den Strohballen gab es einen schmalen Durchgang. Es war fast vollständig dunkel, doch sie kniff die Augen zusammen, und nach einer Weile gelang es ihr, einzelne Schattenumrisse voneinander zu unterscheiden. Sie sah eine Gestalt. Eine kleine Gestalt. Fast wäre ihr das Herz aus der Brust gesprungen.
    »Josephina …«
    Sie wollte zu ihr laufen. Begann sich durch die aufgeregte Menge zu schieben.
    »Nicht so hastig«, kam die Stimme aus dem Handy. »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Verwirrt und mit klopfendem Herzen blieb sie stehen.
    »Schauen Sie noch mal hin. Schauen Sie noch mal ganz genau hin. Was sehen Sie?«
    Marina gehorchte. Und sah etwas in der Dunkelheit aufblitzen. Licht, das sich auf Metall spiegelte.
    Eine Pistole.
    Deren Lauf direkt auf den Kopf ihrer Tochter gerichtet war.
    77 Helen Hibbert klappte den Kragen ihres Mantels hoch. Viel würde sie damit nicht gegen Kälte, Nässe und Nebel ausrichten, aber immerhin hatte sie so das Gefühl, überhaupt etwas dagegen zu unternehmen.
    Sie war recht früh in Harwich angekommen. Auf der Fahrt hatte sie immer wieder in den Rückspiegel geschaut, um sich zu vergewissern, dass ihr die zwei Bullen nicht auf den Fersen waren. Sie hatte sie nicht gesehen und auch keinen anderen Wagen bemerkt, der so aussah, als würde er ihr folgen. Allerdings war sie nicht hundertprozentig sicher, zumal sie ihr Wissen über solche Dinge ausschließlich aus Hollywoodfilmen bezog.
    Nun ging sie zu Fuß weiter. Sie schien weit und breit der einzige Mensch zu sein, und das Klackern und Knirschen ihrer Absätze hallte überall um sie herum wider. Hinter ihr standen Apartmenthäuser, die nicht nur alt waren, sondern auch alt aussahen. Sie passten perfekt zum Rest der Umgebung. Auf einer Seite lag die Küste. Sie konnte große Umrisse im Nebel ausmachen, und Lichter schienen vom Hafen übers Wasser herüber. Die Szenerie wirkte wie aus einem Science-Fiction-Film: ein riesiges bruchgelandetes Mutterschiff, das unheilvoll im Nebel lag.
    Sie ging den Fußweg entlang zum vereinbarten Treffpunkt. Rechterhand befand sich eine Rettungsbootstation, deren Steg weit über den Kiesstrand hinausragte. Auf der anderen Seite türmten sich aufgestapelte Holzboote. In der Dunkelheit sah man nicht, dass die meisten von ihnen löchrig und vermodert waren und nie wieder zu Wasser gelassen würden. Dies war ihre letzte Ruhestätte. Ihr Friedhof.
    Helen ging weiter. Die Häuser verschwanden aus ihrem Blickfeld. Jetzt war sie ganz allein. Bald darauf war der Fußweg nun zu beiden Seiten von gestapelten Booten gesäumt. Ihr stockte kurz der Atem, und das nicht wegen der Kälte. Das Licht der Straßenlaternen warf lange dichte Schatten – eine ideale Deckung für Räuber und Vergewaltiger. Ein Stück weiter vorn öffnete sich das Gelände wieder. Dort, wo der Weg zurück in Richtung Stadt führte, sollte ihr Treffen stattfinden. Doch um dorthin zu gelangen, musste sie erst einmal dieses dunkle Wegstück hinter sich bringen.
    Sie ging langsamer, während sie sich aufmerksam umschaute. Sie achtete auf jede Bewegung, jedes Anzeichen von Gefahr, lauschte auf jedes fremde Geräusch. Sie hörte nichts als das Rauschen der Wellen, die an den steinigen Strand schlugen, und ihren eigenen Herzschlag.
    Sie versuchte es mit Humor zu nehmen: eine letzte Prüfung, bevor sie ihr neues

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