Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
Container sind leer.«
»Wieso?«
»Weil wir doch so gut wie nichts mehr produzieren. Fast alles wird importiert. Also schauen wir zuerst in den leeren Containern nach.«
»Gute Idee.«
»Okay, dann –«
Plötzlich hörten sie ein Geräusch von der anderen Seite des Containerstapels. Als hätte dort jemand gestanden und sie belauscht und würde nun versuchen, sich unbemerkt davonzustehlen.
Mickey und Anni sahen sich an. Mickey gab Anni wortlos ein Zeichen; Anni nickte. Sie trennten sich und schlichen von zwei Seiten um den Container herum.
Sie hatten ihn noch nicht zur Hälfte umrundet, da war wieder ein Geräusch zu hören. Jemand wollte fliehen.
Mickey stürzte bis zur Ecke vor. Eine Gestalt rannte Richtung Bug davon. Ein Mann, groß und gut gekleidet. Wildlederjacke. Als er kurz einen Blick über die Schulter warf, erkannte Mickey ihn. Er hatte ihn zuletzt auf der Rückbank eines Polizeiautos in Aldeburgh gesehen.
Dort hatte er sich als Stuart Milton ausgegeben.
»Los!«, brüllte er Anni zu und nahm die Verfolgung auf.
110 »Nein. Völlig ausgeschlossen.«
Marina blieb wie angewurzelt stehen. Sie traute ihren Ohren nicht. »Nein? Was soll das heißen, nein?«
Franks drehte sich um und kam zu ihr zurück. »Nein heißt nein.«
Sie befanden sich im Flur vor dem Vernehmungsraum. Stuart Milton war eingeschlafen, während sie alle verfügbaren Einsatzkräfte mobilisiert hatten, um gemeinsam nach Wrabness zu fahren. Zumindest war Marina davon ausgegangen, dass sie gemeinsam nach Wrabness fahren würden.
»Aber das ist nicht fair. Nach allem, was ich gerade geleistet habe … Gary, es geht hier um meine Tochter. Natürlich muss ich mitkommen, das ist doch völlig klar.«
»Tut mir leid, Marina, aber Sie bleiben hier. Mein Entschluss steht fest. Ich habe mich Ihren Argumenten gebeugt und Sie an der Befragung teilnehmen lassen, und Sie haben verdammt gute Arbeit geleistet. Aber Sie sind Psychologin. Ihre Anwesenheit bei einem Zugriff würde sich nachteilig auf dessen Erfolgschancen auswirken. So leid es mir tut, meine Antwort lautet nein.«
Marina wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sie ihn überzeugen konnte.
Franks’ Züge wurden milder. »Es tut mir leid, Marina, das meine ich ganz ehrlich. Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, Sie mitzunehmen, würde ich es tun.«
Sie schwieg.
»Sie können hierbleiben oder nach Hause gehen. Aber Sie können auf keinen Fall mitkommen. Es tut mir leid. Wir rufen Sie so bald wie möglich an.«
Sie hatte das Gefühl, jeden Moment platzen zu müssen. »Ich bin nicht irgendeine scheißverdammte Angehörige, Gary! Ich gehöre zum Team! Ich bin ein vollwertiges Mitglied. Dachte ich zumindest.«
Franks’ Augen weiteten sich. Offenbar missfiel es ihm, wenn Frauen fluchten. »Das sind Sie auch«, sagte er. »Selbstverständlich sind Sie das.«
»Klar«, gab Marina zurück. »Sicher.« Dann wandte sie sich ab und marschierte den Gang entlang in Richtung Wache. Dort tippte sie den Sicherheitscode ein, riss die Tür auf und schlug sie hinter sich zu. Vorn im Wartebereich saß ihr Bruder. Sie blieb stehen und sah ihn verdutzt an.
»Was machst du denn hier?«
»Auf dich warten«, antwortete er. »Die blöden Säcke da drin haben mich laufen lassen. Hatten nichts gegen mich in der Hand.«
Sie musterte ihn. Er sah so aus, wie sie sich fühlte. Schmutzig, zerzaust. Seine Jogginghosen und Sportschuhe waren voller Staub.
»Was ist passiert?«, wollte er von ihr wissen.
Marina öffnete den Mund, um es ihm zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Sie vergewisserte sich, dass niemand in Hörweite war.
»Wo steht dein Wagen?«
»Draußen. Sie haben ihn hergebracht. Wieso?«
Sie dachte nach. »Hast du heute Nacht noch irgendwas vor?«
Sandro warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. Sein Gesicht wirkte eingefallen, und man sah ihm deutlich an, wie müde er war. »Ich hab so das Gefühl, dass die Antwort auf die Frage nicht ›nach Hause fahren und mich aufs Ohr hauen‹ lautet.«
»Stimmt«, sagte sie. »Wir zwei fahren jetzt nach Wrabness. Ich hole mir meine Tochter zurück.«
111 Erneut versuchte Amy abzudrücken, doch ihre Hand zitterte zu stark. Dee konnte sehen, dass sie vollkommen wahnsinnig war, also beschloss sie, noch ein wenig Zeit zu schinden, bis der Golem kam.
»Was genau haben Sie denn eigentlich bezweckt?«, fragte sie. »Mit dem ganzen Theater hier?«
»Du weißt genau, was ich damit bezweckt habe«, fauchte Amy. »Ich will haben, was mir gehört. Was
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