Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
nach Luft. Als er den Kopf hob, stand der gutgekleidete Mann mit einer Eisenstange in der Hand über ihm. Mickey griff sich an die Brust und versuchte vorsichtig tief einzuatmen. Es tat höllisch weh.
Der Mann sah sich kurz um, dann holte er mit der Eisenstange aus.
Es gelang Mickey noch, sich zur Seite zu rollen, so dass der Schlag ihn statt am Oberkörper nur seitlich an der Schulter traf. Er hörte ein Knacken, und ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Arm. Er versuchte ihn zu heben. Es ging nicht.
Damit war die Jagd für ihn wohl zu Ende.
Er musste hilflos mit ansehen, wie der Mann die Stange fallen ließ und sich schnell umsah, ob noch andere Polizisten in der Nähe waren. Als er keine weiteren entdecken konnte, blickte er mit einem Lächeln auf Mickey hinunter.
»Tut mir schrecklich leid, mein Freund, aber ich hab’s eilig.«
Mickey versuchte hochzukommen, nach dem Mann zu greifen, ihn irgendwie aufzuhalten. Doch der Schmerz hielt ihn an Deck fest.
Er stöhnte. Dann versuchte er sein Funkgerät aus der Tasche zu ziehen, damit er May zu Hilfe rufen konnte. Nicht einmal das schaffte er. Sein Arm war völlig nutzlos. Mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen sah er zu, wie der Mann sich umdrehte und loslief.
Um wenig später mit dem Gesicht voran auf dem Deck zu landen.
Anni trat hinter einem Container hervor. Sie hatte eine Holzlatte in der Hand, die sie fortwarf, bevor sie sich über den Mann beugte, ihm den Arm unsanft auf den Rücken drehte und ihm Handschellen anlegte.
»Hab ich dich«, sagte sie. »Die Vorstellung ist zu Ende, Freundchen.«
»Oh, sehr amüsant …« Der Mann wand sich am Boden und versuchte aufzustehen. Dass er sich dabei noch mehr weh tat, schien ihn nicht zu stören. »Wart’s nur ab, du Schlampe … Weißt du überhaupt, wer ich bin?«
»Nein, Sir, das weiß ich nicht«, gab Anni in aller Seelenruhe zurück. »Aber wir werden es wohl noch früh genug erfahren.«
»Ich bin der Eigentümer dieses Schiffs … Und wenn ich aufstehe … dann werde ich dir mit den Fingern die Augen ausstechen …«
»Wie Sie meinen.«
»Ich reiß dir die Zunge mit den Zähnen raus …« Er wand sich immer heftiger. »Lass … mich … los …«
Anni sah zu Mickey hinüber. »Sei so gut und funk DI May an.«
»Ihr steckt bis zum Hals in der Scheiße …« In den Augen des Mannes loderte eine heiße, kranke Wut. »Ich sorge dafür, dass ihr gefeuert werdet … Ich mache euch das Leben zur Hölle …«
»Das ist alles ungemein faszinierend, Sir«, sagte Anni und verstärkte ihren Griff. »Aber wären Sie bitte so freundlich, uns zu erklären, wieso zwei Mitarbeiter der Polizei verschleppt und an Bord Ihres Schiffes gebracht wurden, wo man sie gegen ihren Willen festhält?«
Augenblicklich erlahmte der Widerstand des Mannes.
»Ich verlange einen Anwalt.«
Mist , dachte Anni. Die Zauberformel . Ab jetzt tickte die Uhr. Erneut warf sie einen Blick zu Mickey. Der lag noch immer am Boden. »Alles klar bei dir?«
Mickey versuchte sich aufzusetzen. Vergebens. Er ächzte. »Wie sieht’s denn aus?«
»Dann schieb mir dein Funkgerät rüber.«
Unter Schmerzen und enormer Anstrengung gelang es Mickey, sein Funkgerät über das Deck zu Anni hinzuschieben. Die hob es auf und sprach hinein, ohne Michael Sloane loszulassen.
» DI May, hier DC Hepburn. Wir haben einen Verdächtigen festgenommen, der DS Philips tätlich angegriffen hat. Er benötigt ärztliche Hilfe.«
»Ausgezeichnete Arbeit, DC Hepburn«, kam DI Mays Antwort krächzend zurück. »Wir kümmern uns darum. Ich wollte Sie gerade anfunken. Wir haben sie. Jessie und Deepak. Und Helen Hibbert auch.«
»Geht es ihnen gut?«
»Die Sanitäter sollen in jedem Fall einen Blick auf sie werfen. Sie behaupten, im Auftrag von Michael und Dee Sloane entführt worden zu sein.«
Anni betrachtete den am Boden liegenden Mann, der bei dem Namen zusammengezuckt war. »Ich glaube, Mr Sloane haben wir schon gefunden.«
»Dann lassen Sie ihn bloß nicht entwischen, DC Hepburn.«
Anni drückte noch ein bisschen fester zu. Sloane gefiel das gar nicht. »Keine Sorge, der rührt sich nicht vom Fleck.«
Sie ließ das Funkgerät sinken und sah zu Mickey. Lächelte. »Wir sind ein gutes Team, oder?«
Mickey schaffte es, das Lächeln zu erwidern. »Ja …«
113 »Das da ist es?« Sandro spähte durch die Windschutzscheibe. »Sieht aus, als würde es jeden Moment in den Fluss kippen.«
»Oder als würde der Fluss es zu sich hinunterziehen«,
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