Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)
ich da bin, und Josephina retten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, sie können mir helfen.«
»Aber das konnten sie nicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Niemand konnte mir helfen …« Dann erzählte sie von dem Haus. Wie sie dort angekommen war und Josephinas Plüschtier gefunden hatte. Außerdem die Leiche eines Mannes. »Danach bin ich gleich hierhergefahren. Ich wollte keine Sekunde länger dort bleiben. Ich konnte einfach nicht.«
Alessandro runzelte die Stirn. »Und warum hast du danach nicht die Bullen gerufen? Nicht, dass ich sonderlich gut auf die Kerle zu sprechen wäre, aber das wäre doch das Naheliegendste gewesen.«
Marina seufzte. »Weil … das nicht ging. Jemand hat Josie. Ich hoffe wenigstens, dass er sie noch hat. Andernfalls …« Ihre Stimme erstarb.
Sie spürte Tränen in ihren Augen brennen. Weigerte sich, ihnen freien Lauf zu lassen. Nicht vor Sandro. Er wartete, bis sie sich genügend gesammelt hatte, um mit ihrer Geschichte fortzufahren.
»Na ja«, sagte sie schließlich und wischte sich Augen und Nase an ihrem Ärmel ab. »Ich konnte nicht zur Polizei gehen. Sie waren nicht da, als ich beim Haus ankam, also haben sie meine Nachricht bestimmt nicht gefunden. Vielleicht ist es auch besser so. Wenn derjenige, der Josie in seiner Gewalt hat, davon erfährt, tut er ihr vielleicht etwas an.«
»Hat er sich denn danach noch mal bei dir gemeldet?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Der Tote, den du gefunden hast. Vielleicht war das ja der Entführer.«
Wieder ein Seufzer. »Vielleicht. Ich weiß es nicht … Langsam weiß ich gar nichts mehr …«
Sie spürte, wie sie innerlich auseinanderzubrechen drohte. Mit größter Mühe gelang es ihr, sich zusammenzureißen.
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Irgendwann ergriff Sandro das Wort.
»Und dann«, sagte er, »bist du zu mir gekommen.«
Sie nickte.
»Warum? Kannst du sonst nirgendwohin?«
Sie lachte traurig. »So ungefähr, ja.«
»Und was erwartest du jetzt von mir?«
Ihr Blick war pure Verzweiflung. »Dass du mir hilfst.«
Fassungslos sah er sie an. »Und wie hast du dir das vorgestellt?«
Sie beugte sich vor. »Du kennst doch eine Menge Leute«, beschwor sie ihn. »Du hast Verbindungen, die ich nicht habe. Du weißt, wie man gewisse Kontakte herstellt.«
Sandros Stimme wurde eisig. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Weil … weil das doch die Kreise sind, in denen du dich bewegst.«
»Mit anderen Worten, ich bin ein Krimineller.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich –«
»Hast du wohl. Zumindest hast du es so gemeint.«
Sie holte tief Luft. »Sandro. Bitte. Ich brauche deine Hilfe, um meine Tochter zu finden. Hilfst du mir?«
Er starrte sie an und dachte nach. Dann wandte er sich ab. Sie beobachtete, wie sein Blick über Wände und Möbel schweifte. Irgendwann drehte er sich wieder zu ihr um.
»Nein«, sagte er.
62 Jessie strich sich die Haare glatt und richtete ihre Jacke. Räusperte sich. Und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Sie stand mit Deepak vor dem Tor des Sloane-Anwesens und machte sich darauf gefasst, dieselbe Prozedur zu durchlaufen wie schon am vergangenen Abend.
Es meldete sich wieder die Stimme mit ausländischem Akzent. Auch diesmal behauptete sie, dass niemand zu Hause sei, der mit der Polizei sprechen könne, und bat sie, es später noch einmal zu versuchen.
Zeit, aktiv zu werden , dachte Jessie.
»Wir ermitteln den Mord an Jeff Hibbert, der früher bei den Sloanes angestellt war. Wir haben gerade gesehen, wie seine Witwe das Grundstück verlassen hat, und da wir annehmen, dass sie aus demselben Grund hier war wie wir, würden wir jetzt gerne mit demjenigen sprechen, mit dem sie gesprochen hat. Wenn es keine Umstände macht.«
Die beiden Detectives tauschten einen Blick. Das Tor öffnete sich, und Jessie reckte den Daumen in die Höhe. »Sie sind beeindruckt von meiner Überzeugungskraft. Na los, geben Sie’s ruhig zu.«
Deepak schüttelte lächelnd den Kopf. »Wenigstens sind Sie nicht ausfallend geworden.«
»Das spare ich mir für drinnen auf.«
Sie gingen die Kieseinfahrt entlang und betraten das Haus.
Das Hausmädchen führte sie ins Wohnzimmer und bat sie, auf einem der zwei Sofas Platz zu nehmen. Dann ließ sie sie allein und schloss die Tür.
»Mit industrieller Landwirtschaft lässt sich offenbar gut verdienen«, meinte Deepak, während er sich im Raum umsah.
Jessie betrachtete den Couchtisch aus Glas und Metall. »Ich wette, das Ding da kostet mehr,
Weitere Kostenlose Bücher