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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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herumgezogen und haben
jedem Milliardär, dem Sie begegnet sind, die Unsterblichkeit
versprochen. Müsste reiche Beute zu holen sein, da
drüben.« Als sie mit dem Kinn auf das riesige Schiff
deutete, erinnerte der wütend vorgeschobene Kiefer an eine
Bulldogge.
    »Ja«, knurrte Carson. »Genau das braucht die Welt:
Plutokraten, die ewig leben.«
    »Meine Arbeit kommt allen zugute«, entgegnete ich.
    Candle schüttelte den Kopf. »Wie edel. Wie unglaublich
naiv. Ich weiß, wie mächtige Männer vorgehen.
Im Sicherheitsdienst lauschen wir den ganzen Tag ihren
hässlichen kleinen Geheimnissen.«
    »Wir haben das Recht auf ein längeres Leben«, sagte
ich mit Nachdruck. Meine Handflächen fingen wieder zu schwitzen
an. Die beiden lösten bei mir erneut diesen unfertigen Gedanken,
diese unausgegorene Hypothese aus, die ich nicht mit Händen
greifen konnte. »Wer will uns verbieten, so lange zu leben, wie
wir wollen?«
    »Die da drüben«, erwiderte Candle und deutete auf
die Lemuria. »Jeder reiche Mistkerl, jeder Geldsack,
Kirchenfürst, jammernde Populist, selbstgerechte Faschist,
Kommunist, Nationalist wird es als Sünde verteufeln und
dafür sorgen, dass das Gesetz dagegen einschreitet. Aber in
Wirklichkeit meinen sie damit lediglich« – sie streckte den
Finger anklagend in den Wind –, »dass es allen verboten
werden muss, außer ihnen selbst.«
    »Das werden wir verhindern«, sagte ich.
    »Keineswegs.« Candle hielt sich mit einer Hand an der
Reling fest, da der Kabinenkreuzer gerade in ein Wellental sackte. »Sie werden jede Menge Kunden haben. Sie werden
für Ihre Dienste ein Vermögen von denen verlangen. Ich dagegen werde auf der Verliererseite stehen, genau wie meine
Kinder und alle, die ich kenne und mag. Dieselben Leute, die die
Politiker bestechen, werden Milliarden dafür zahlen, am Leben zu
bleiben. Wie viel ist das Leben wert? Für diese Leute wird es
sicher nur Kleingeld sein. Hundert Jahre Zinseszinsen und sie kaufen
den ganzen Planeten auf.«
    »So wie sie immer schon alles Geld, alle Vorzugsaktien und
schöne Frauen an sich gerafft haben«, fügte Carson
hinzu.
    »Vorsicht«, warnte Candle und warf sich in Positur.
»Sie kriegen nicht alle schönen Frauen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob sie wirklich empört waren oder
mich nur auf den Arm nehmen wollten. »Wir sollten uns auf das,
was vor uns liegt, konzentrieren«, sagte ich, doch es kam nur
als leises Murmeln über meine Lippen.
    »Sie allein haben dieses Geschwür aufgestochen. Und
jetzt müssen wir alle da rein und es säubern«, knurrte
Carson.
    »Nur Mut«, sagte Candle, an Carson gerichtet.
    »Ich würde gern wissen, womit Sie diese Leute provoziert
haben. Ist dieser Golochow neidisch auf Sie? Will er die Lorbeeren
ganz allein einheimsen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Glauben Sie, er weiß etwas, das Sie nicht
wissen?«
    »Ich habe nichts Falsches getan«, erklärte ich
allzu laut. »Ich forsche auf dem Gebiet der
Lebensverlängerung. Ich suche nur deshalb wohlhabende
Privatpersonen auf, weil die medizinischen Fakultäten diese
Forschung tabuisieren und die Regierung sich weigert, die
Möglichkeit in Betracht zu ziehen…«
    »…bis in alle Ewigkeit Sozialmaßnahmen zu
zahlen«, murmelte Carson.
    Candle bedachte mich mit einem mitleidigen Blick. »Wie lange
wollen Sie eigentlich leben?«, fragte ich. »Vierzig
Jahre? So lange wie jemand in Bangladesch?«
    »Das sind Menschen, die auf unsere Kosten die Zeit in sich
hineinfressen. Geldsäcke, die sich am Festmahl bedienen und uns
den Abfall überlassen.« Carson winkte angewidert ab.
    Ich wusste zwar, dass ich auf verlorenem Posten stand, versuchte
aber trotzdem, ein neues Argument ins Spiel zu bringen.
»Hätte die Regierung je irgendwas unternommen, wenn wir
nicht markiert worden wären? Sie hat seit Jahrzehnten die
Fäden gezogen und vielleicht haben Sie ihr sogar dabei geholfen.
Haben Sie je darüber nachgedacht? Vielleicht habe ich Ihnen
allen einen Gefallen getan.«
    »Vielen Dank für Ihre Fürsorge«, schnaubte
Carson.
    Candle wandte sich mit der gleichen Drehung von mir ab, die ich
von Julia kannte, und nahm abschließend dieselbe weibliche Pose
ein, die mir zu verstehen gab, dass jedes weitere Wort an mich
Zeitverschwendung bedeutete.
    Wieder einmal fühlte ich mich als Sündenbock. Ich war an
allem schuld. Warum passierte mir das immer, wenn ich auf einem
Schiff war?
    Plötzlich löste sich meine Spannung und ich musste
lachen. Das Lachen kam von Herzen. So herzhaft hatte ich

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