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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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an seine Lippen. Er hatte Syndil nicht fragen wollen. Jeder, der sich dem Fleckchen Erde näherte, in dem sie lagen, würde die Seelenqualen der beiden unweigerlich mitbekommen. Es überstieg seine Kräfte, eine Frau zu fragen, sich dem auszusetzen. Aber wenn sie jetzt nicht mithelfen würde, konnte es womöglich noch Jahre dauern, bis die tödlichen Wunden verheilt waren.
    »Ehe du antwortest, Syndil«, sagte er, den Blick auf ihren Seelengefährten gerichtet, um sein Einverständnis einzuholen, »solltest du ein paar Dinge wissen. Die Schmerzen, die sie haben, sind schlimmer als alles, was ich durch die Jahrhunderte in Kämpfen oder bei Heilungen miterlebt habe. Wenn du sehr sensibel bist, kannst du nicht zu ihnen gehen, ohne dass dir das Ganze zu nahegeht. Selbst, wenn du sie nicht berührst, sondern nur in die Nähe der beiden kommst, dürfte es eine unangenehme Erfahrung sein. Ich habe keine Worte, um ihre Qualen zu beschreiben.«
    »Und doch leben sie«, sagte Barack.
    »Eigentlich eine Unmöglichkeit«, sagte Gregori. »Und dennoch ist es so.« Sein nachdenklicher Blick glitt hinüber zu Syndil. »Es fällt mir nicht leicht, dich darum zu bitten. Ich rate dir aber, nicht zu versuchen, mit ihnen in Verbindung zu treten oder mich bei der Heilung zu unterstützen, denn in ihre Körper einzutreten ist momentan eine äußerst qualvolle Aufgabe.«
    Selbst wenn er den tiefen, erholsamen Schlaf der Karpatianer schlief, war der erste Moment nach dem Erwachen immer eine Tortur für ihn. Schmerz spülte über ihn hinweg, pulsierte durch seine Organe hindurch und riss große Löcher in seinen Körper, so als würde er irgendwie Razvans und Ivorys Schicksal tief in der Erde teilen. Zermürbend war, dass der Albtraum sich jeden Abend aufs Neue einstellte und ihn noch Stunden später verfolgte.
    »Ich kann keine Menschen heilen wie du, Gregori, aber sollte die Erde Hilfe brauchen bei der Beschaffung von Mineralien oder anderen Stoffen, kann und werde ich tun, was in meiner Macht steht. Ich würde gerne noch mehr helfen, aber ich habe nur diese eine Gabe.«
    »Genau diese Fähigkeit ist es, die wir jetzt brauchen. Wirst du Unterstützung von anderen benötigen? Ich weiß, dass Natalya, Lara und die junge Skyler dir bei der Reinigung des Erdreichs für unsere Frauen helfen.« Gregori gelang es nicht, das leichte Stirnrunzeln zu unterdrücken.
    Die Vorstellung, dass Skyler und Lara, die bereits alles taten, was in ihrer Macht stand, die Schmerzen von Razvan und Ivory spüren würden, behagte ihm ganz und gar nicht. Und dann war da noch Natalya. Er seufzte. Sobald sie in die Nähe ihres Bruders käme, würde sie ihn gegen besseres Wissen berühren wollen. Sie besaß einen starken Willen und hatte ihren Bruder stets bewundert. Falls Syndil die Unterstützung der anderen Frauen brauchte, musste er sich etwas einfallen lassen, die Heilung auch ohne sie voranzutreiben.
    »Ich kann es versuchen, Gregori«, sagte Syndil. »Ich würde mir gerne ansehen, was die Erde tut, um den beiden zu helfen. Wer weiß, vielleicht ist es eine einmalige Chance für mich.«
    »Es ist einzigartig«, stimmte der Heiler ihr zu. »Ich danke dir.«
    Syndil lächelte ihn an, ehe sie sich Savannah zuwandte. Die beiden hatten sich im Laufe der letzten Wochen, in denen Savannah um das Leben ihrer Babys kämpfte, angefreundet. »Wie geht es dir?«
    »Erschöpft, aber glücklich«, antwortete Savannah. »Jetzt dauert es nicht mehr lange, auch wenn Gregori ihnen Nacht für Nacht sagt, sie sollen so lange wie möglich in ihrer sicheren Umgebung bleiben. Wir möchten, dass sie möglichst weit entwickelt sind und so viel Gewicht wie möglich zulegen. Sind sie erst einmal geboren, könnten die Mikroben sie angreifen.«
    »Ich wünschte, wir könnten es Ivory und Razvan ermöglichen, sich noch vor Savannahs Niederkunft zu erheben«, fügte Gregori hinzu. »Ich habe das Gefühl, die beiden könnten uns sehr helfen und all unseren Kindern eine bessere Position bei ihrem Kampf ums Überleben verschaffen.«
    Syndil lehnte sich zurück. »Es ist selbstverständlich, dass wir alle ihnen helfen werden. Ist es nicht seltsam, wie letztlich nicht der Einzelne zählt, sondern die Gemeinschaft aller dabei hilft, alles zu einem guten Ende zu bringen?«
    »Es sieht so aus, Syndil«, sagte Gregori, »als hättest du recht.«

11
    R azvan erwachte vom Schluchzen einer Frau. Dieses Geräusch kannte er mittlerweile - es war stets dieselbe Stimme.
    Natalya. Geliebte Schwester. Razvan

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