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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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laut aus.
    »Du verstehst das nicht«, sagte er. »Du schwebst in entsetzlicher Gefahr, wenn du in meiner Nähe bleibst. Ich habe mächtige Feinde, die dich wegen mir angreifen könnten.«
    Auch dieses Mal entging Ivory nicht der warnende Unterton in seiner Stimme. Dieser Mann besaß etwas Reines, Ehrliches. Er wollte, dass sie ihn zurückließ, in dem Wissen, dass dies sein Todesurteil war. Nein, es war mehr als das. Er würde Höllenqualen durchleiden und quälend langsam sterben. Ivory stieß einen erneuten Fluch aus. Jetzt blieb ihr keine andere Wahl, jetzt musste sie sprechen. Sobald sie das jedoch tat, würde er sofort erkennen, dass sie füreinander bestimmt waren. Dass er ihr Seelenpartner war, dass er derjenige war, der ihre Gedanken teilen, der wie kein Zweiter ihre Gefühle verstehen und erwidern würde. Karpatianer hatten immer nur einen wahren Gefährten, doch hieß das noch lange nicht, dass sich die beiden, die füreinander bestimmt waren, auch fanden. Manch einer streifte Jahrhunderte lang durch die Welt, immer auf der Suche nach dem Gefährten seines Lebens.
    Sofort nach ihrem ersten Wort würde er die Wahrheit wissen, könnte die Welt wieder in bunten Farben sehen, und fast vergessene Emotionen würden über ihn hereinbrechen. Er würde unweigerlich erkennen - wenn er es nicht ohnehin schon ahnte -, dass sie seine andere Hälfte war. Sie vermutete, dass er dennoch gegen sie ankämpfen und alles daransetzen würde, sie zu zwingen, ihn zu lassen, wo er war. Auf der anderen Seite würde er wissen, dass sie nicht anders konnte, als ihm zu helfen, dass sie sich nicht einfach gegen ihre Bestimmung auflehnen konnte. Langsam schüttelte Ivory den Kopf.
    Als der Drachensucher seine Hand hob, wusste Ivory, was er sagen wollte. Um ihn daran zu hindern, kam sie ihm zuvor. »Das kann und werde ich nicht. Und ich bin überzeugt davon, dass du sehr wohl weißt, warum. Wenn du nicht willst, dass mein Rudel - und ich - ins Sonnenlicht treten, wäre es besser, du würdest dich ein wenig kooperativer zeigen.«
    Ivory sah, wie der Schock sein Gesicht verzerrte, wie sich sein Körper aufbäumte, so als hätte er einen kräftigen Schlag abbekommen. Einen nicht enden wollenden Moment kniff er die Augen zusammen, als die Emotionen und die zurückkehrenden Farben ihn überwältigten, zu blendend, um sie zu ertragen. Dabei war es eher so, dass ihm die neue Situation genauso wenig willkommen war wie ihr, aber sie konnte sehen, dass er sich genauso zu ihr hingezogen fühlte wie sie zu ihm. Als er schließlich die Augen aufschlug, blickte sie in einen Sturm aus schnell wechselnden Farben - Schwarz, Smaragdgrün, Meerestürkis, Mitternachtsblau. Sobald er blinzelte, verpuffte der Effekt jedoch.
    »Mein Todfeind ist Xavier, der dunkle Magier. Er kann meinen Körper jederzeit benutzen, was er gerne und oft tut. Dann begeht er unsägliche Gräueltaten an Zauberern, Menschen und Karpatianern. Du kannst nicht in meiner Nähe bleiben. Im Moment ist er geschwächt, deswegen ist mir die Flucht geglückt. Es war meine einzige Chance, und ich habe sie genutzt.«
    Ivory setzte sich auf die Fersen, den Blick in seine dunklen, gramerfüllten Augen gerichtet. Sie wusste, dass er die Wahrheit sprach. Xavier, der den Vampiren den Befehl erteilt hatte, ihren Körper in Stücke zu hacken. Ein Monster, wie es die Welt noch nie gesehen hatte, eine teuflische Kreatur, die auf keinen Fall wieder erstarken durfte.
    »Dein Feind ist auch mein größter Feind«, sagte sie daher.
    »Lass mich alleine. Versteck dich. Wenn ich hier sterbe, kann er mich wenigstens nicht mehr benutzen, um anderen Schaden zuzufügen.«
    Kleine Schwester! Komm fort von hier. Bring uns nach Hause, knurrte Raja zähnefletschend.
    Schwester. Jetzt fiel auch der Rest des Rudels in die verzweifelte Bitte ein.
    Ivory spürte, wie ihr Hals und die Arme anfingen zu brennen. Selbst durch das dichte Schneegestöber war ihre Haut nicht vor dem Tageslicht geschützt und zeigte die üblichen Symptome. Oder konnte es sein, dass ihre tiefsitzenden Ängste ihr einen Streich spielten? Aber das Warum war jetzt völlig unerheblich.
    »Wie kam es dazu, dass er von dir Besitz ergreifen konnte?«
    »Weil ich ihm die Möglichkeit dazu gab.« Bei diesem Geständnis schaute er weiter tief in ihre Augen. »Begonnen hat alles mit einer jungen Magierin, die mich mochte. Ohne dass ich etwas davon wusste, experimentierte Xavier damals damit, den Körper und Geist eines anderen zu besitzen. Er hat mich

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