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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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hatte, bewegungslos und vollkommen entkräftet im Schnee liegend, ein einziges Bild des Elends, sodass sie jetzt nicht so herzlos sein konnte, ihn einfach zurückzulassen.
    »O jelä peje terád, päläfertiilam - Möge die Sonne dich versengen, Gefährte meines Lebens«, zischte sie laut.
    Nicht einmal im Traum hätte sie damit gerechnet, sich jemals in einer solch misslichen Lage wiederzufinden. Ein Mann. Sie brachte ausgerechnet einen Mann in ihr geliebtes Zuhause, ihren einzigen Zufluchtsort auf Erden. Sie hätte besser daran getan, ihm terád keje - mögest du versengen - an den Kopf zu werfen und sich einfach aus dem Staub zu machen. Aber nein, sie musste auf ihre weibliche Seite hören und diesen Mistkerl auch noch mit zu sich nach Hause nehmen.
    Wenig später hielt Ivory auf die klaffende Lücke zwischen zwei hohen und wie Hörner anmutenden Felsformationen unterhalb eines Berggipfels zu. Das Gestein sah massiv aus, und niemand außer Ivory wusste, dass sich am Fuße des linken Horns ein Haarriss befand, der bis in die Tiefe des Erdreiches führte. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie ihr kompliziertes mineralogisches Sicherheitssystem ausgeschaltet hatte. Sachte blies sie in den Wind und verursachte einen Schneewirbel, der verschleierte, wie sie sich und ihren Gefährten in Dunst verwandelte und durch den Spalt strömte, der sich vom höchsten Punkt bis zum Fuß des Berges hinabzog.
    Durch unzählige Gesteinsschichten und Kristallhöhlen führte sie ihr Weg stetig abwärts. Je wärmer die Luft wurde, desto mehr nahm auch der Druck auf ihren Körper zu. Wie immer brauchte sie einige Augenblicke, ehe sie sich an die Tiefe gewöhnt hatte. Wenn es stimmte, dass der Drachensucher Xaviers Gefangener gewesen war, hatte er sich vermutlich in den Eiskatakomben aufgehalten, von denen aus Xavier sein Unwesen trieb, und war es gewohnt, sich in der Tiefe aufzuhalten.
    Ihr Weg führte sie immer weiter hinab, vorbei an Fledermaushöhlen bis auf die Höhe der Eishöhlen, auf denen ihrem Wissen nach noch nie ein Karpatianer geruht hatte. Es war dem Zufall zu verdanken, dass sie hier auf eine Schicht reichhaltiger Erde gestoßen war, die sich in einer Höhle gesammelt hatte. Im Laufe der Jahrhunderte hatte Ivory den Hohlraum ausgebaut und weitere Räume hinzugefügt. Sogar Bücher hatte sie hier hinuntergebracht und sie in deckenhohen Regalen untergebracht. In mühevoller Kleinarbeit hatte sie den Inhalt jedes Zauberbuchs aufgeschrieben, das sie in ihrer Zeit als Xaviers Lehrling gelesen hatte - damals, als er noch zu den Freunden des karpatianischen Volkes gezählt hatte.
    Das Mobiliar war perfekt auf Ivorys Größe abgestimmt, und sämtliche Kerzen enthielten die erlesensten Heilessenzen und Mineralien, die sie bekommen konnte. Bei der Erweiterung ihres Verstecks war sie auf eine unterirdische Wasserader gestoßen, und sie hatte fast ein dreiviertel Jahrhundert gebraucht, um für das Rinnsal eine Grotte mit einem Bassin in den Fels zu hauen. Sie liebte das kühle, klare Gebirgswasser, das in kleinen Wasserfällen durch den Boden ihrer Behausung in die nächsttiefere Schicht abfloss.
    Kaum hatte Ivory ihr Versteck betreten, programmierte sie ihr Sicherheitssystem neu. Sie hatte eine einzigartige, auf Edelsteinen basierende Anlage entwickelt, die nicht nur das Gewicht des Dunstes wog, der durch den Spalt strömte, sondern ihr zugleich so tief unter der Erde Licht spendete. Nachdem die Wölfe von ihr abgesprungen waren und ihre natürliche Gestalt angenommen hatten, inspizierte Ivory schnell noch die anderen Räume, darunter das Wohnzimmer, in dem sich die Wölfe gerne zusammenrollten, wenn sie las, malte oder musizierte, und die Räume, in denen sie ihre mentale Arbeit tat und ihre Waffen entwarf. Schließlich stieg sie die Treppe in ihren Schlafraum hinab, den sie sich mit den Wölfen teilte.
    Ein Geigenkasten lag an einer Wand, gleich neben einem tiefen Felsenbecken, das sie mit fruchtbarer Erde gefüllt hatte und auf dem Ivory den Drachensucher ablegte. Es war ihm anzusehen, dass er mit aller Macht gegen den Schlafzauber ankämpfte, und Ivory wurde das Gefühl nicht los, dass er nicht annähernd so tief schlief, wie sie es beabsichtigt hatte. Doch das war nicht weiter von Belang. Wichtig war nur, dass er nicht wusste, wo sich ihr Versteck befand.
    Ivory atmete tief durch und entledigte sich ihrer Waffen, ehe sie den Zauber aufhob, mit dem sie ihn in Schach hielt. Ungeachtet seines schlechten Zustandes, erhob sich der

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