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Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)

Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)

Titel: Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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hielt still, machte kehrt und trat den Rückweg an.
    Von einem Moment zum anderen war das Kind am Ende. Es schlug sich beide Hände auf die Schläfen und schrie vor Schmerz. Die Kiste fiel wie ein Stein von der Stelle dicht unter der Decke hinunter, an der sie sich in dem Moment befunden hatte. Sie traf auf Lilys Bein, schnitt sich durch das Fleisch, zerriss die Muskeln und pulverisierte Knochen. Lily schrie entsetzlich, als ihr Blut in Strömen floss und um sie herum eine Pfütze bildete. Die hölzerne Kiste zersplitterte beim Aufprall, und die Gewichte, mit denen sie beschwert gewesen war, verteilten sich auf dem Fußboden.
    Rosa sprang an Dr. Whitney vorbei, streckte beide Hände nach Lilys Bein aus, drückte die Adern ab und schrie ihrem Boss Anweisungen zu. Der Mann stand da, unter Schock. Jede Spur von Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und sein Blick hatte sich starr auf das kleine Mädchen geheftet, das sich vor Schmerzen wand.
    »Dr. Whitney, helfen Sie mir!« Rosa brüllte den Befehl und wurde von einem schüchternen, zitternden Mädchen zu einer energischen, bestimmt auftretenden Frau in einer Krisensituation. »Das haben Sie damit angerichtet, dass Sie in die Ordnung Gottes eingegriffen haben. Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie es wieder richten! Tun Sie, was ich sage.«
    Lily griff sich an den Hals. »Deshalb wollte Rosa nie über mein Bein reden. Sie war schon immer der Überzeugung, die Dinge, die ich tun konnte, seien unnatürlich und man hätte nie ein Wort darüber verlieren dürfen. Mehr als einmal hat sie zu mir gesagt, ich sollte bloß aufpassen, dass ich nie etwas ›Unnatürliches‹ tue, denn sonst würde Gott mich bestrafen.« Sie rieb unwillkürlich ihr verletztes Bein.

    Ryland konnte es nicht mehr mit ansehen. Er stand abrupt auf und schaltete das Gerät aus. »Ich wüsste nicht, warum du auch nur eines dieser Bänder haben wolltest, Lily. Was können sie uns nutzen?«
    Damit lenkte er ihren Blick auf sich, wie er erwartet hatte. Sie wirkte schockiert, ihr Blick gequält. Bedrückt. »Die Bänder liefern uns Informationen, die wir mit den Daten über dich und deine Männer vergleichen können. Falls irgendwelche Übungen bei euch weggefallen sind, können wir sie den Männern beibringen. Es dreht sich doch ausschließlich darum, euch allen eines Tages in irgendeiner Form die Möglichkeit einer neuerlichen Integration in die Gesellschaft zu geben, und zwar hoffentlich als rundum funktionsfähige Menschen.«
    Sein Blick fiel auf ihre Hände. Sie hatte die schmalen Finger ineinander verschlungen, ein Anzeichen für ihren inneren Aufruhr.
    Lily hatte Abwehrmechanismen, die sie im Lauf der Jahre entwickelt hatte und ganz automatisch einsetzte, und Ryland hatte innerhalb des Hauses nicht ein einziges Mal versucht, Lilys Barrieren zu durchbrechen. Doch jetzt wollte er sie berühren, wollte fühlen, was sie fühlte, wollte ihren Schmerz, der ihr tief in den Knochen saß, mit ihr teilen, einen Kummer, den er mit Worten nicht lindern konnte.
    Ryland hatte Peter Whitneys Gesicht beobachtet, hatte eingehend seinen niedergeschmetterten Gesichtsausdruck studiert, als er wie betäubt das Kind angestarrt hatte, das mit einem zertrümmerten Bein hilflos auf dem Boden lag. Das war der entscheidende Moment gewesen – als Dr. Peter Whitney begriffen hatte, dass das kleine Mädchen ein menschliches Wesen war. Lilys Schmerz war so krass gewesen, dass selbst er ihn hatte wahrnehmen müssen.

    »Lily.« Ryland streckte die Arme nach ihr aus.
    Sie trat eilig einen Schritt zurück und hob beide Hände, um zu verhindern, dass er sie berührte. Sie konnte ihm nicht erklären, wie demütigend diese Szene für sie gewesen war. Sie war überhaupt kein Kind gewesen. Sie war die Laborratte gewesen, als die sich Ryland bei ihrer ersten Begegnung mit ihm bezeichnet hatte. »Ich kann nicht, Ryland. Ich hoffe, du verstehst das.«
    Er rückte langsam näher und schien sich dabei doch nicht von der Stelle zu rühren. »Nein, Liebling.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht. Du bist nicht mehr allein, und du brauchst Kummer und Schmerz nicht mehr allein zu tragen. Dafür bin ich jetzt da.« Seine Finger legten sich locker um ihr Handgelenk und gaben ihr immer wieder vorsichtig einen leichten Ruck, bis er ihren steifen Körper schließlich an sich zog. »Ich kann dir den Schmerz nicht nehmen, Lily. Es ist dein Recht, um dieses Kind zu trauern. Aber auch ich habe das Kind leiden sehen. Ich habe ein kleines Mädchen

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