Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
es in seinen Augen gesehen, Ryland.«
»Ich hätte nichts Geringeres von ihm erwartet, Lily«, erwiderte er mit ruhiger Stimme. »Jemand hat unsere Männer getötet.«
Sie stand auf ihre flinke, anmutige Art auf, ohne sich auch nur im Entferntesten dessen bewusst zu sein, dass sie sein Herz dazu gebracht hatte, sich zu überschlagen. »Du lebst in einer ganz anderen Welt, nicht wahr?« Diesmal war Lily diejenige, die nach seiner Hand griff.
Ryland beugte sich zu ihr vor, bis ihre Körper einander berührten. »Ich lebe ganz und gar in deiner Welt, Lily, und das gilt auch für die anderen. Schattengänger haben überhaupt keine andere Wahl – sie müssen zusammenhalten.«
Ein unerwartetes Lächeln ließ Lilys Gesicht aufleuchten und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre riesigen Augen »Hat Nico sich diesen Ausdruck einfallen lassen?«
»Allmählich lernst du die Männer besser kennen.« Ryland freute sich darüber.
»Allmählich lerne ich dich besser kennen.« Lily strich mit einer Hand über seine Wange. »Du bringst es immer wieder fertig, dass es mir gleich viel besser geht. Ich weiß nicht, was in Zukunft passieren wird, aber falls ich vergessen habe, es dir zu sagen – ich bin dankbar dafür, dass du in meinem Leben aufgetaucht bist.«
Er küsste ihre Handfläche. Sie kannte Ryland Miller noch nicht, aber sie würde ihn kennenlernen. Lily war seine andere Hälfte. Er wusste es in seinem Herzen und in seiner Seele und bei jedem Atemzug. Er wusste nicht, was die Zukunft bereithielt, aber wohin auch immer es sie verschlagen würde, sie würden zusammen sein. Und es war mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass auch die anderen Männer in der Nähe sein würden. Seine Männer.
Lily entging sein Lächeln nicht. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Was ist?«
»Ich dachte nur gerade an die Rasselbande.«
»Welche Rasselbande?«, fragte Lily argwöhnisch.
»Die zwei Stockwerke über uns.«
15
AM TAG DER Galaveranstaltung wurde Jeff Hollister heimlich ins Haus zurückgebracht. Lily verwendete den größten Teil ihrer Zeit darauf, mit den Männern zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass sie ihre mentalen Übungen machten. Sie merkte ihnen an, dass sie nicht mehr lange zu halten sein würden. Sie waren Männer der Tat, und sie waren es gewohnt, im Verborgenen zu agieren; die Übungen, die sie absolvierten, waren dringend notwendig, aber sie behagten ihnen trotzdem nicht. Ihr Murren war zwar gutmütig, aber sie murrten eben doch jedes Mal, wenn sie den Geräuschpegel erhöhte und ihnen komplizierte Übungen auftrug, die große Konzentration verlangten.
»Es ist nicht zu fassen, wie ihr euch anstellt«, neckte sie die Männer, wenn sie sich in Hollisters Schlafzimmer umsah, wo sie sich vorzugsweise versammelten. Sie begeisterte sich dafür, wie sie alle zusammenhielten und ihren Not leidenden Kameraden nie allein ließen.
»Du bist eine Sklaventreiberin, Lily«, sagte Sam.
Sie konnte Ryland nicht ansehen. In den letzten zwei Nächten war sie mitten in der Nacht in seinen Armen aufgewacht und hatte geweint wie ein Baby. Sogar im Dunkeln, wenn sie allein miteinander waren, hatte sie den Mut nicht aufgebracht, ihm zu sagen, was sie tun würde. Sie platzte vor allen anderen damit heraus und hoffte, er würde nicht in die Luft gehen.
»Ich kann mich nicht erinnern, ob ich es schon erwähnt habe oder nicht, aber ich muss heute Abend ausgehen, und ich bin schon spät dran.« Sie warf um der Wirkung willen einen Blick auf ihre Armbanduhr und versuchte, sich lässig zu geben. »Ich muss mich noch umziehen. Ich halte eine Ansprache auf einer Sponsorengala für Donovans.«
Augenblicklich trat Stille ein. Sämtliche Männer schienen um sie herum zusammenzurücken. Sie starrten sie an, als hätte sie gerade angekündigt, sie sei schwanger. Sie blickten von ihr zu Ryland. Er enttäuschte sie nicht.
»Was zum Teufel soll das heißen, du gehst zu einer Sponsorengala? Du hast den Verstand verloren, Lily.« Rylands Stimme war gesenkt, und seine Worte kamen zwischen zusammengebissenen Zähnen abgehackt heraus.
Lily spürte, wie ihr Herz einen Satz machte. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er die Stimme erhoben hätte. Die Spannung, die plötzlich im Raum herrschte, steigerte ihre Nervosität.
Ryland machte einen Schritt auf sie zu. »Thornton steckt bis über beide Ohren in dem ganzen Schmutz. Hier in diesem Haus kann er dir nichts anhaben, deshalb lockt er dich raus. Wenn du nicht endlich anfängst, deine
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