Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
gesehen, das man hätte lieben und beschützen sollen, stattdessen aber ausgebeutet hat, und es hat mich krank gemacht, dass ein Mann so etwas tun konnte.«
Sie wandte eilig ihr Gesicht ab, doch Ryland packte ihr Kinn. »Ich habe aber auch gesehen, wie dieser Mann die Augen aufgemacht und zum ersten Mal erkannt hat, dass er im Irrtum war. Das hat etwas ausgelöst. Dieser Unfall war der Katalysator, der seinem Leben eine grundsätzliche Wendung gegeben hat. Ich habe es in seinem Gesicht gesehen. Wenn du stark genug bist, kannst du dir die Szene noch einmal anschauen, und dann wirst du das sehen, was ich gesehen habe. Es war ganz furchtbar, aber letzten Endes hast du Peter Whitney zum Menschenfreund
gemacht. Dir hat er seine humanitäre Gesinnung zu verdanken. Ohne dich und ohne diesen Unfall hätte er niemals Geld für wohltätige Zwecke gespendet und daran gearbeitet, Veränderungen zum Besseren zu bewirken. Ihm wäre noch nicht einmal aufgefallen, dass die Welt diese Dinge braucht.«
»Warum hat er es dann wieder getan?«, sprudelte Lily mit Tränen in den Augen hervor. »Wie konnte er auch nur mit dem Gedanken spielen? Er hat euch gegenüber noch weniger Respekt gezeigt als gegenüber diesen Kindern. Er hat euch in Käfige gesperrt, Ryland. Männer, die ihrem Land gedient haben. Männer, die auszogen und sich in Gefahr brachten, damit andere weiterhin in Sicherheit leben konnten. Männer, die Mörder zur Strecke brachten. Er hat euch in Käfige gesteckt und euch, als er es hätte tun müssen, nicht beschützt. Weshalb hätte er einem von euch jemals erlauben sollen, die Sicherheit der Laboratorien zu verlassen und euch von euren Ankern zu trennen, wenn er genau wusste, dass er euch die natürlichen Barrieren genommen hatte und ihr noch keine neuen errichtet hattet? Wie konnte er das tun?«
»Vielleicht hatte er keine andere Wahl, Lily. Du hast ihn als allmächtig angesehen. Sein Geld und sein Ruf haben ihm mit Sicherheit mehr Handlungsfreiheit gegeben als anderen, aber er hatte sich mit einigen verflucht einflussreichen Personen eingelassen.«
»Phillip Thornton kannst du glatt vergessen. Er ist ein cleverer Geschäftsmann, deshalb ist Dad für ihn als Vorstandsvorsitzenden der Firma eingetreten, aber er ist ein Schwächling, Ryland. Er war immer politisch korrekt, er hat sich mit den richtigen Leuten sehen lassen und die richtigen Dinge gesagt. Er hätte sich nie gegen meinen
Vater gestellt. Niemals. Davor hätte er sich viel zu sehr gefürchtet.«
»Er hat deinen Vater gehasst. Er hatte Angst vor ihm, Lily. Thornton ist einmal ins Labor gekommen, als wir gerade an einer Testreihe gearbeitet haben, und hat uns unterbrochen. Dein Vater war wütend und hat ihm befohlen, sofort den Raum zu verlassen. Ich stand am anderen Ende des Raumes, aber die Woge von Hass und Böswilligkeit, die deinem Vater in dem Moment entgegenschlug, hat mich erschüttert. Thornton war nichts im Gesicht anzusehen. Er hat sich einfach nur entschuldigt und ist lächelnd hinausgegangen, aber seine Augen waren ausdruckslos und hart auf deinen Vater gerichtet. Wenn ich raten sollte, welcher Mann deinem Vater den Tod gewünscht hat, würde ich auf ihn tippen. Hatte er etwas zu gewinnen?«
»Ja, selbstverständlich.« Lily entzog sich der Wärme seiner Arme und ging flink und anmutig im Zimmer umher, von rastlosen Energien angetrieben. »Der Stimme meines Vaters wurde ziemlich viel Gewicht beigemessen. Wenn es zwischen ihm und Thornton zu einer Meinungsverschiedenheit gekommen wäre und Dad gewollt hätte, dass Thornton geht, dann hätte er das durchsetzen können. Gemeinsam hielten mein Vater und ich den Löwenanteil an Firmenaktien. Dads Einfluss wurde vonseiten der Aktionäre großes Gewicht beigemessen.«
»Erbst du die Anteile?«
»Ich erbe alles, aber ohne seine Leiche wird es kompliziert werden. Das Haus gehört mir, schon seit Jahren. Dad hat es mir zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt. Ich habe ein riesiges Treuhandvermögen. Zum Glück bin ich im Hinblick auf alles, was Dad besessen hat, ohnehin entscheidungs- und verfügungsberechtigt,
all seine Firmen und alles andere, und daher kann ich die notwendigen Papiere unterschreiben, um den Betrieb in Gang zu halten. Auf dem Markt haben wir durch sein Verschwinden ein paar kleinere Einbrüche erlitten, aber ich habe einen Publizisten bevollmächtigt, unser Image als solide und solvente Firma zu festigen, und das scheint geklappt zu haben. Was ist mit Colonel Higgens? Ich
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