Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Tod gingen?
Er beugte sich über Finns Hals und schnurrte. Er schnurrte seinen Abschiedsgruß.
Dann öffnete er seinen Fang, um zuzubeißen.
»Nefer! Nicht!«
Feli schrie, sprang von Che-Nupets Rücken und fiel ihm in den Nacken. Nefer rollte zur Seite.
»Ist gut, haben wir Wasser bekommen.«
Che-Nupet trat an Finn heran und beschnüffelte ihn.
»Er bewegt sich nicht. Er atmet kaum. Könnt ihr helfen?«, fragte Nefer bebend.
»Sehen wir. Feli, die Flasche.«
Feli holte die Flasche hervor und besah sie kritisch.
»Da sind nur zwei Tropfen drin. Ich vermute mal, das ist die Dosis, die er braucht. Wie kriegen wir das hin, ohne was zu verschütten?«
»Hast du Hände. Musst du ihm das Maul aufmachen und reingießen, ne?«
»Er muss es aber auch schlucken.«
Sie sahen alle die Flasche an.
»Besser in die Nase, dann läuft es den Rachen hinunter«, sinnierte Feli.
»Kannst du nicht gießen.«
»Nein, muss ich in den Mund nehmen und hineinpressen.«
»Darfst du nicht.«
»Warum nicht?«
»Das …« Erstmals sah Feli Che-Nupet hilflos. Dann schüttelte sich die Katze. »Mach. Aber nicht selber schlucken, Feli. Versprochen?«
»Versprochen.«
Sie nahm also den kleinen Schluck des süß schmeckenden Wassers in den Mund und beugte sich über Finns schwarze Nase. Sacht presste sie ihm das kostbare Wasser hinein, ganz langsam, damit er nicht nieste. Dann richtete sie sich auf und leckte sich die Lippen.
»Lecker das Zeug. Aber in größeren Portionen wohl ein bisschen sehr süß.«
»Er kommt zu sich«, sagte Nefer.
»Finn! Finn, wir sind bei dir. Alles wieder okay.«
»Nichts … Nichts okay.«
»Doch, alles ist in Ordnung. Komm, beweg dich.«
Feli kraulte ihn. Er zitterte, und unter seinem Fell zuckte es.
»Hölle. Das ist die Hölle.«
»Macht das Schwarze Rinnsal«, erklärte Che-Nupet. »Aller Horror, alle Angst …«
»Ja, oh ja. Oh Mann, wozu sind Menschen nur fähig!«
»Ja, du wirst erinnern. Aber du wirst ertragen können.«
»Was habt ihr gemacht?«
»Müssen wir drüber schweigen, bitte. Müssen jetzt zu Bastet Merit.«
Nefer saß ganz still neben Finn. Feli sah, wie erschüttert er war, und ging zu ihm.
»Du hättest es getan?«, flüsterte sie.
Er nickte.
»Du bist ein guter Freund, Nefer. Aber wir werden auch darüber schweigen, nicht wahr?«
Wieder nickte er.
»Lasst uns hier bloß verschwinden«, sagte Finn, nun schon wieder etwas fester.
»Ja«, meinte Feli. »Wir müssen noch Imhotep abholen.«
»Oh ja. Und dazu muss Finn wieder Mann werden, ne?«
Finn lief schweigend neben ihnen her. Die Erinnerungen an den Horror sanken irgendwie in eine Art gnädigen Nebel hinab. Aber er wusste, dass sie jederzeit wieder auftauchen konnten – die Erinnerungen an Folter, Erniedrigung, unendliche Schmerzen, Grausamkeiten ohne Namen. Doch im Augenblick verschwamm alles das, und er gewann die Kontrolle über die Gegenwart wieder. Und als er den Kater am Ast hängen sah, blieb ihm der Mund offen stehen.
»Praktisch. Jetzt kann man ihn über einen Stecken hängen und wie einen toten Hirsch tragen.« Kopfschüttelnd fügte er hinzu: »Ich hab mal so ein Bild gesehen, von Jägern.«
»Genau das schwebte mir auch vor.« Feli grub wieder in ihrem Rucksack und holte das Shirt und die Bermudas hervor, die sie für Finn mitgenommen hatte, als sie noch nicht wussten, dass er sich in einen Kater verwandelt hatte. Sie hielt sie ihm hin und kicherte. »Mach Männchen!«
»Spinnst du?«
»Nö. Sei froh, dass ich dran gedacht hab. Sonst könntest du nackig nach Hause gehen.«
»Oh. Mhm. Und wie verwandle ich mich?«
»Indem du dich als Mann denkst.«
»Hab ich mich hin zu als Katze gedacht?«
»Das war mein Ring«, knurrte Nefer. »Und ich hätte beim Übergang meine Katzengestalt angenommen.«
»Also komm, Finn, es ist vermutlich nur ein Frage der Konzentration.« Und dann kicherte Feli schon wieder. »Ich guck auch weg. Und Che-Nupet auch.«
Finn grummelte zwar noch einen Moment, aber als Feli sich wieder umdrehte – ein bisschen zu früh – ,war er wieder Mensch. Ein wenig zerkratzt hier und da, hatte eine Narbe auf der Hüfte, noch ein Restchen Fell auf der Brust, aber wieder ganz Finn, den sie kannte. Er wirkte etwas verloren auf seinen zwei Beinen und machte die Fäuste versuchsweise auf und zu, als könne er sich nicht an den Gebrauch seiner Hände erinnern.
»Weißt du noch, wie man sich eine Hose anzieht?«
»Du wolltest dich umdrehen!«
»Hab ich ja auch gemacht. Ich hab
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