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Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Titel: Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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auseinander. Mit einem Feuerzeug zerstörte er den Speicherchip, wischte es sorgfältig ab und warf es aus dem Fenster in ein Gebüsch. Seine Hand glitt auf den Beifahrersitz, und er fischte den kleinen silbernen Ring aus dem Umschlag. Neugierig betrachtete er ihn von allen Seiten. Zu gerne hätte er gewusst, warum dieser Ring so wichtig für den Conte war. Hatte er da etwa seine eigene Lebensversicherung in Händen? Bot der Ring ihm vielleicht die Möglichkeit, diesen Mann endlich von seinem Nacken zu schütteln? Marquart steckte ihn wieder zurück in den Umschlag. Er würde nicht versuchen, es herauszufinden. Nur zu gut wusste er, wie das für ihn ausgehen könnte. Er startete den Wagen und fuhr zurück nach Bonn.

10
     
    Kerner war in seinem Dienstwagen unterwegs auf der A12 Richtung Den Haag. So sehr dieser Fall und die Ereignisse der letzten Tage seine Stimmung auch gedrückt hatten, so sehr freute er sich doch, seinen alten Freund Sam wiederzusehen. Seit dem Ende seines Theologiestudiums beschränkte sich ihr Kontakt leider auf seltene Telefonate. Dennoch gab es immer noch eine enge Verbundenheit. Kerner wusste natürlich, dass Sam seit über zwei Jahren in Den Haag saß und mit daran arbeitete, Europol handlungsfähiger zu machen. Die Befugnisse dieser Stelle waren bislang reichlich eingeschränkt. Trotzdem gewann Europol stetig an Bedeutung auf dem Sektor der internationalen Kriminalität, nicht zuletzt durch die Arbeit von Leuten wie Samuel Rosenbaum. Kerner wollte seinen Freund überraschen. Er hatte daher auch nicht angerufen, um ihm sein Kommen mitzuteilen. Sams Dienststelle hatte aber bestätigt, dass er heute im Hause sei.
     
    Gegen 10.00 Uhr erreichte Kerner das alte Backsteingebäude, in dem Europol untergebracht war. Da es nur rund dreihundert Mitarbeiter beherbergte, war es von überschaubarer Größe, und an diesem freundlichen Morgen wirkte das Gemäuer mit seinen alten hohen Fenstern und den abgewinkelten Sonnenrollos fast ein bisschen verträumt. Er hielt vor dem verschlossenen Tor und ging hinüber zu dem Wachhabenden. Nachdem er seinen Ausweis vorgelegt hatte, meldete der ihn bei Referatsleiter Rosenbaum an. Kerner fuhr auf das Gelände und parkte seinen Wagen in der Nähe des Eingangs. Es dauerte gar nicht lange, dann kam ein Mann aus dem Gebäude. Auf den ersten Blick wirkte er wie Mitte zwanzig, was jedoch täuschte. Er befand sich im gleichen Alter wie Kerner, schon Mitte dreißig. Samuel Rosenbaum war groß, schlank gewachsen und hatte braune mittellange Haare. Eine Frisur ließ sich darin aber auch bei näherer Betrachtung nicht erkennen. Auf seiner Nase saß immer noch dieselbe altmodische Brille mit den großen runden Gläsern, von der man annehmen konnte, dass er sie auch schon bei seiner Geburt getragen hatte. Die warmen braunen Augen dahinter suchten in freudiger Erwartung den Parkplatz ab. Kerner stieg aus seinem Wagen, lehnte sich an die Fahrertür und blickte Sam an. Sein alter Freund erkannte ihn sofort. Er kam auf ihn zu, und in Sams Augen sah man einen feuchten Schimmer. Dann umarmte er ihn und Kerner spürte, dass dieser Mann immer noch sein bester Freund war und er wohl auch nie einen besseren würde haben können. Er fasste Sam bei den Armen und hielt ihn ein Stück vor sich. »Und, Überraschung gelungen?« Sam musste sich zuerst seine Brille putzen.
    Er sah Kerner an und begann zu lachen. »Und ob, Marcus. Wie lange wollten wir beide uns schon einmal wieder sehen? Jedes Mal ist einem von uns etwas dazwischen gekommen, und jetzt stehst du auf einmal hier bei uns auf dem Parkplatz , ohne vorher auch nur eine Andeutung über dein Kommen gemacht zu haben. Also Don Camillo, dann komm' mal rein. Ich zeige dir, wo wir versuchen, den Gangstern das Leben schwer zu machen.«
    Kerner musste grinsen. »Weißt du, wann ich das letzte Mal dieses Don Camillo gehört habe? Das war, als wir noch zusammen in der WG waren. Ist schon ne ganze Weile her, mein Alter.« Sam seufzte. »War eine verdammt schöne Zeit Marcus, und den Don Camillo hast du dir redlich verdient. Ich hab noch nie einen so streitbaren Theologiestudenten gesehen wie dich. Es gab damals einen Haufen blauer Augen in deinem Wirkungskreis, aber … letztendlich immer für eine gute Sache. Und ich war manches Mal froh, dass du an meiner Seite warst. Juden wie ich waren nicht überall beliebt, und sind es auch heute noch nicht.« Kerner wurde plötzlich ernst. »Ich weiß, Sam. Es geht zwar nicht mehr in erster Linie um die

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