Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Eichenholz. Obwohl in dem schwachen flackernden Licht die Gesichter nur undeutlich zu erkennen waren, stachen doch ihre Augen hervor. Eisige Kälte lag darin. Man konnte ahnen, dass es wohl nur wenige Dinge gab, die diese Augen noch nicht gesehen hatten. Einige der Männer waren schon sehr betagt und ihr Haar fast weiß. Obwohl es auf den ersten Blick anders wirken konnte, das waren keine fanatischen Okkultisten, die hier eine ihrer bizarren Sitzungen abhielten. Sie allesamt waren mächtige Männer und Oberhäupter ihrer Familien. Zusammen bildeten sie den inneren Kreis einer geheimen Loge. Niemand wusste, wer sich dahinter verbarg. Man konnte glauben, sie existierten nur in der Phantasie einiger überspannter Verschwörungstheoretiker. Aber die Auswirkungen ihrer Handlungen waren spürbar und sehr real.
Vielen Menschen waren Gesichter und Namen dieser Männer durchaus bekannt und geläufig. Etwa als Aufsichtsratsvorsitzender einer großen Bank, als Reeder einer Schiffsflotte oder als führender Politiker eines Landes od er aus einer anderen wichtigen Position, die er innehatte. Doch niemand wusste um den verschworenen Ring, den sie gemeinsam bildeten. So unüberschaubar und weit verzweigt ihre Aktivitäten waren, so simpel und einfach war ihr Ziel: Macht, absolute Macht. Einer der Männer erhob sich langsam und mühevoll. Gezeichnet von seiner schlimmen Krankheit, blickte er in die Runde der Anwesenden. Es war Conte Donatello Vigiani, der Vater von Ferruccio Vigiani und das Oberhaupt der Familie. Die gleichen herrischen Gesichtszüge und die gleichen kalten schwarzen Augen wie sein Sohn. Aber das Licht in diesen Augen war schwächer geworden. Es würde wohl für ihn die letzte Sitzung in diesem erlauchten Kreis sein. Er erhob ein Glas, das vor ihm auf dem Tisch stand. »Verehrte Freunde, was hier vor Ihnen in den Gläsern funkelt, ist ein Mouton Rothschild 1945 . Sollte sich jemals einer von Ihnen gefragt haben, wer diesen Wein seinerzeit beim Auktionshaus Christies in London ersteigert hat, so wissen Sie es nun. Sie können sich denken, dass es nur sehr wenige Anlässe geben kann, die es rechtfertigen, einen solchen Wein zu öffnen. Nun, ich bin mir sicher, dass dies hier ein Anlass ist, der keinen Zweifel daran lässt, würdig zu sein. Meine lieben Freunde, ich möchte das Glas mit Ihnen erheben, um auf unser neues gigantisches Projekt anzustoßen. Denn jetzt haben wir den Schlüssel dazu.«
Die Männer, die in edlen dunklen Anzügen um den Tisch herum saßen, schauten sich gegenseitig an. Sie nahmen ihr Glas in die Hand und erhoben es in Richtung des Conte. Einer von ihnen lachte ihn dabei an. »Es freut mich Conte Vigiani, dass ich wenigstens in den Genuss komme, diesen Wein zu probieren, wenn Sie ihn mir damals bei der Auktion schon vor der Nase weggeschnappt haben. Für eine einzige Flasche haben Sie seinerzeit 28.750 $ bezahlt und gleich den ganzen Bestand ersteigert. Ein stolzer Preis für einen Wein. Sie hatten einen guten Riecher. Heute würden Sie das Zehnfache erzielen. Da sieht man wieder, dass Geiz sich manchmal rächt. Conte, mein Kompliment und auf Ihr Wohl.« Man sah Donatello de Vigiani an, dass es ihm gefiel, dieses kleine Duell , bei dem es zwar um einen zweifelsohne einzigartigen aber eben doch nur um einen Wein ging, für sich entschieden zu haben. Lachend bedankte er sich daher mit einer gönnerhaften Handbewegung bei seinem Gegenüber. Als der Conte sein Glas abgesetzt hatte, wurden seine Gesichtszüge ernst. Er drehte sich herum, ging zu einem großen Schrank und holte etwas daraus hervor. Mit einer kleinen schwarzen Schatulle kehrte er zurück und stellte sie auf den Tisch. Vorsichtig, fast andächtig öffnete er sie und drehte sie herum. Jeder der Anwesenden konnte nun den Inhalt sehen. Vor ihnen, auf schwarzem Samt gebettet, lagen der SS-Ehrenring von Aribert Heim und der Schlüssel zu einem Schließfach.
»Ich hatte es Ihnen versprochen, meine Freunde, und hiermit löse ich dieses Versprechen ein. Der Ring ist zurückgekehrt. Der Ring mit Himmlers geheimem Code und auch der Schlüssel zu dem Schließfach in der Schweiz sind in unserer Hand. Der Weg zu dem verschollenen Nazigold ist frei für uns.« Die zwölf Männer, die mit dem Conte am Tisch versammelt waren, brachten einhellig ihre Anerkennung zum Ausdruck. Einer von ihnen ergriff schließlich das Wort. »Conte Vigiani, wir alle hier haben nicht daran gezweifelt, dass Sie diese desaströse Situation wieder in den Griff
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