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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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Hin und wieder warf sie einen spähenden Blick auf ihre Gefährtin. Die Hände in den Schoß gelegt, starrte Nokona selbstvergessen auf die Feuerstelle.
    Schließlich hatte Pohawe genug Brennmaterial gesammelt. Sie zündete das Feuer an. Es war nahezu windstill, und die dünne Rauchsäule stieg fast senkrecht in den Himmel.
    Pohawe setzte sich vor die züngelnden Flammen, kreuzte die Beine und konzentrierte sich. Sie beschwor die Geister, ihr dabei zu helfen, der jungen Weißen das Gedächtnis zurückzugeben. Pohawe war nicht sicher, ob sie erhört werden würde. Immerhin gehörte die blonde Frau nicht zu ihrer Rasse, geschweige denn zum Stamm der Comanchen. Vielleicht lehnten die Geister es ab, eine Außenstehende mit ihrem wohltätigen Zauber zu heilen.
    Pohawe zog ein mit Perlen besticktes Beutelchen aus ihrem Hemd, öffnete die Kordel und schüttete eine Prise weißes Pulver auf ihre nach oben gekehrte Handfläche. Nach einer leise gemurmelten Beschwörungsformel blies sie das Pulver in die Flammen.
    Es knisterte laut, als das Pulver verbrannte.
    Wieder folgten endlose Beschwörungsformeln.
    Es war schon fast dunkel, als Pohawe innehielt. Zu ihrer Verwunderung hatte sie bislang überhaupt nichts vom Beistand der Geister gespürt.
    Durch das Feuer hindurch betrachtete sie die Blonde. »Sage mir deinen wirklichen Namen!«
    Die Angesprochene hob den Kopf. Ein schmerzliches Lächeln kräuselte ihre Lippen.
    »Deinen Namen!«, drängte Pohawe.
    »Nokona«, kam es zurück.
    Pohawe schloss die Augen. Tief in ihrem Innern regte sich das Gefühl, dass es wohl ein vergebliches Unterfangen war, in die Seele der Gedächtnislosen vorzudringen. Ohne Hilfe des Übersinnlichen würde jeder weitere Bekehrungsversuch kläglich scheitern.
    Trotzdem nahm Pohawe einen neuen Anlauf. Sie wiederholte die Zeremonie, mit dem gleichen Resultat wie beim ersten Versuch. Wider alle Vernunft probierte sie es noch ein drittes Mal.
    Ohne Erfolg.
    Immer wieder erklärte die Blonde, ihr Name sei Nokona.
    Endlich gab Pohawe es auf. Sie verschnürte das Beutelchen mit dem kläglichen Rest des Zauberpulvers und schob es wieder unter ihr Gewand. Dabei fragte sie sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Auf keinen Fall durfte sie die Weiße ihrem Schicksal überlassen. In ihrer Verfassung würde sie jämmerlich zugrunde gehen.
    Also mache ich sie zu meiner Verbündeten , dachte Pohawe. Eine Hand wäscht die andere . Selbst ein Mensch ohne Erinnerungen konnte ihr in der Stadt der Weißen von Nutzen sein. Hauptsache, er war von weißer Hautfarbe.
    Es war bereits dunkel, als sie den Hügel hinabstiegen.
    Die Frau an der Hand, schritt Pohawe auf die Stadt zu. Die Laternen auf den Straßen waren angezündet. In vielen Fenstern der Steinhäuser brannte Licht.
    »Was hast du vor?«, fragte Nokona.
    »Wir brauchen etwas zu essen, und du ein Dach über dem Kopf«, antwortete Pohawe.
    »Heißt das, wir trennen uns?«
    »Ich bin eine Comanchin. Man wird wir kein Quartier geben.«
    »Du bist meine Freundin«, rief Nokona aus. »Ich lasse nicht zu, dass du fortgehst – Was soll ich denn ohne dich tun?«, fügte sie mit einem hilflosen Seufzer hinzu.
    Sie betraten eine Straße, die von zwei Reihen einstöckiger Häuser flankiert wurde.
    »Wo gehen wir eigentlich hin?«, wollte Nokona wissen.
    »In ein Hotel.«
    »Ein Hotel?«
    Pohawe erzählte ihr von dem Hotelboy, der ihr im Excelsior begegnet war . » Er ist der Einzige, der uns helfen kann«, sagte sie. »Ich habe ein wenig Geld, und er könnte dir ein Nachtquartier beschaffen, das nicht allzu teuer ist. Morgen früh sehe ich dann wieder nach dir.«
    Nokona nickte schweigend.
    Gleich darauf bogen sie um die Ecke, auf eine breite, mit Steinen gepflasterte Straße. Gefolgt von zwei Berittenen, klapperte ein Vierspänner an ihnen vorüber. Auf den Gehwegen flanierten gut angezogene Frauen, die sich bei Männern in dunklen Gehröcken eingehängt hatten.
    Unvermittelt brandete Geschrei auf.
    Ein Zeitungsjunge in Lederhosen, der eine riesenhafte Umhängetasche trug, lief über die Straße. Er brüllte, als hätte er eine Klapperschlange unter dem Hemd.
    »MORD IN DER EASTON STREET! JESSE JAMES-JÄGER VON DREI KUGELN GETROFFEN!«
    Die Blonde blieb abrupt stehen. Sie starrte dem Jungen nach, der laut die Schlagzeile des Tages ausrief. Im nächsten Moment begann sie zu zittern. Mit einem Ruck riss sie sich von der Indianerin los.
    Pohawe schaute ihren Schützling aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Jesse James«, keuchte

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