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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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leichtsinnig sein wie beim ersten Mal, wenn sie das Excelsior Hotel betrat. Und das Pony würde sie außerhalb der Stadt unterstellen, in einem schwer zugänglichen, blickdichten Dickicht, wo es in Sicherheit war.
    Pohawe hielt an und reckte ihren Hals.
    Ganz in der Nähe musste sich doch dieser alte Shoshonen-Pfad befinden, der bis nach St. Joseph verlief. Oder war sie schon ein Stück zu weit geritten?
    Um auf Nummer sicher zu gehen, lenkte sie das Pony zu einer Anhöhe, die von einer riesigen Schwarzeiche gekrönt war. Von dort oben hatte man einen erstklassigen Panoramablick in alle Himmelsrichtungen.
    Als sie den Böschungswall hinunterritt, stutzte sie plötzlich.
    In einer Erdmulde rechts von ihr schimmerte etwas hell durch die Zweige eines Gestrüpps hindurch. Instinktiv fühlte sie, dass der Gegenstand da nicht hingehörte. Sie dirigierte das Pony zur Seite, auf die Bodenvertiefung hin. Das weit auskragende Geäst des Buschwerks behinderte ihre Sicht.
    Sie saß ab, zog das große Messer aus dem Futteral und bahnte sich mit kräftigen Hieben eine Gasse durch das dichte Astgespinst.
    Am Rand der Mulde angekommen, machte sie Halt. Ohne die Miene zu verziehen, blickte sie in die Grube.
    Eine verkrümmte, weiße Frau lag darin.
    Sie trug eine helle Bluse, einen Reitrock und verschlammte Stiefeletten. Sie rührte sich nicht. Die Knie hatte sie hochgezogen, fast bis zur Brust. Halblanges, von Blut verkrustetes Blondhaar bedeckte den oben gekehrten Teil ihres Gesichts.
    Pohawe betrachtete die Frau mit unerschütterlicher Ruhe. Schließlich hob sie den Blick zu dem scharfkantigen Stein oberhalb der Grube. Er war mit dunklen Flecken bedeckt. Wahrscheinlich Blut. Die unvorsichtige Weiße hatte sich den Kopf an dem Stein aufgeschlagen und war in die Erdmulde gestürzt.
    Hatte das dumme ding denn keine Augen im Kopf? Pohawe kletterte in die Grube, bog den Kopf der Frau hoch und schnupperte mit angehaltenem Atem über ihrem Mund.
    Sie spürte einen kaum wahrnehmbaren Hauch.
    Die blonde Frau lebte.
    Behutsam lehnte die Comanchin den erschlafften Leib gegen die Grubenwand. Sie nahm der Bewusstlosen die Haare aus dem Gesicht und sah, dass sie sehr hübsch anzuschauen war. Wäre nicht überall der Schmutz gewesen, hätte diese Blondine gute Chancen gehabt, einen dieser Schönheitswettbewerbe zu gewinnen, die in den Städten der Weißen über die Bühne gingen.
    Pohawe richtete den Blick zum Himmel, als wartete auf ein Zeichen der Geister. Gleich darauf griff sie unter ihr Gewand und brachte ein winziges Behältnis aus Ton zum Vorschein. Mit ihrem spitzen Fingernagel entfernte sie den Pfropfen, der die Miniatur verschloss. Nun beugte sie sich vor und hielt der Ohnmächtigen die Öffnung des Zaubermittels unter die Nase.
    Binnen kürzester Zeit zeigte die scharfe Essenz Wirkung.
    Der Kopf der Bewusstlosen zuckte zurück, als wäre er in die Nähe eines lodernden Feuers gekommen. Mit einem Ruck zog die Frau die Lider hoch. Ein paar wasserklare Augen glotzten Pohawe erschrocken an.
    »Ich bin Pohawe«, sagte die Indianerin ruhig.
    Die Blonde griff sich an den Kopf und befühlte die große Beule über ihrer rechten Schläfe. Ihre Augen waren noch immer unnatürlich weit aufgerissen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Pohawe milde. »Ich tue dir nichts. Sagst du mir deinen Namen?«
    »Ich … ich …«, die Blonde fuhr sich über das Gesicht, dann ließ sie die Hände fallen und starrte die Rote verzweifelt an. »Ich … ich habe ihn vergessen!«
    Pohawe verzog keine Miene.
    »Ich weiß nicht, wer ich bin.« Die Blonde schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.
    »Du hast deinen Namen vergessen?«
    »Ja-ah!«
    Pohawe dachte kurz nach. »Wie gefällt dir Nokona?«
    »Nokona?«
    »In eurer Sprache heißt es ungefähr so viel wie die Umherziehende .«
    »Die Umherziehende?« Die Blonde griff sich an den Hals, als müsse sie ersticken. »Mein Gott, hab’ ich einen Durst! Kannst du mir etwas zu trinken geben, Potawa?«
    »Pohawe«, berichtigte die Indianerin und hielt ihr die rechte Hand hin. »Komm’ mit mir, Nokona! Ich gebe dir zu trinken. Wenn du deinen Durst gestillt hast, gehen wir zum Fluss. Du musst dich waschen.«
    Die Frau, die jetzt Nokona hieß, rührte sich nicht vom Fleck. Schließlich ergriff sie die ausgestreckte Hand der Indianerin. Mit einem Ruck zog Pohawe sie auf die Beine.
    Gemeinsam kletterten sie aus der Mulde.
    ***
    Lassiter trat zur Seite und blieb stehen, als ihm der Trauerzug entgegenkam, der

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