Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
war sie eine Comanchin. Dass sie ohne Begleitung war, wunderte Miles.
    »Was willst du?«, fragte er.
    Sie sah sich spähend um. Auf den Bohlensteigen vor den Gebäuden waren nur vereinzelte Menschen zu sehen. Der alte Barrymore fegte mit einem Reisigbesen den Sand vom Sidewalk. Auf der anderen Straßenseite montierte der Sohn des Hufschmieds an einem verklemmten Fenster herum. Bessy Cox, die Besitzerin des Liquor Shops, blickte neugierig über ihre Registrierkasse hinweg auf die Indianerin auf dem Pferd.
    »Komm mit«, sagte die Rote einsilbig.
    »Wohin?« In Miles’ Schädel tanzten die Fragezeichen. »Was in aller Welt hat das zu bedeuten.«
    Statt zu antworten, ritt die Frau ein Stück weiter. Vor einer hohen Bretterwand, an der ein grellbuntes Plakat für das neueste Bühnenstück im Kansas Theatre warb, zügelte sie das Pony. Sie warf einen Blick zurück und winkte Miles. Dann glitt sie mit katzenhafter Geschicklichkeit aus dem Sattel.
    Miles leerte seine Tasse und setzte sich in Bewegung. Er war gespannt, was die Fremde von ihm wollte.
    Sie ließ ihn nicht lange zappeln. »Ich suche weißen Mann«, sagte sie. »Sein Name ist Lassiter, und er ist mir noch einen Gefallen schuldig.«
    »Du suchst Lassiter?« Miles war baff.
    »Du weißt, wo Pohawe ihn finden kann.«
    »Ach ja?« Miles wischte sich über das Gesicht. »Was ist denn das wieder für eine Nummer? Vielleicht erklärst du mir mal, was du überhaupt willst!«
    »Lassiter finden«, sagte sie ausdruckslos. »Das will ich.«
    Er fixierte sie aus starrenden Augen, aber im Gesicht der Roten regte sich nicht ein Muskel. »Was ist das für ein Gefallen, den Lassiter dir angeblich schuldig ist?«, forschte er.
    »Pohawe hat dem weißen Mann ein neues Leben geschenkt. Jetzt soll er ihr neues Leben schenken.«
    Ganz plötzlich ging Miles ein Licht auf. Er erinnerte sich daran, dass Lassiter einmal von einer Comanchin gesprochen hatte, die ihn nach einem Tornado in Texas aus einer Felsspalte gerettet hatte, in die ihn der Sturm geschleudert hatte. Als Gegenleistung hatte sie von ihm verlangt, dass er sie schwängern sollte. Wie Miles Lassiter kannte, hatte der sich nicht lange bitten lassen. Die junge Indianerin war wirklich eine Augenweide. Allerdings schien der Versuch, ihr einen dicken Bauch zu bescheren, fehlgeschlagen zu sein. Es lag nahe, dass sie nun hinter Lassiter her, damit er einen neuen Anlauf nahm.
    Was für eine verrückte Welt. Miles schüttelte den Kopf. »Wie bist du ausgerechnet auf mich gekommen? Ich meine, woher weißt du, dass ich Lassiter kenne?«
    Pohawe blinzelte gegen die Sonne. »Die Geister«, murmelte sie selbstvergessen.
    »Die Geister?« Miles hegte da so seine Zweifel.
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. »Jetzt sage mir, wo ich Lassiter finde.«
    »Nein, zum Geier, das werde ich nicht.« Miles trat zur Seite, aber die Frau verstellte ihm den Weg.
    »Sag es mir«, flüsterte sie.
    Er verspürte ein seltsames Flattern im Magen. Die Frau kam ihm nicht geheuer vor. In ihren Augen schimmerten gespenstische, kleine Lichter, wie Glühwürmchen in einer schwülen Sommernacht. Nur mit Mühe gelang es ihm, seinen Blick abzuwenden.
    »Von mir erfährst du kein Wort«, sagte er, und seine eigene Stimme kam ihm sonderbar fremd vor.
    Abrupt wandte er sich von der Squaw ab. Mit festen Schritten stapfte er die Straße entlang, bog in eine Quergasse ein und verschwand in Barney’s Livery Stable .
    Kaum hatte er den Stallbesitzer begrüßt, schwang das Tor auf, und die Indianerin erschien.
    »Hab’ keine Furcht, Don Miles«, sagte sie ruhig. »Sag mir, wo ich Lassiter suchen muss, und alles ist gut.«
    »Niemals!«, keuchte Miles nervös.
    Die Comanchin kam zu ihm, und er spürte, dass er erneut von Unwohlsein ergriffen wurde. Allein Pohawes körperliche Nähe ließ ihn erschaudern. Miles war nicht abergläubisch, aber tief in seinem Innern spürte er, dass diese Indianerin eine geheimnisvolle Gabe besitzen musste. Womöglich gab es zwischen Himmel und Erde doch einiges, was mit dem Verstand nicht greifbar war.
    »Ich will, dass du gehst«, stieß er hervor. »Sofort!«
    Sie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Also los! Abflug, meine Liebe!« Barney, der neben ihm stand, trat vor und packte die Frau am Ellbogen.
    Ohne Widerstand ließ sich die Comanchin aus dem Stall führen. Miles sah ihr mit gemischten Gefühlen hinterher. Er hatte die vage Ahnung, dass es nicht seine letzte Begegnung mit der rätselhaften Frau gewesen war.
    Er sollte recht

Weitere Kostenlose Bücher