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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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sie erstaunt an. »So etwas bemerken Sie?«
Mrs. Pollifax lächelte. »O ja, allerdings. Würden Sie nun bitte herauskommen?«
Das Mädchen beäugte sie unsicher, aber sie löste sich steif aus der Ecke und kletterte über den Vogelkäfig, um zur Tür zu kommen. Auf dem Korridor musterte Mrs. Pollifax sie unverhohlen und etwas überrascht. Sie war kleiner, als sie erwartet hatte, bestimmt nicht viel über eins-fünfzig. Sie hatte ein schmales, bleiches Gesicht, überproportional große Augen, ein rundes Kinn und braunes Haar, das glatt auf die Schultern fiel. Nicht gerade auffällig, dachte Mrs. Pollifax, während ihr Blick noch über die alte Tweedjacke, die knittrige Bluse und die Strümpfe mit den Laufmaschen wanderte. Doch die Art, wie sie die Schultern straffte und herausfordernd das Kinn hob, verriet Mut, und die Intelligenz in den Augen deutete daraufhin, daß sie eine erwachsene junge Frau war und kein Kind mehr. Im Korridorlicht sahen ihre Augen grün aus, und dichte, lange Wimpern rahmten sie ein - wirklich sehr anziehend in diesem schmalen Gesichtchen -, und die dunklen Brauen wölbten sich darüber. Sie trug kein Make-up und hatte absolut keine Ähnlichkeit mit den jungen Mädchen, denen Mrs. Pollifax in den Einkaufszentren begegnete. Sie wirkte ein wenig altmodisch, hilflos und alleingelassen.
»Wenn Sie in Gefahr sind, müssen wir die Polizei rufen«, sagte Mrs. Pollifax etwas verwirrt.
»Nein, bitte nicht!« entgegnete das Mädchen ernst. »Denn dann würden sie Sammy etwas tun, davon bin ich überzeugt. Dürfte ich nicht vielleicht bei Ihnen bleiben, bis es dunkel ist, dann gehe ich, das verspreche ich.«
Mrs. Pollifax betrachtete sie nachdenklich. »Sie sagten, Sie haben heute morgen einen Wagen in der Einfahrt gehört. Haben sie - wer immer diese ›sie‹ sind - versucht, ins Haus zu kommen?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, aber ich habe Schritte gehört, und etwa zehn Minuten später knirschte der Kies wieder, als sie wegführen. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß sie durch alle Fenster schauten. Sie konnten ja nicht wissen, wie lange Sie wegbleiben würden. Sie waren sehr lange fort, das machte mir angst.«
Mrs. Pollifax nickte. »Wir legten das Gepäck meines Mannes schon gestern abend, als es bereits dunkel war und der Wagen draußen stand, in den Kofferraum. Sie konnten nicht wissen, daß ich ihn zum Flughafen brachte, denn den Koffer haben sie bestimmt nicht gesehen.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Aber wenn sie das Haus heute früh beobachteten, müssen sie gesehen haben, daß wir zu zweit wegfuhren und ich allein zurückkam.«
Die Augen des Mädchens weiteten sich. »Heißt das - daß jetzt nur noch wir zwei hier sind?«
»Wissen die Unbekannten denn - absolut sicher -, daß Sie sich im Haus befinden?«
»Wahrscheinlich«, antwortete das Mädchen bedrückt. »Hier oder im Wald, aber im Wald haben sie bestimmt längst gründlich nachgesehen. Sie sahen jedenfalls, daß ich in Ihren Garten rannte. Aber Sie waren mit Ihrem Mann noch draußen, deshalb sind sie mir nicht gefolgt.«
»Ich verstehe.« Mrs. Pollifax nickte und fügte entschlossen hinzu: »Dann werden sie natürlich das Haus durchsuchen wollen; ich glaube, dann sollten wir ihnen die Gelegenheit geben, es noch tagsüber zu tun. Ein nächtlicher Besuch würde mir absolut nicht gefallen. Ja, unbedingt, wir müssen dafür sorgen, daß sie es jetzt tun.«
»Ich - ich verstehe nicht«, sagte das Mädchen stockend. »Sie wollen, daß sie mich finden?«
»Natürlich nicht! Ich meine damit«, erklärte Mrs. Pollifax, »daß Sie und ich das Haus verlassen und Sie mit mir zum Einkaufen kommen werden. Gut im Wagen versteckt, selbstverständlich. Er steht in der Garage ...« Dem Himmel sei Dank, dachte sie. »... und wenn ich es auffällig genug mache, daß ich vorhabe, wegzufahren, werden sie es für die perfekte Gelegenheit halten, Schlösser zu öffnen, einzudringen und nach Ihnen zu suchen. Und sobald es dunkel ist, fahre ich Sie ...« Sie blickte das Mädchen fragend an. »... nach Hause? Oder sonstwohin.«
Das Mädchen errötete tief. »Sie machen sich meinetwegen so viel Mühe. Es tut mir leid. Aber wie können Sie sicher sein, daß sie das Haus wirklich durchsucht haben, wenn wir zurück sind?«
Mrs. Pollifax zwinkerte verschmitzt. »Man könnte sagen, daß mir die Gedankengänge von Kriminellen nicht ganz fremd sind. Überlassen Sie es einfach mir. Und Sie waschen sich jetzt das Gesicht. Sie dürften ja

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