Jagd auf Mrs. Pollifax
Wo diese Mauern schließlich endeten, begann das bunte Treiben eines Marktplatzes, wo schockfarbene Neonschilder mit FODIA! COLA! MKATE! MAKALA! CAFE! auf sich aufmerksam machten. Doch kurz bevor sie den Platz erreichten, mußten sie anhalten und warten, bis eine Ziegenherde die Allee überquert hatte.
»Nun zum Programm für den Rest des Tages!« Mr. Leclerc beugte sich auf seinem Notsitz vor, um sich Sammats Aufmerksamkeit zu versichern. »Innerhalb der nächsten Stunde wird sich vor dem Palast eine Menschenmenge sammeln, um Sie willkommen zu heißen. Sie werden vom Balkon aus huldvoll zu ihr sprechen. Danach findet die Bestattung von Präsident Simoko statt. Es wird eine beeindruckende Zeremonie sein, ebenso beeindruckend wie die Jahre seiner Herrschaft. Danach ist ein Treffen mit den Häuptlingen der Schambi und Soto geplant, um die nächste Regierung zu besprechen.« Mit einem dünnen Lächeln fügte er hinzu: »Und wie ich Ihnen bereits versicherte, wird man in dieser Regierung irgendeinen Posten für Sie finden. Anschließend begeben wir uns zum Staatsbankett im Goldsaal.« Mrs. Pollifax, die neben Sammat saß, hörte ihn, nachdem er bisher keinen Ton von sich gegeben hatte, leise murmeln:
»Trpbul de taym in npdé.«
Nur Kadi, die an Sammys anderer Seite saß, verstand, daß er in Pidgin-Englisch gesagt hatte, daß da eine Menge faul war. Mrs. Pollifax hörte sie murmeln: »Das kann man wohl sagen, bo!«
19
Die Palastauffahrt war mit Bougainvilleen gesäumt, und dann hielt die Limousine vor der Freitreppe und dem Eingang an, die selbst dem luxuriösesten europäischen Hotel keine Schande gemacht hätten. An der Flügeltür standen Lakaien in Livree, bei denen es sich jedoch wahrscheinlich um Wachen handelte.
Sammat sagte ruhig: »Wie Sie sich erinnern, Mr. Carstairs, wohnte mein Großvater nicht in einem Palast, sondern in einem Haus aus luftgetrocknetem Lehm.«
»O ja, ich erinnere mich«, erwiderte Carstairs schnell. Die Livrierten standen stramm, als die Limousine anhielt, dann eilte einer herbei, um die Wagentüren zu öffnen.
»Ah, Mr. Leclerc!« sagte er und salutierte. Er ist hier ja wirklich gut bekannt, stellte Mrs. Pollifax fest. Vielleicht lebt er sogar hier?
Sie wurden durch die dicke gläserne Flügeltür in eine gewaltige Marmoreingangshalle geführt, an deren Ende ein goldenes Relief mit Präsident Simokos lächelndem Gesicht hing.
Carstairs schaute sich um. »Auf Kosten des Volkes war dem Präsidenten nichts zu teuer«, murmelte er.
»Das würde ein großartiges Krankenhaus abgeben oder auch eine Schule«, sagte Sammat.
Leclerc lachte. »Ich glaube nicht, daß wir damit einverstanden wären.« Er wandte sich an den Livrierten. »Joseph, führen Sie diese Herrschaften in den Thronsaal.« Gleich darauf sagte er zu Sammat: »Und Sie - Sie werden mich in mein Büro begleiten - bitte«, fügte er mißmutig hinzu.
Sammat lächelte höflich. »Erst werde ich meine Freunde zu diesem Saal, den Sie meinen, begleiten.« Dann blickte er Joseph an. »Ich bin Sammat Jusufu. Ich weiß nicht, wo dieser Thronsaal ist, führen Sie uns bitte. Und bringen Sie meinen Gästen eine Erfrischung.«
Die Augen des Mannes hatten sich geweitet. »Sie Sie sind Sammat — von Sammat zisanu ndi zitato ?« Er verbeugte sich tief.
Sammy legte kurz die Hand auf seinen Arm. »Nur der Enkel
- mdzukulu eines Königs, Joseph. Sie brauchen sich nicht zu verbeugen. Zeigen Sie uns nur den Weg.«
»Jawohl, Herr!«
Mr. Leclerc sah aus, als wäre er einem Anfall nahe. Er verbarg es, indem er sich abrupt umdrehte, zu einer vergoldeten Tür auf der linken Seite schritt und rasch in dem Raum dahinter verschwand, vermutlich seinem Büro. Joseph führte sie eine breite Marmortreppe hinauf und redete lebhaft in ihrer Muttersprache auf Sammat ein.
Carstairs beeilte sich, Mrs. Pollifax einzuholen, die mehrere Stufen unterhalb der beiden schritt, und sagte leise: »Unmöglich, Waffen ins Land zu bringen, Mrs. P. Wir werden uns möglicherweise auf Stovers Judo verlassen müssen und auf Sie und Ihr braunes Gürtel Sie-wissen-schon-was. Halten Sie Augen und Ohren offen!« Dann stieg er die Stufen noch schneller hinauf, bis er John Stover erreicht hatte. Es wird also etwas passieren! dachte Mrs. Pollifax, und diese Aussicht hob ihre Laune beträchtlich. Im ersten Stock führte Joseph sie über einen breiten Korridor zu einer Flügeltür aus spiegelndem Messing, die er theatralisch für sie aufschwang. Mrs. Pollifax blieb unwillkürlich
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