Jagd auf Mrs. Pollifax
unsere Gefängnisse nicht sehr komfortabel sind!«
»Daran zweifle ich nicht«, versicherte ihm Carstairs freundlich. »Aber vielleicht interessiert es Sie, ehe Sie etwas Unüberlegtes unternehmen, was mich in dieses Land geführt hat.«
»Ach, Sie sind kein Tourist?« fragte Leclerc wütend. »Nein, ich bin kein Tourist. Ich bin lediglich fünfzig
Millionen Dollar Lösegeld, das vor ein paar Tagen im Westchester County in den USA übergeben wurde, nach Ubangiba gefolgt.« Lähmendes Schweigen setzte ein, bis Carstairs freundlich hinzufügte »Natürlich wird Ubangiba sehr dankbar sein für die fünfzig Millionen, die Sie in dieses Land gebracht haben und die Sie in dem schwarzen Diplomatenkoffer sicher wähnen, den Sie neben sich abgestellt haben.« Als Leclerc entsetzt zu seinem Koffer schaute, fuhr Carstairs liebenswürdig fort: »Ich fürchte, Sie werden die Scheine darin nicht finden. Wie Sie sehen, habe auch ich einen schwarzen Diplomatenkoffer, und mein Freund Devereaux, der seine Bekannten gern mit Taschenspielerkunststücken erfreut, vollbrachte wahre Wunder, während Sie beide durch die Zollabfertigung gingen. Mehr brauchen Sie über ihn nicht zu wissen, aber ich möchte Ihnen nicht verheimlichen, daß Mr. Stover gar nicht wirklich Archäologe ist, sondern dem FBI angehört.«
Großartig! dachte Mrs. Pollifax.
Leclerc starrte Carstairs mit aufgerissenem Mund an, dann versuchte er mit zitternden Fingern, den Diplomatenkoffer zu öffnen, ohne daran zu denken, daß er ja verschlossen war.
Mrs. Pollifax wagte zu fragen: »Hat das etwas zu tun mit...? Carstairs unterbrach sie, um sich an Sammat zu wenden. »Sie gehen jetzt lieber auf den Balkon. Die Menge hört sich sehr ungeduldig an. Sie will Sie sehen!«
»Aber, Sir...«
»Es ist besser, Sie gehen, Sammat!«
»Aber, Sir ...«
»Sofort!« Carstairs Ton duldete keinen Widerspruch mehr. Sammat ging zu den Glastüren, öffnete eine und trat auf den
Balkon. Der Jubel, der ihn empfing, war selbst im Saal noch ohrenbetäubend, bis Kadi die Tür schloß. »Öffnen Sie Ihren Koffer!« befahl Carstairs Leclerc.
»Nein!« entgegnete Leclerc heftig. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden!« Er richtete sich hoch auf. »Was fällt Ihnen eigentlich ein! Sie provozieren mit einer solchen Unverschämtheit einen internationalen Zwischenfall! Sie, ein Amerikaner, kamen hierher, um sich in ungesetzlicher, rechtswidriger Weise in die Regierungsgeschäfte eines souveränen Staates zu mischen! Joseph, rufen Sie die Polizei! Sofort!«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Carstairs ruhig. »Ich bin keineswegs aus diesem Grund gekommen. Ich folgte dem Lösegeld, das stimmt, doch nicht das führte mich persönlich hierher. Ich kam ...« Er wandte sich dem Thron zu und rief »Kommen Sie her, Bidwell!« Und wieder Leclerc anblickend, beendete er seinen Satz: »Ich kam Bidwells wegen!« »B-bidwell?« stammelte Mrs. Pollifax. »Henry Bidwell?« Kadi, die an der anderen Seite des Saals stand, sagte
ungläubig: »Der Mann, der in New York als Geisel gefangengehalten wurde? Der Entführte?«
»Er war weder als Geisel genommen, noch entführt worden!« entgegnete Carstairs. »Nun, Bidwell?«
Der Vorhang zitterte ein wenig, wurde jedoch nicht geöffnet. Mrs. Pollifax ging darauf zu und zog ihn zurück — und starrte in das schmale, autokratische Gesicht, das sie aus Zeitungen und Fernsehnachrichten kannte, nur daß es jetzt jegliche Farbe verloren hatte und elend wirkte. Sie drehte sich zu Carstairs um und sagte verwirrt: »Aber wie - und hier?«
»Keine Bewegung!« warnte Leclerc mit gefährlich ruhiger Stimme. »Keine Bewegung, ich bin bewaffnet! Mr. Carstairs, Sie werden Ihren Diplomatenkoffer zu mir herüberschieben, jetzt! Sofort!«
Carstairs zögerte, dann schob er seinen Koffer einen guten Meter über den polierten Boden, denn Leclerc hatte aus seinem kremfarbenen Seidenanzug eine Schußwaffe gezogen, die Mrs. Pollifax automatisch als eine 9-mm-Smith-and-Wesson identifizierte.
»Niemand von Ihnen wird diesen Raum lebend verlassen!« erklärte Leclerc.
O Gott, dachte Mrs. Pollifax, Carstairs hat mit meiner Hilfe gerechnet, und jetzt bin ich viel zu weit entfernt. Das bedeutet, daß Stover - Stover, wenn Sie Judo können, dann setzen sie es jetzt ein!
Aber es war Joseph in seiner scharlachroten Livree, der lautlos wie eine Katze von hinten auf Leclerc zuschlich und ihn ansprang, so daß er nach vorn taumelte. Ehe er fallen konnte, riß er ihn herum und versetzte ihm mehrere wütende
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