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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich zehn Mann im Floß über die kabbelige See. Bisher war auf der Dallas nur eine Hand voll Männer eingeweiht gewesen. Nun wussten alle Bescheid.
    Der Schaden war nicht so ernst, wie sie befürchtet hatten. Der Torpedoraum war nicht geflutet – ein beschädigter Sensor hatte falsche Werte gemeldet. Die vorderen Ballasttanks waren leckgeschlagen, aber das Boot war so groß, dass sein Bug nur zweieinhalb Meter tiefer lag. Die Schlagseite war lediglich lästig. Nach zwei Stunden war das Leck in der Funkerkabine abgedichtet, und Ramius, Melechin und Mancuso kamen nach längerer Diskussion zu dem Schluss, dass sie tauchen konnten, sofern sie nicht tiefer als dreißig Meter gingen und langsam fuhren. In Norfolk würden sie allerdings mit Verspätung ankommen.

Achtzehnter Tag
Montag, 20. Dezember
    Roter Oktober
    Ryan stand wieder auf dem Turm – mit Erlaubnis von Ramius, der fand, dass er es verdient hatte. Mancuso leistete ihnen Gesellschaft. Inzwischen hatte eine amerikanische Crew den Kontrollraum übernommen, und die Mannschaft im Maschinenraum war auf Normalstärke gebracht worden. Das Leck in der Funkerkabine war nicht völlig abzudichten, lag aber über der Wasserlinie. Die Schlagseite hatte sich auf fünfzehn Grad verringert, nachdem der Raum leer gepumpt worden war. Die Tieflage des Buges glich man durch Entleeren der intakten Ballasttanks teilweise aus. Der verformte Bug gab dem Unterseeboot ein deutlich asymmetrisches Kielwasser, das in der mondlosen Nacht kaum zu sehen war. Dallas und Pogy waren achtern noch getaucht und spürten nach weiteren Störenfrieden vor der Einfahrt zwischen Kap Henry und Kap Charles.
    Weiter hinter ihnen lief ein Flüssiggastanker auf die Passage zu, die von der Küstenwacht geschlossen worden war, um dieser schwimmenden Bombe ungestörte Durchfahrt bis zum Gasterminal Cove Point in Maryland zu gestatten  – so hieß es jedenfalls. Ryan fragte sich, mit welchen Mitteln die Navy den Skipper bewogen hatte, Maschinenschaden vorzutäuschen oder seine Ankunft sonst wie zu verzögern. Roter Oktober hatte nämlich sechs Stunden Verspätung. Bei der Marine musste man sich schwere Sorgen gemacht haben, bis das Boot vor vierzig Minuten aufgetaucht und sofort von einer kreisenden Orion ausgemacht worden war.
    Rote und grüne Bojen tanzten auf den Wellen und blinkten ihnen zu. Voraus konnte er die Lichter des Brückentunnels über die Chesapeake Bay sehen, aber keine Autoscheinwerfer. Vermutlich hatte der CIA einen »Unfall« inszeniert, um die Straße zu sperren.
    »Da kommt ein Schlepper.« Mancuso wies in die Finsternis.
    Der amerikanische Kapitän musste überaus gute Augen haben. Ryan sah das Schiff erst eine Minute später durchs Fernglas. Es war nur ein Schatten, dunkler als die Nacht, rund eine Meile entfernt.
    » Sceptre, hier Schlepper Paducah. Empfangen Sie mich? Over.«
    Mancuso zog das Sprechfunkgerät aus der Tasche. »Paducah, hier Sceptre. Guten Morgen, Sir.« Er bemühte sich um einen britischen Akzent.
    »Bitte folgen Sie uns, Captain.«
    »Vorzüglich, Paducah. Machen wir. Out.«
    HMS Sceptre war ein englisches Jagd-U-Boot, das in atlantischen Gewässern stationiert war, sodass sein Eintreffen vor Norfolk in diesem Fall nicht ungewöhnlich war. Offenbar befürchtete man bei der Marine, das Auftauchen eines fremden U-Boots könne Agenten misstrauisch machen; deshalb hatte man Roter Oktober für den letzten Teil der Fahrt diesen Decknamen gegeben.
    Der Schlepper kam bis auf fünfhundert Meter an sie heran, wendete dann und übernahm mit fünf Knoten die Führung.
    Wenig später bog er in die Hauptrinne ein, passierte die von einem hohen Kran überragte Saratoga und hielt auf die Marinewerft zu. Bis auf Roter Oktober und den Schlepper war der Kanal völlig leer. Ryan fragte sich, ob Paducah eine normale Mannschaft hatte oder ob sich ihre Crew aus Admiralen zusammensetzte.
     
    Norfolk, Virginia
    Zwanzig Minuten später waren sie am Ziel. Dock 8-10 war ein eigens für die Wartung und Instandsetzung von Raketen-U-Booten der Ohio -Klasse neu erbautes Trockendock, zweihundertfünfzig Meter lang und überdacht, damit Spionagesatelliten nicht sehen konnten, ob es belegt war oder nicht. Es befand sich im Hochsicherheitsbereich des Stützpunkts, und man musste mehrere von bewaffneten Marinesoldaten bemannte Kontrollen passieren, ehe man an es herankam, geschweige denn hinein.
    »Maschinen Stopp«, befahl Mancuso.
    »Maschinen Stopp, aye.«
    Nach zweihundert Metern kam Roter

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