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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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Identifizierungsschwierigkeiten verschwinden läßt.
    »Komm«, sagte er-sie-es.
    »Jetzt? Ich fühle mich hier ganz wohl. Natürlich gibt es nicht viel zu tun, aber ich beschäftige mich, und in der Zwischenzeit kann man sich immer aufs Schlafen freuen.«
    »Jetzt«, sagte der Wächter. »Wir haben jetzt keine Zeit für schöngeistige Reden. Gehen wir.«
    »Ich habe noch nicht einmal das Gedicht fertig, das ich für euch schreibe. Kann ich nicht noch etwas Zeit haben, um es fertigzustellen? Ich bin bald soweit.«
    »Komm jetzt«, sagte der andere Wächter, etwas kürzer angebunden und viel bestimmter. »Die Gedichte können warten. Alles kann warten. Wir möchten mit dir reden.«
    So ging er eben mit. Was hätte er auch anderes tun sollen?
    Er stand auf und reckte seine Glieder, und weil er sich in letzter Zeit so wenig bewegt hatte, war er etwas überrascht, daß sie noch da waren. Dann drehte er sich hinter den Wächtern einigermaßen elegant um seine eigene Achse und folgte ihnen durch die Tür und die Korridore. Dies war der erste Blick, den er von der Außenwelt erhaschte, seit er hergebracht worden war und sie ihm die Erinnerung genommen hatten. Er hatte den Eindruck, in einem unendlich geräumigen Gebäude eingeschlossen zu sein; die Decken befanden sich etwa fünfzehn bis zwanzig Meter über ihm; die Wän de, ziemlich weit voneinander entfernt, und dort schmal, wo sie hinter seiner Zelle zusammenliefen, ragten in einer Entfernung von fünf bis sieben Metern vor ihm auf. Es war ein verdammt großes Gebäude, das sie da hatten, und die Anzahl der Leute, die sie hier hineinstecken konnten, schien unbegrenzt. Zum Teufel, so wie es aussah, hatten sie wirklich alle zwei, drei Milliarden hier in Einzelzellen untergebracht; nichts sprach dagegen. Aber es würde die Situation überhaupt nicht ändern.
    Sie brachten ihn zu einem kleinen Raum, der am Ende eines Korridors lag und beförderten ihn hinein. Ein anderer Wächter wartete im hinteren Teil des Raums auf ihn. Ein grinsender Wächter, wenn man von Abstraktionen sagen kann, daß sie grinsen können. Dieser hier hatte eine weitaus stärkere Ausstrahlung als die anderen. Er war es, der ihn zu dem Stuhl führte und ihm sagte, er könne sich setzen.
    »Wir wollen mit dir reden«, sagte das Ding.
    »Es besteht überhaupt kein Grund dafür, daß man dir wehtut, wenn du vernünftig bist«, sagte es.
    »Es gibt bestimmte Aufgaben, von denen wir wol len, daß du sie für uns ausführst«, sagte es.
    »Es gibt da eine Frau«, sagte es.

 
Vier
     
    DRINNEN:
    Rogers; Gott, der ihn allen unseren Generationen als Vorfahr und uns allen als Stammvater gab, segne seinen Namen: Rogers, Er, der Einzige und Alleinige, begann zu schreien … er schrie und schrie, tausend Jahre lang. Dieser einzige, vom Schöpfer gezeugte Sohn, war echt in Schwierigkeiten. Rogers schrie tausend Jahre lang, schrie seinen Schmerz hinaus, eingeschmiegt in Laken, die so kalt wie Feuer waren und so weich wie Tannenzapfen; und die Versucher kamen, um seine Augen und seine Nase zu bedecken und um Papierfetzchen fallen zu lassen, die sich sanft auf seine Zunge senkten, als er nach Luft rang. Verflucht sollten sie sein, jene Versucher; es war nicht nett von ihnen, ihre Teufel zu senden, die sich koboldhaft durch seine Trommelfelle bohrten; ihn in seine armen, leidenden Wangen kniffen – die Wangen unseres Erlösers –, und als er sich umdrehte und ihnen trotzdem vergab, war es, als redete er gegen Wände. Die Zeiten waren schrecklich, schrecklich; die Erde war still und tief, und in ihrem gräbernen Herzen durchfocht Rogers, der Träger des Samens, die letzten Augenblicke vor der Entscheidung: Tat sich wahrhaftig die Ewigkeit vor uns auf – oder war es nur das altbekannte dumme Zeug?
    Er versuchte sich zu erheben, wurde jedoch von etwas zurückgehalten, das so stark wie Eisendraht war. Er schrie, diesmal aber nur im Interesse der ungeborenen Generationen; er war rücksichtsvoll genug, nie an sich selbst zu denken.
    Versuchte dann zu gehorchen; versuchte, die Worte zu sagen, die seiner Qual ein Ende bereiten würden, vergaß sie aber irgendwo zwischen der Hitze und dem Eis, wanderte davon, fühlte sein Selbst sterben; lag dann still, und sie kamen in den Raum – seinen Raum – um ihn zu untersuchen; zogen das Leinentuch von seinem eingefallenen Gesicht, so daß er den süßen Gestank seiner Sterblichkeit riechen konnte, tätschelten ihn sachte hier und da und erzählten ihm, daß es ihm so gut ging, wie

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