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Jagd in die Leere

Jagd in die Leere

Titel: Jagd in die Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.M. O'Donnell
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flüchtig gesehen hatte. Es war alles schon dagewesen.
    Und so trieb er weiter und sprach sich selbst gut zu, weil es ihn vom Denken abhielt, und er wiederholte die geheimen Worte immer wieder. Raum mußte also dann Raum sein, und die sich entfaltende Welt war Zeit, und in alldem mußte eine Ordnung sein, eine Absicht, ein Ende. Die Zeit ist unendlich; das hatten sie einst geschrieben. Die Zeit besitzt ein Halb-Leben wie Blut, und sie fließt und fließt und fließt den Abfluß hinunter.
    Wenn sie hinunterfließt, dann ist das Universum ein Grab – und ich sein Chronometer, sein Straßenwächter; und eines Tages, wenn sie aufgehört hat, werde ich auch unter den Steinen liegen. Sie stirbt gerade jetzt, gerade in diesem Moment. Sie stirbt rechts und links von mir und in meinem Inneren, und mit jeder Sekun de fließt der Strom schwächer und wird trüber. Wie er in Dunkelheit gerinnt, so wie alle Flüsse einer endgülti gen Auflösung zustreben, so werde auch ich im Jenseits zur Ruhe kommen.
    Sicher, sagte sein Mentor, der nun zum erstenmal mit ihm sprach, mit voller Stimme. Sein ansteigendes und fallendes Organ brach das lange Schweigen und fühlte die Höhle des Selbst. Sicher glaubst du das selbst nicht. Erinnere dich an das erstemal. Dies ist alles schon früher einmal geschehen, wie du weißt.
    »Die anderen Male waren anders«, sagte er. »Es hat te damals noch nicht einmal angefangen. Ich wußte nichts.«
    Wie könntest du das wissen? Du erinnerst dich ja noch nicht einmal daran.
    »Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an alles; ich trage alles in mir. Es war nicht dasselbe.«
    Du wußtest nicht mehr, ah du jetzt weißt. Rufe dir dies ins Gedächtnis zurück. Das ist als Konstante bekannt. Und du dachtest, es wäre vorbei. Schau. Schau nur, was passiert. Wo bist du? Hat es das erstemal nicht gereicht?
    »Es ist nicht das erstemal. Es ist schon das zweitemal.«
    Bist du sicher? Bist du sicher, daß es nicht das fünf te oder zehnte – oder wiederum das erstemal ist? Wie kannst du dir über den Fortgang so sicher sein? Wo bist du? Wer bist du? Kannst du antworten?
    »Ruhe jetzt!« sagte er, nachdem er genug gelitten hatte, nachdem er die Folterungen seines Mentors erfahren hatte. »Genug, genug! Fahr zur Hölle, ja.«
    Du sitzt rittlings auf einer sterbenden Sonne und denkst, das Reservoir der Zeit läuft aus. für jede Sonne, die stirbt, brechen eine Million neue zu unsteter, verschwenderischer Wanderschaft auf; neues Leben sprießt an allen Ecken und Enden des Universums aus Altem, Verwestem. Die Lebenskraß wird sich entfalten. Erinnere dich daran, du. Ja, erinnere dich daran. Ver wechsle nicht deine eigenen, persönlichen Proble me mit denen des Universums.
    »Geh weg!« sagte er, »Sei still jetzt!«
    Ich bin immer weg. Verstehst du? Ich existiere nicht wirklich. Nur hinter der Schranke des Selbst, das die Summe der Nichtexistenz darstellt. Ich werde auf dich warten, Rogers. Ich werde immer warten. Es gibt keinen Verzicht ohne mich: den Bejahrten. Selbst die erschöpften Eingeweide der Zeit können mich niemals ausstoßen.
    Und der Mentor ging.
    Ließ Rogers allein.
    Und jetzt: ohne Gedanken.
    Fötusartig zusammengekugelt und in. dieser Stellung mit trüben Augen den kalten Glanz musternd, der in seine Haut einsickerte, wartete und wartete Rogers auf der sterbenden Sonne darauf, daß der Sensenmann kam und ihn abholte.
    Sühne, natürlich, es wird noch lange dauern.
    Und sterben, sterben, dachte er schwach, sterben und mit allem fertig sein. Aber der nachlassende und anschwellende, der sich verlangsamende und schneller werdende Puls seines schlagenden Herzens blieb stark in ihm, und er wußte, daß er durchhalten würde. So ging es weiter. Wie es weitergehen sollte.

 
Fünf
     
    DRINNEN:
    Nachdem er ihnen wieder und wieder erklärt hatte, daß er nicht gewillt sei, das zu tun, was sie von ihm verlangten, daß er überhaupt nichts tun würde, daß er keinen Anteil haben wollte an ihren verdammten Manipulationen, begann die Sache wirklich ungemütlich zu werden. Bereits der Anfang ihrer mehr oder weniger freundlichen Erklärung über das, was er für sie tun sollte, war nicht eben sanft gewesen, aber jetzt wußte der Dichter, daß er sich in einer ziemlich schlechten Situation befand, von der er hoffte, daß sie sich, wenn er sie überstand, schnell von jenem Reich der Illusion in die Realität zurückverwandeln würde. Sie begannen ihn zu bearbeiten.
    Sie kamen zu ihm mit Nadeln und Drähten – den

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