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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Einmalfarbbänder für ihre Schreibmaschine hat sie wie vorgeschrieben auch gesammelt, um sie in die kontrollierte Vernichtung zu geben. Mehr kann man für die Sicherheit wirklich nicht verlangen«, fügte Bürodirektor Runge hinzu.
    Kriminalrat Sörensen diktierte einen kurzen Vermerk in das Protokoll und schloß mit den Worten: »Der vorstehend aufgeführte Inhalt des Panzerschrankes – schreiben Sie lieber des Stahlschrankes – einschließlich der vorgefundenen Akten wird sichergestellt.« Dann setzte er noch hinzu: »Herr Schmitz von der Firma Stahlkraft, dem für seine schnelle und vorzügliche Hilfe zu danken ist, wurde um achtzehn Uhr entlassen.«
    »Adel verpflichtet«, sagte Meister Schmitz. »Die Rechnung werden wir direkt an das Ministerium schicken, oder soll sie an die Kripo gehen?«
    »Die Kriminalpolizei dankt – das Ministerium zahlt!« Mit diesen Worten schloß Kriminalrat Sörensen das Unternehmen ab.
    Der Schlüssel paßt zwar, aber sonst paßt hier nichts, aber auch gar nichts zusammen, dachte er und fuhr in das Präsidium zurück.

 
    Kapitel 7
     
     
     
    Der Weg war nicht weit. In der Kurve zur Nikolausstraße wuchs das Laubdach eines Baumes aus dem Rundarchitrav des Denkmals mit den Stahlhelmköpfen der Gefallenen dreier Kriege. Der rundum eingemeißelte Spruch war zeitlos passend: »Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.«
    Von der Pützstraße ging es rechts ab auf die Dottendorfer Straße. Gegenüber der Post die Bundesdruckerei, in der wie immer in Schichten gearbeitet wurde. Stunde um Stunde liefen Drucksachen über die hochmodernen Pressen, um den Moloch Parlament und die Bundesorgane mit Papiermassen zu füttern. Dann kam rechter Hand der Südfriedhof, der schon so manches Staatsbegräbnis mit den ganzen Pompes Funebres erlebt hatte, die Bonns Demokratie zu bieten hat, wenn einer der unersetzlichen Menschen aus der Politik dahingegangen ist; einer der vielen Unersetzlichen, welche so oft eine Lücke hinterlassen, die sie vollständig ersetzt.
    Auf der anderen Straßenseite das Heizkraftwerk Süd mit dem stets rauchenden Schlot, das wegen seiner Lage schon mal für das Krematorium der Bundeshauptstadt gehalten wird.
    Dann die Schranke an der Bahnlinie, die, welch ein Wunder, geöffnet war. Auf dem Schulhof des Friedrich-Ebert-Gymnasiums tummelten sich einige Pennäler und kickten mit Coca-Dosen, was bald den Hausmeister auf den Plan rufen würde.
    An der kurzen Ollenhauerstraße noch ein Kapitel Traurigkeit, die »Baracke« der SPD. Sie war auch als Neubau flach gehalten – wie schon in der Gründerzeit geduckt und trist –, in einem Braunton, der aus unerfindlichen und nicht mehr nachvollziehbaren Gründen als modern angesehen wurde. Das Bauwerk erinnerte an die neue Maschinenhalle beim Palais Schaumburg, die als Bundeskanzleramt bezeichnet wird, und gemeinsam mit dem neuen Stadthaus den Eindruck einer unwiderruflichen Stillosigkeit vermittelt, mit der die Politgnome immer mal wieder versuchen, den Charme des alten Bonn zu zerstören.
    Aber sie brauchen bestimmt noch eine Generation dazu! Die Stadt mit dem Kußmund hat noch Ausstrahlung; noch gibt es ein Bonn, das man lieben kann, dachte Kriminalrat Sörensen, als er nach einigen hundert Metern den Behördenklotz des Präsidiums vor sich hatte. Hier hatte sich die Landesbaudirektion wenigstens bemüht, einen Baukörper zu schaffen, der Funktionalität und Masse in ein vertretbares Verhältnis an einem geeigneten Ort brachte.
    Er brauchte sich nicht auszuweisen. Der Pförtner kannte ihn. Sörensen hatte die Absicht, seinen Fall mit den anderen Kommissariaten abzuklären.
    Die Auskunft über vermißte Personen war unergiebig. Vom Landeskrankenhaus war eine Sechzigjährige als abgängig gemeldet. Man würde sie entweder sehr schnell in den Straßen der Altstadt finden, oder in den nächsten Tagen weiter stromabwärts am Ufer des Rheins, der schon manches Schicksal mitgenommen hatte. Weiter zurückliegende Meldungen kamen nicht in Betracht.
    Dann suchte Kriminalrat Sörensen seinen jüngeren Kollegen, den Leiter der Mordkommission auf.
    Walter Freiberg saß ausnahmsweise am Schreibtisch, schob Akten hin und her und versuchte, sich in das Pennermilieu der Stadt am Rhein hineinzudenken. Sein Vorgänger hatte da mehr Erfahrung. Ihm war es gelungen, den Mord an Fuzzy und den Tod des Schellenmannes aufzuklären, der an der Remigiusstraße mit Musik auf allen Kanälen die Marktbesucher zu

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