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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Meldung in der richtigen Presse und das Präsidium wird mit Mann und Maus aufgelöst, im Rhein versenkt, vertilgt und von dieser Erde gestrichen. So einfach dürfen wir doch nicht denken oder gar handeln.«
    »Herr Sörensen, ich habe wirklich nur den Penner. Aber Lupus kann sich bei den Kollegen von Rheinland-Pfalz erkundigen, ob dort Erkenntnisse vorliegen.«
    Kriminalhauptmeister Wolfgang Müller, stets nur »Lupus« genannt, hatte mit ein paar Anrufen schnell geklärt, daß auch im Nachbarland keine Meldung vorlag. Sicherheitshalber ließ er sich auch noch vom Landeskriminalamt in Düsseldorf bestätigen, daß dort keine Tote mit der hier Vermißten identisch sein konnte.
    Kriminalrat Sörensen war enttäuscht. Jetzt mußte die übliche Kleinarbeit des 19. K mit allem Nachdruck betrieben werden.
    »Dieser Fall liegt mir nicht«, sagte er. »Ich habe einfach das Gefühl, lieber Freiberg, daß da einiges auf dich und deine Leute zukommen könnte. Doch was zählen schon Gefühle in unserem Geschäft.«
    »Meine Verblichenen sind doch viel handfester als Ihre Entwichenen«, versuchte sich Kommissar Walter Freiberg in der Reimkunst. »Ich werde Sie gern um Hilfe bitten, wenn es ernst werden sollte. Ministerien kenne ich bisher nur von außen.«
    »Du kannst auf mich zählen. Mit den höheren Ministerialbeamten ist das so eine Sache. Die haben meist einen scharfen Verstand und reagieren sehr sensibel, wenn sie das Gefühl haben, es könnte an ihrer Karriere gerüttelt werden. Dann hilft uns nur präzise Arbeit, kühle Härte und hoffentlich ein Staatsanwalt im Hintergrund, der nicht im gleichen Club ist wie der Delinquent.«
    Kriminalrat Sörensen ging eine Etage höher in sein Dienstzimmer und bat seine Mitarbeiter um kurzen Bericht. Sie wußten, daß dieser Abend kein frühes Ende finden würde. Sechs Leute vom Fach gehörten zur ständigen Mannschaft. Je nach Bedarf mußten auch größere Arbeitsgruppen zusammengestellt werden. Es war ähnlich wie bei der Mordkommission, die sofort vergrößert werden konnte, wenn der Fall es erforderte. Die anderen Haupt- und Oberkommissare waren nicht froh darüber, denn das ging stets zu ihren Lasten. Einbruch, Diebstahl, Raub und Erpressung forderten schließlich auch ihr Recht und es gab viele Villen in Bonn, deren Ausstattung manch ein Knacki lieber beim Hehler wüßte. »Gibt es neue Gesichtspunkte in der Tannenstraße?«
    »Nein, der erste Durchgang der Unterlagen hat nichts gebracht.«
    »Der Wagen der Fournier muß zu Fleischmann oder einer anderen VW-Werkstatt. Er muß auseinandergenommen werden. Unser Fahrdienstleiter soll mit dem Abschleppwagen zum unteren Parkplatz an der Dornenburg fahren. Dort steht der rote Scirocco. Einer von der Crew fährt mit.«
    »Chef, haben Sie etwas gefunden bei den Europäern am Venusberg?«
    »Nichts – es sieht traurig aus. Das einzige, was fehlt, ist die Sekretärin. Nicht mal der Fotoapparat bringt uns weiter. Sie hat noch einen neuen Film eingelegt, so als ob sie auf Reisen gehen wollte. Haben wir Nachricht vom Bundeskriminalamt oder von unseren V-Männern?«
    »Fehlanzeige!«
    »Irgendein Hinweis von unseren westlichen Freunden?«
    »No, Sir, oder non, Monsieur – ganz wie Sie wollen.«
    »Dann ans Werk! Mit der Spurensicherung nochmals jeden Fitzel überprüfen, das persönliche Umfeld abklären und«, fügte Sörensen hinzu, »hoffen, daß die Hauptverwaltung Sicherheit bald nicht mehr das Wasser halten kann und uns die Dame als Trophäe im DDR-Fernsehen vorführt, oder daß hier im Präsidium ein anderes Kommissariat zuständig wird. Aber erst muß noch eine Pressemeldung verfaßt werden. Der Fall ist im Ministerium ganz offensichtlich bekannt geworden. Er kann und soll auch nicht mehr unter der Decke bleiben. Wir brauchen vielleicht schon bald Reaktionen aus der Öffentlichkeit.«
    »Wer soll informiert werden?« fragte ein Mitarbeiter.
    »Wir wollen die Sache nicht hochhängen und gehen den üblichen Weg. Den Text erhalten auf jeden Fall unsere örtlichen Zeitungen-General-Anzeiger und Bonner Rundschau – und die dpa. Keinerlei Spekulationen… und vollständiges Einvernehmen mit der Pressestelle des Europaministeriums. Ich bin wohl am besten in der Materie drin und mache das mal selbst.«
    Die Kollegen zeigten sich erfreut. Pressesachen vom 19. K konnten sehr heikel werden.
    Schon nach wenigen Minuten hatte sich Sörensen mit dem Pressereferenten des Ministeriums abgestimmt. Der hatte natürlich längst erfahren, daß mit der

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