Jagdhaus in Der Eifel
rechnen, daß der Panzerschrank geöffnet wird? Das eilt!«
Dr. Rimberger schaute hilfesuchend zum Bürodirektor.
»Doppelschlüssel sind nicht vorhanden. Ich zweifle auch, ob jemand außer Frau Fournier die Ziffernkombination kennt. Darüber muß es eine Notiz in den Akten geben. Meine Leute sehen alles durch, haben aber noch nichts gefunden.«
»Wie soll dann unser Problem gelöst werden? Soll das die Kripo übernehmen?«
Bürodirektor Runge hatte schon alles Erforderliche veranlaßt. »Wir haben mit der Firma ›Stahlkraft‹ in Köln telefoniert. Dort werden Geldschränke und Sicherheitsanlagen gebaut. Ein Spezialist ist mit dem Auto unterwegs und wird bald hier sein.«
»Ja, vorzüglich – danke. Ich bleibe in jedem Falle, bis wir wissen, was sich in dem Schrank verbirgt«, sagte Sörensen.
Der Telefonapparat im Vorzimmer des Abteilungsleiters zwo schnarrte. Brigitte Fournier hatte das Rufwerk leise eingestellt.
Kriminalrat Sörensen hob die Hand, als der Bürodirektor abheben wollte.
»Na – wer will denn da noch etwas von unserer Sekretärin?«
Er nahm den Hörer selbst aus der Auflage der Top-Set-Anlage. »Ja, bitte?«
Es war die Telefonzentrale.
»Ich habe hier ein Gespräch für Herrn Kriminalrat Sörensen.«
Im Ministerium wußte man also was lief und wo die Kriminalpolizei zu vermuten war.
»Am Apparat.«
Es meldete sich ein Mitarbeiter vom 19. K und informierte seinen Chef über das Ergebnis der Durchsuchung von Brigitte Fourniers Wohnung in der Tannenstraße. Bisher habe sich noch kein Hinweis auf eine nachrichtendienstliche Tätigkeit finden lassen. Es seien nur wenige Briefe, aber Mengen von Material über Urlaubs- und Reiseziele im westlichen Ausland und in Jugoslawien gefunden worden. Man habe alles sichergestellt, ebenso zahlreiche Fotos und Dias. Die Auswertung werde gewiß längere Zeit in Anspruch nehmen und sei ohne die Hilfe Dritter, vor allem von Bekannten der Fournier, wohl kaum möglich.
»Läuft unsere Fahndung?«
»Selbstverständlich. – Wir haben auch die Fotos an das BKA gegeben.«
»Wissen Sie etwas von einem Kraftfahrzeug?«
»Ja, ein VW-Scirocco, dunkelrot. Wir haben den KFZ-Brief gefunden. Aber die Garage ist leer.«
»Danke, halten Sie mich auf dem laufenden! Ich bin hier noch eine Weile zu erreichen.«
Kriminalrat Sörensen wandte sich um.
»Weiß jemand, ob Frau Fournier mit dem Wagen zum Dienst kommt – aber das ist ja wohl anzunehmen.«
»Sicherlich, wir haben sie im Verzeichnis«, sagte der Bürodirektor. »Der rote Flitzer ist ziemlich bekannt. Sie parkt oft auf dem unteren Parkplatz. Der ist immer als letzter voll.«
»Könnten Sie feststellen, ob der Wagen vielleicht noch dort ist?«
»Die Mühe können wir uns sparen«, meinte etwas herablassend Dr. Rimberger. »Den Wagen wird sie schön vollgepackt haben, und ab ins Wochenende über die Transitstrecke nach Berlin bis zum Treffpunkt am Leipziger Kreuz bei Intertank, oder wo auch immer.
Die ›toten Briefkästen‹ braucht man nicht mehr. Leichter kann es doch keinem gemacht werden. Wir könnten mehr für die Sicherheit des Staates tun, wenn wir anständige Kontrollen an den Grenzen hätten.«
»Wir haben zu lange zu viele Kontrollen gehabt in Deutschland. Die Freiheit hat ihren Preis.«
»Das sagen Sie, ein Kriminalbeamter?«
»So ist es, wir müssen auf unsere Weise schlauer sein als diejenigen, die einen anderen Staat wollen. Wir wollen ja diesen!«
Der Bürodirektor sprach über die zweite Leitung mit einem Sachbearbeiter. Er wollte klären lassen, ob der Scirocco auf dem unteren Parkplatz stehen könnte.
Die Durchsicht des Akten-Kleiderschrankes erbrachte nichts. Der rechte Teil war fast leer. Nur ein Schal hing vergessen über der Kleiderstange. Im linken Teil waren zwar keine Akten, sonst aber alles, was man in den meisten Schränken der Sekretärinnen finden konnte: Im oberen Fach Reserven von Schreibpapier, im Fach darunter – in Kopfhöhe – Bürste, Kamm und Nagellack, verschiedene Make-up-Artikel und ein schwenkbarer Standspiegel. Schließlich etwas tiefer, im letzten Fach, ein zusammengefalteter Taschenschirm, einige Paperbacks und die Originalausgabe Joy of Sex, dazu Prospekte über einen Robinson-Club. Ein Hauch von Parfüm kam aus den Fächern. Auch hier kein Hinweis, der die Ermittlungen weiterführen konnte.
»Raffiniert sind die Damen ja, wenn sie für die andere Seite arbeiten«, kommentierte Dr. Rimberger das Ergebnis der Schrankrevision.
Noch etwas außer Atem
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