Jagdrevier: Thriller
Riesenfeuer!«, rief Katy.
»Komm, wir spielen Billard. Ich behalte es im Auge. Wir lassen es ein bisschen runterbrennen, dann grillen wir Marshmallows. Hast du genug gegessen? Hast du Hunger? Durst?«
»Nein, alles klar, Dad.«
»Okay, gut. Bleib dicht hinter mir. Das Gras ist ziemlich hoch, und ich will nicht, dass du hinfällst. Gleich beginnt die Billardweltmeisterschaft. Der Verlierer muss die Stadt verlassen«, scherzte Jake.
»Mach dich auf was gefasst, großer Junge. Ich werde dich versohlen wie ein rothaariges Stiefkind!«, verkündete Katy und plusterte sich dabei auf wie eine Gettogöre.
»Katy! Wo hast du denn das her?«
»Von dir. Wenn du am Fluss mit Scout arbeitest, sagst du das andauernd.«
»Sag das lieber nicht mehr. Das ist nicht schön. Es ist bloß so ein alter Spruch. Mensch, Mädchen, du bringst mich noch in Teufels Küche!« Jake verdrehte die Augen.
Ich muss aufpassen, was ich sage, wenn sie dabei ist. Sie ist wie ein Schwamm.
Auf dem Weg zum Clubhaus fiel ihm noch etwas anderes ein, womit er sich Schwierigkeiten einhandeln konnte.
»Hey, Katy, achte am besten gar nicht auf die Bilder an den Wänden und sag auch Mom nichts davon. Okay?« Jake wusste, dass ihn diese Mahnung in ihrem Alter nicht sonderlich abgeschreckt hätte. Aber Katy gehörte zu den Kindern, die normalerweise taten, was man ihnen sagte. Beim letzten Ausflug zum Camp hatte er die wirklich schlimmen Bilder abgedeckt (oder die wirklich guten, das kam ganz auf die Perspektive an). Nur ein paar Texas-Girls in Bikinis waren noch auf den ersten Blick zu sehen.
Angesichts der beachtlichen Anzahl von Pin-ups an den Wänden nahm Jake an, dass die Jungs vom Club ihre Frauen oder Freundinnen nie mit hier heraus brachten. Oder es machte denen schlicht nichts aus. Morgan hätte das Haus betreten, sich dort kurz umgeschaut und wäre direkt wieder hinausgerannt. Ihre Vorstellung von einem rustikalen Wochenendausflug war das Hilton. Und die Bilder mit den Nackten hätten das Fass zum Überlaufen gebracht.
»Bitte geh aufs Klo, Katy! Ich bereite so lange die Kugeln vor.«
»Ach, Dad.«
»Bitte.«
»Aber man kann die Tür nicht abschließen.«
»Im Moment bin nur ich da, und ich platze ganz sicher nicht rein, während du dein Geschäft erledigst.«
»Uhhh ... Okay.« Sie zuckte die Schultern und schleppte sich zur Toilette, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.
Als die Kugeln bereitlagen, nahm Jake sich einen Queue, steckte den Kopf aus der Tür und sah nach dem Feuer. Die Flammen loderten noch immer heftig.
»Die Spülung funktioniert nicht!« Katy klang verwundert.
»Dann hast du sie wohl kaputt gemacht, Süße.«
»Dad, im Ernst.«
»Entschuldige. Ich habe vergessen das Wasser anzustellen. Moment.« Jake griff sich den Wasserschlüssel und eine Taschenlampe, die, wenn er sie kräftig schüttelte, ein paar Sekunden lang funktionierte. Er stapfte zum Ende des Grundstücks, schüttelte die Lampe, fand den Wasseranschluss und stellte ihn rasch an. Im Dunkeln verschwendete er nie viel Zeit.
»Versuchs noch mal!«, rief er. Dann ging er wieder ins Haus.
»Danke!«, rief Katy über das Spülgeräusch hinweg.
Jake lächelte. Die Sache mit der Toilette erinnerte ihn an die Sitcom
Sanford and Son
. Sein Vater hatte die Sendung sehr gemocht. Wenn Fred die Spülung drückte, gluckste er vor Lachen. Vieles erinnerte Jake an seinen Vater.
Katy hüpfte wieder in den Raum. Die Billardweltmeisterschaft konnte beginnen. Sie liebte das Spiel und beherrschte so langsam die Grundlagen. Jake war ein geduldiger Lehrer und verkniff sich jeden Kommentar, wenn eine ihrer gestreiften Kugeln verschwunden war, nachdem er draußen nach dem Feuer gesehen hatte. Und nachdem Katy zwei Spiele gewonnen hatte,beschlossen sie Marshmallows zu grillen. Sie redeten und freuten sich an den züngelnden Flammen. Katy stellte eine Million Fragen zu den Sternen, auf die Jake nur ein paar wenige Antworten wusste. Aber wenn er einfach etwas erfand, merkte sie es sofort. Deshalb war er vorsichtig. Er liebte die gemeinsame Zeit mit ihr und fand sie sehr erholsam.
Während er zusah, wie Katy Marshmallows verdrückte, dachte er darüber nach, wie wenig selbstverständlich es war, dass sie den Freitagabend und den größten Teil des Samstags mit ihm in einem Jagdcamp verbrachte. Dafür hatte sie sogar auf eine Geburtstagsfeier auf der Eisbahn verzichtet. Katy war so energiegeladen, so voller Leben. Er wollte sie an sich drücken, sie vor allen Schmerzen und
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