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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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einen Spaß.“
    „Fünf Briefe sind aber ein langer Spaß.
Haben Sie die Polizei eingeschaltet?“
    Rode schüttelte den Kopf. „Das will der
Chef nicht. Die Briefe sind an ihn gerichtet, aber bei mir und Dr. Frey
gelandet, weil Herr Bruchseidl auf Weltreise ist. Telefonisch haben wir ihn
natürlich informiert. In den Papierkorb damit! hat er verfügt — was ganz
richtig ist.“
    „Was will der Erpresser?“ fragte
Klößchen. „Ein Fertighaus?“
    Rode runzelte die Stirn. Ihm war nicht
klar, ob er vergackeiert wurde.
    „Er fordert eine Million, der Doofkopf.
Einfach so. Als hätten wir die übrig, wo doch die Ertragslage immer kritischer
wird. Bei Nacht und Nebel außerhalb der Stadt soll das Geld übergeben werden.
Da kann man nur lachen. Hahahah!“ Klößchen lachte mit — als einziger.
    „Und?“ fragte Tim.
    „Was meinst du?“
    „Womit droht der Erpresser?“
    „Wenn der Chef nicht zahlt, werde das
Haus in die Luft gesprengt.“
    „Als könnte das die Firma schrecken“,
amüsierte sich Klößchen. „Eine Fertighaus-Firma! Die baut doch das Haus im Nu
wieder auf.“
    Rode räusperte sich. „Mit dem Hochhaus
hier — da täten wir uns schwer. Unser Programm enthält weder Schlösser, Kirchen
noch Wolkenkratzer. Wir sind spezialisiert auf eingeschossige Bungalows.“
    „Die sind auch viel bequemer“, nickte
Klößchen. „Man spart sich das Treppensteigen.“
    Rode überhörte das und wandte sich
wieder an Marga. „Unser Zappelphilipp Döbl macht mir Sorgen. Seine Frau kriegt
ein Kind. Aber er ist das reinste Nervenbündel. Vorhin hat er die Tageszeitung
abgeheftet und statt dessen eine wichtige Bilanz (Geschäftsergebnis) in
den Reißwolf gesteckt. Döbl vergißt zur Zeit alles. Er ist völlig hysterisch.“
    Marga lächelte mitfühlend.
    Klößchen lachte diesmal nicht, sondern
streichelte den Tortenkarton.
    Karl begutachtete die kleine Klinge
seines Taschenmessers.
    Gaby hatte das blaue Tuch um ihren
schlanken Hals geschlungen und schob die Enden in das weiße Sweat-Shirt.
    Spinn ich? dachte Tim. Haben meine
Glotzer Halluzis (Halluzinationen = Sinnestäuschungen)? Mann, ich
schnall ab! Das haut ja wie ein Stromstoß durch die Blutbahn. Da sitzen wir
hier, sülzen, ulken, kriegen Geschenke- und haben Scheuklappen auf.
    Er hatte den Kopf gedreht — mit dem
Kinn bis zur Schulter.
    Der Adlerblick aus den blauen Augen
ging an Rode vorbei und spießte sich fest an dem gerahmten Foto an der Wand.
    „So, dann schiebe ich mal wieder ab“,
meinte Rode, „in meine Oberbuchhalterei.“
    „Bis später“, nickte Marga.
    An der Tür blieb er stehen. „Ein
bißchen mitgenommen sehen Sie aus, Verehrteste.“
    Marga schluckte. „Vielleicht ist es
auch Erkältung.“
    „Na, dann gute Besserung. Scheint ja
eine Epidemie (Massenerkrankung) zu sein. Erst Hagen, dann Frey — bleiben
Sie bitte gesund.“
    Er nickte der TKKG-Bande zu und ging
mit eiligen Schritten hinaus.
    Nach dem gemütlichen Plausch wirkte
das, als erinnere Rode sich plötzlich seiner Pflicht.
    Tim stand auf, schlenderte zur Wand und
betrachtete das gerahmte Foto.
    „Mich darfst du nicht ansehen“, sagte
Marga. „Ich bin gar nicht gut getroffen.“
    Der längliche Rahmen aus Messing
enthielt zwei Farbfotos.
    „Doch“, sagte Tim. „Sie sehen hübsch
aus.“
    Auf dem einen Foto war ein roter
Sportwagen abgebildet — im Profil: ein geduckter, schnittiger, sauteurer
Ferrari, der sich bei 260 Sachen Spitzengeschwindigkeit bestimmt nicht
vertrustete.
    Sein Eigentümer lehnte an der Fahrertür
und grinste in die Kamera: ein schwarzlockiger Typ im gelben Freizeit-Look aus
Seide. Der Mann bleckte sämtliche Zähne und hatte einen Fuß mit der Spitze
aufgesetzt, dabei das Bein vor dem anderen gekreuzt.
    „Das ist unser Chef, der Herr
Bruchseidl“, erklärte Marga, die Tims Blick erriet.
    „Aha!“
    Das zweite Foto zeigte den Wagen von
vorn. Das Kennzeichen — es kam ganz groß raus, offenbar durch eine
perspektivische (blickwinklige) Verzerrung — endete auf... 99.
    „Aha!“ sagte Tim zum zweitenmal.
    Von vorn wirkte der Ferrari nicht ganz
so aufregend.
    Vier Männer und eine Dame flankierten
das Fahrzeug. Links standen: Bruchseidl, Rode und Marga Heinze — auf der
anderen Seite zwei Männer, die Tim nicht kannte.
    „Da durften wohl alle mal mitfahren“,
sagte er.
    „Nur Adolf Hussler und Dr. Frey wollten
unbedingt“, antwortete Marga. „Das sind die beiden rechts. Dr. Frey, mein Chef,
ist der Elegante mit der Weste. Adolf

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