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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und
wurde in den neunten Stock verwiesen — Vorzimmer von Dr. Frey wohin ein Lift
fuhr.
    Als die TKKG-Bande oben ausstieg, war
niemand auf dem Flur. Es gab viele Türen, hinter denen gearbeitet wurde. Die
betreffenden Namen konnte man kleinen Plastikschildern entnehmen. Tim guckte
sich von einem zum andern und fand das Vorzimmer — ganz hinten.
    „Möchte wissen, wo die Kantine ist!“
murmelte Klößchen.
    Marga Heinze saß hinter ihrem
Schreibtisch.
    Au Backe! dachte Tim. Bei ihr kommt der
Schreck später. Gestern war sie noch frisch. Jetzt sieht sie aus wie Braunbier
und Spucke.
    Margas Schultern hingen. Hatte sie
geweint? Die Lider wirkten geschwollen. Ein Häufchen Elend.
    Immerhin — ihre Freude war echt. Sie
begrüßte die TKKG-Freunde und nötigte sie, Platz zu nehmen.
    „Wir sind ganz ungestört. Heute ist
hier ein Unglücks... äh, ein Pech-Tag. Dem einen ist nicht wohl, der andere
wird krank. Ein Abteilungsleiter ist nach Hause gefahren. Und eben hat sich
auch mein Chef“, sie wies zur Bürotür, „abgemeldet. Sein Kreislauf streikt.
Schade, daß ihr ihn nicht kennenlernt. Dr. Frey ist ein... bemerkenswerter
Mensch.“
    „Sie sind wieder wohlauf?“ erkundigte
sich Tim.
    „Jaja. Unkraut vergeht nicht.“ Sie
lachte.
    „Leider“, sagte Gaby, „ist unsere Zeit
etwas bemessen. Die Besichtigung der Firma könnten wir vielleicht ein anderes
Mal machen.“
    Marga nickte. Es schien ihr recht zu
sein.
    „Wie so eine Kantine von innen aussieht“,
wandte Klößchen ein, „das würde mich schon interessieren.“
    „Hör auf!“ sagte Gaby. „Du kannst
unmöglich Hunger haben. An deinen Klamotten riecht man noch, was es im Internat
zum Mittagessen gab. Und auf dem Herweg hast du zwei Tafeln Schokolade
verputzt.“
    Klößchen hob einen Arm und schnupperte
am Ärmel. „Gulasch.“

    Marga lächelte. „Für dich, Willi, habe
ich eine Schokoladentorte. Sie ist im Karton verpackt. Damit du sie
transportieren kannst.“
    Klößchens Gesicht begann zu leuchten.
    Dann erhielten die andern ihre
Geschenke.
    Marga hatte zwei tolle Taschenmesser,
eins für Tim, eins für Karl.
    Gaby freute sich über ein seidenes
Halstuch; es hatte die selbe blaue Farbe wie ihre Augen.
    „Eigentlich können wir das alles nicht
annehmen“, sagte Tim. „Sie belohnen uns fürstlich für eine
Selbstverständlichkeit. Daß wir Ihnen helfen, versteht sich von selbst. Naja,
und den Zeckel dann dranzukriegen — das war unser Ehrgeiz. Sei’s drum, ich
finde das Taschenmesser so toll, daß ich mich davon nicht mehr trennen möchte.
Ich bedanke mich herzlich.“
    Diesen Worten schlossen seine Freunde
sich an.
    Klößchen nahm den Deckel vom Karton und
schnupperte an der wirklich prächtigen Torte.
    „Die esse ich ganz allein“, versprach
er, „bis auf den letzten Krümel.“
    In diesem Moment kam ein Mann herein,
der sehr selbstbewußt schaute und hastig die Füße setzte — wie jene Chef-Typen,
die sich für unentbehrlich halten. Er trug einen hellgrauen Anzug mit weißen
Nadelstreifen, dazu Weste und rote Krawatte. Im Knopfloch steckte eine Papierblume,
und das Kavalierstaschentuch — rot und seidig — hing heraus wie ein Hemd aus
der Hose. Mit einem dressierten Affen auf der Schulter wäre der Mann nicht
auffälliger gewesen, denn einprägsam war vor allem das Gesicht. Es war hager,
überall gekrümmt und raubvogelhaft — zudem die Haut quittegelb.
    Ein Chinese, dachte Tim. Nein. So gelb
sind Chinesen nicht. Außerdem sieht er von der Herkunft eher westfälisch oder
norddeutsch aus.
    „Tag, Verehrteste“, grinste der Mann
und streifte die Jugendlichen mit einem Blick. „Jetzt haben wir ihn, den
fünften Brief.“
    Marga weitete die braunen Augen. „Von
demselben Erpresser?“
    Gelbgesicht machte eine wegwerfende
Bewegung. „Der meint, er wäre einer. Aber der ist doch ‘ne Lusche. Nicht
ernstzunehmen.“
    Was höre ich denn da? dachte Tim.
Erpresser?
    „Darf ich Ihnen meine jungen Freunde
vorstellen“, sagte Marga. „Sie waren es, die mich gestern gerettet haben.“
Gelbgesichts Blick wurde neugieriger.
    Es war der Oberbuchhalter der Firma:
Paul Rode.
    Er gab jedem die Hand und meinte, Mut
und Hilfsbereitschaft seien zu loben.
    „Wenn es um die Bekämpfung von Unrecht
und Verbrechen geht“, sagte Tim, „stehen wir sofort auf der Matte. Wer kriegt
denn hier die Erpresserbriefe? Fünf — das ist ja ein beachtlicher Post-Eingang.“
    Rode wiederholte seine geringschätzige
Handbewegung. „Da macht sich jemand

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