Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Megapet-Allee, wo das schlanke Verwaltungsgebäude mit seinen
neun Stockwerken die umliegenden Lager- und Fertigungshäuser überragte.
    Margas Büro befand sich ganz oben.
    Sie konnte über das Industrieviertel
blicken — bis zur Innenstadt.
    Heinz Frey! dachte Marga. Ob du wohl
eines Tages bemerkst, daß ich nicht nur eine Sekretärin, sondern auch eine Frau
bin?
    Frey war Junggeselle. Aber einer, der
auf sich hielt. Daß er unterschiedliche Strümpfe gleichzeitig trug — einen
grauen und einen blauen — oder hellbraune Schuhe zum schwarzen Anzug: das kam
selten vor. Kaum dreimal im Jahr.
    Und Marga sorgte dann sehr rasch dafür,
daß der Fehler behoben wurde.
    Im Schreibtisch lagen die Geschenke,
die sie heute früh für die TKKG-Bande besorgt hatte. Das hatten sich die vier
Jugendlichen verdient. Wie einsatzbereit die waren!
    Marga hob den Kopf.
    Joachim Hagen kam herein, einer der
Abteilungsleiter.
    Er war ein eckiger Typ mit gebogener
Nase.
    Marga mochte ihn nicht.
    Ganz kurz nur nickte er ihr zu, dann
hatte er die Tür zu Freys Büro schon aufgestoßen.
    Marga blieb der Atem weg.
    Dieser Kerl! Ohne Anmeldung! Der ging
einfach rein und...
    Sie schnellte hoch von ihrem Drehstuhl.
    Doch Freys gepolsterte Tür fiel bereits
zu.
    Die Möglichkeit zum Eingreifen war
verpaßt.
    Marga starrte auf die
Gegensprechanlage, die sie unmittelbar mit ihrem Chef verband.
    Der Apparat war noch eingeschaltet, wie
Marga in diesem Moment merkte.
    Und dann hörte sie die Stimmen.
     
    *
     
    Hagen grüßte nicht, nickte nicht,
sondern stampfte zu Freys Schreibtisch.
    Der erste Direktor war groß, schlank,
hatte dunkles Haar mit grauen Schläfen und ein angenehmes, obschon etwas
schiefes Gesicht. Er zog das linke Lid weiter herab als das rechte, weil er
fand, das sehe interessant aus.
    Es wirkte, als habe er ein großes und
ein kleines Auge, bzw. anderthalb Augen.
    Mit denen starrte er Hagen an,
überrascht und etwas empört.
    Der Abteilungsleiter stützte die Hände
auf Freys Schreibtisch.
    „Sie haben sicherlich ein paar Minuten
für mich, Doktor.“
    „Ja? Habe ich die?“ Frey preßte den
Rücken an die Lehne des Ledersessels.
    Hagen lächelte dünn. „Wissen Sie, Frey,
als meinen Chef fand ich Sie immer zum Kotzen. Unter Ihnen zu arbeiten, ist die
Hölle. Besonders für mich. Weil Sie Joachim Hagen nicht ausstehen können.
Richtig? Aber, Sportsfreund, das wird jetzt ganz unwichtig.“
    Freys Augen weiteten sich — sogar das
linke.
    War Hagen übergeschnappt? Oder kündigte
er auf diese Weise an, daß er die Firma verlassen werde?
    „Sprechen Sie sich ruhig aus, Hagen!
Ich bin ganz Ohr.“
    „Und ich bin Hobby-Fotograf“, sagte
Hagen. „Manchmal hat man Glück. Mein Glück ist, daß ich die Kamera immer dabei
habe. Sie liegt im Handschuhfach meines Autos.“
    Er zog ein Foto aus der Brusttasche und
warf es auf den Schreibtisch.
    Es zeigte einen Mann, der gerade seinen
Wagen aufschloß. Freys Bauchmuskeln verkrampften sich.
    „Kennen Sie den?“ fragte Hagen mit
milder Stimme.
    „Nicht, daß ich wüßte.“
    „Aber, aber! Das ist Dr. Florian
Amberger von der Selfarth-AG, unserem stärksten Konkurrenten auf dem
Fertighaus-Markt. Wie Sie sicherlich wissen, häh?“
    Das war blanker Hohn.
    „Amberger, lieber Frey, arbeitet an dem
gleichen Projekt wie meine Abteilung. Sie erinnern sich, ja? Es geht um die
ganz besondere Wärme-Dämmung in den Wänden, Böden und Dächern. Die Selfarth-AG
tappt da völlig im Dustern. Aber wir haben den tollen Stoff entwickelt, der die
Kosten um 64,45 Prozent senkt und uns damit weltweit zu dem führenden
Unternehmen macht — machen würde, muß ich sagen. Denn ein ganz bestimmter
Schweinehund hat unsere Forschungsergebnisse verkauft. An die Selfarth-AG. An
Amberger.“
    Hagen sprach nicht weiter.
    Stille breitete sich aus.
    Frey glaubte, seinen eigenen Herzschlag
zu hören.
    „Ich meine einen Schweinehund wie Sie“,
sagte Hagen. „Es war unvorsichtig von Ihnen, sich mit Amberger auf dem
Parkplatz zu treffen. Soviele Wagen! Wer kann da nicht alles sitzen! Und euren
Deal beobachten. Hier habe ich die Übergabe festgehalten. Gut getroffen, wie?
Sie sind fotogen.“
    Ein zweites Foto fiel auf den
Schreibtisch.
    Frey sah sich und Amberger zwischen den
Fahrzeugen.
    Lächelnd nahm Amberger den großen
Umschlag mit den Fotokopien in Empfang.

    Natürlich konnte man nur ahnen, was der
Umschlag enthielt. Aber Hagen ahnte richtig.
    „Ich wollte sichergehen“, sagte er, „habe
Amberger

Weitere Kostenlose Bücher