Jahrestage 2: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Zuchthaus verurteilt.
Hermann Kröger aus Schwerin, Maurer, sprach am 12. August 1940 am Ziegelsee mit zwei Franzosen und schenkte ihnen Zigaretten. Er sagte: die Arbeiter aller Länder müßten zusammenstehen. Er kam für achtzehn Monate ins Gefängnis.
Harald Ringeloth, 20 Jahre, aus dem Reichsarbeitsdienstlager Grevesmühlen, bekam für staatsfeindliche Äußerungen am 14. August 1940 zwei Jahre Zuchthaus.
August Spacek, aus Elmenhorst bei Rostock, Melker, ließ vier polnische Arbeiter in seiner Wohnung ausländische Sender abhören und wurde dafür am 2. Oktober 1940 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
Friedrich-Karl Jennewein aus Güstrow, Arbeiter, wurde wegen staatsfeindlicher Agitation am 29. November 1940 zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt, am 3. Juli 1942 in das Konzentrationslager Mauthausen überführt, starb 1946 in Güstrow an den Haftfolgen.
Otto Trost, Lebensmittelhändler in Schwerin, hatte die B. B. C. abgehört und mit seinen Kunden über die Meldungen gesprochen. Er wurde dafür am 8. August 1941 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und kam am 20. Oktober 1943 in Dreibergen-Bützow um.
Ein Schneider, ein kleiner verwachsener Mann, schleppte in Neubrandenburg zusammen mit seiner Frau einen Eimer Wasser an, um halbverhungerten, halbverdursteten Kriegsgefangenen einen Trunk zu reichen. Am nächsten Tag wurde das Ehepaar von S. S. abgeholt, ist seitdem verschollen.
Am 9. Oktober 1941 wurde auf der Kröger-Werft in Warnemünde der 60jährige Erdmann Fünning verhaftet, Bootsbauer. Weil er Nachrichten der B. B. C. unter seinen Kollegen verbreitet hatte, wurden am 21. Januar 1942 10 Jahre Zuchthaus gegen ihn erkannt.
Paul Koob, Arbeiter in der Munitionsfabrik in Malchow (I. G. Farben), nannte Adolf Hitler einen Betrüger und das Winterhilfswerk eine Kriegsanleihe. Er wurde am 9. Juni 1942 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Bäckermeister Köhn in Rostock verkaufte vom Herbst 1942 bis Anfang 1943 ungefähr tausend Brote an polnische Zwangsarbeiter, ohne Lebensmittelmarken dafür zu verlangen. Das kostete ihn zweieinhalb Jahre Zuchthaus und 1000 Mark Geldstrafe.
Johann Schulz aus Warin, 68 Jahre alt, beschäftigt in der Waggonfabrik Wismar, wurde im Dezember 1942 ein zweites Mal verhaftet. Wegen Verbreitens kriegschädigender Tatsachen wurde er am 8. März 1943 zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Er erlebte die Befreiung aus den Strafanstalten Dreibergen-Bützow im Mai 1945 und starb an den Haftschäden auf dem Weg nach Hause, am 12. Mai 1945 in Zernin.
Am 10. November 1943 wurden vier Geistliche aus Lübeck hingerichtet, die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard Müller wegen Abhörens und Verbreitung ausländischer Radionachrichten, der evangelische Pastor Friedrich Stellbrink angeblich wegen der Predigt, die er Palmsonntag 1942, nach dem Angriff auf Lübeck, gehalten hatte.
Walter Block, Schachtmeister und Funktionär der K. P. D. in Malchin, wurde im Mai 1939 von neuem wegen illegaler Parteiarbeit verhaftet, war sechs Jahre lang in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Neuengamme und ertrank am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht, zusammen mit 8000 Gefangenen, die die Nazis im April auf Schiffen hatten wegbringen wollen.
Wilam Simic, ein Serbe, arbeitete in den Norddeutschen Dornierwerken G. m. b. H. Wismar als Koch. Weil er sowjetischen Kriegsgefangenen im Werk Lebensmittel gab, wurden am 25. Februar 1943 6 Jahre Zuchthaus gegen ihn ausgesprochen.
Walter Jahn aus Güstrow, Maurermeister, zu Bauarbeiten in Priemerburg dienstverpflichtet, sagte im Juli 1943 eine deutsche Niederlage voraus und bekam am 11. Oktober 1943 3 Jahre Gefängnis.
Theodor Korsell, Regierungsrat und Doktor der Rechte, 52 Jahre alt, hatte nach dem Sturz Mussolinis in der rostocker Straßenbahn gesagt: auch der Führer müsse zurücktreten, da die Deutschen doch nicht mehr siegen könnten. »Und alle wollen wir doch nicht bei lebendigem Leibe verbrennen.« Er wurde am 25. August 1943 hingerichtet.
Friedrich Schwarz aus Waren, 54 Jahre, Arbeiter, äußerte vor Kollegen im Betrieb seine Zufriedenheit über den Sturz Mussolinis. Am 16. November 1943 stand im Niederdeutschen Beobachter, daß er hingerichtet worden war.
Wilhelm Schröder, Schwerin, Tischlermeister, sagte nach dem Angriff auf Hamburg am 25. Juli 1943: Was, du glaubst heute noch an einen Sieg? Da glaube ich nicht dran und habe nie daran geglaubt. Am 11. Mai 1944 wurden zwei Jahre Gefängnis über ihn
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