Jahrestage 2
Kinder, Klaus und Günter, kamen so zurück nach Mecklenburg, zu MARTIN NIEBUHR . Ehemals Vorarbeiter beim Wasserstraßenamt, seit 1933 Wärter der Schleuse Wendisch Burg, nicht eben zur Belohnung befördert, sondern zur Versorgung. Seit 1931 verheiratet mit GERTRUD NIEBUHR , der geborenen Cresspahl, der jüngeren Schwester, der schusseligen Person, die sich schon darauf eingerichtet hatte, in Malchow bei der Mutter zu bleiben, bis sie starb und auch ihr Leben vorbei war. Keine Kinder, und einen Kinderspielplatz hinter dem Haus, für Kinder aus Berlin-Friedenau und Jerichow zu Besuch. Imkerei, Gärtnerei, linkisch in Städten. Dann bekamen sie die Kinder des Bruders. Das Beamtentum Martin Niebuhrs, dem die S. S. im April 1945 eine Niederlage verdankte. Wo jetzt die Havel mitten durch einen großen trockenen Fleck fließe, habe Martin Niebuhr Schluß gemacht mit dem Krieg. Er geniere sich ungemein dafür, daß man Aufhebens machen könne von seiner Tapferkeit, und es wäre roh, ihn darauf anzusprechen. Er sei recht gut versteckt hinter seinem trödeligen Gehabe, und am Ende werde er doch der bessere Vater für die Kinder seines Bruders sein, und Gertrud eine nicht ungeschickte Mutter.
C.s Lage in Jerichow ab 1934.
Anfangs subjektiv behindert durch Papenbrocks Wunsch, dem Kind ein Grundstück zu überschreiben, damit der Schwiegersohn in Jerichow blieb. Objektiv belästigt durch Papenbrocks Sucht, auch diesem Zweig des Clans noch Vorteile zu verschaffen. Der Spitzname »Engländer«. Von der Innung angenommen, nachdem er bei Preisabsprachen nachgegeben habe (nicht bei Verabredungen über Löhne). Von 1935 an, mit dem Beginn der Bauarbeiten beim Fliegerhorst Mariengabe, sei die Werkstatt mit Last und Ertrag außer Verhältnis gelaufen. Als die Flugzeuge angekommen waren in Jerichow Nord, habe Lisbeth das Werkstatthaus beseitigt, vielleicht vorsorglich. Er habe danach überdauert als Angestellter der Flugplatzkommandantur, zuletzt sogar in Uniform, damit er nicht zum Volkssturm gezogen werden konnte. Die Bestellung zum Bürgermeister unter der britischen Besatzung möge verschüttet haben, was er an gutem Willen in zehn Jahren erworben habe, und seine Absetzung und Verhaftung durch die Sowjets werde gewiß von vielen als anständig empfunden. Er nehme an, er werde sich noch jetzt in Richmond besser befinden, selbst als feindlicher Ausländer.
Umgang und Verpflichtungen in Jerichow.
Mit WILLI BÖTTCHER in Gneez als dem Meister der Innung. Mit den Handwerkern, die in der Werftgruppe zusammen arbeiteten: HEINI FREESE , Glasbau; KOEPCKE , Bauunternehmen; CREUTZ , gärtnerische Betreuung, aber Creutz sei auch ein guter Nachbar gewesen und habe Lisbeths Grab gepflegt weit über die Vergütung hinaus. Später habe er sich ALMA WITTE , Hotel Stadt Hamburg in Gneez, erkenntlich zeigen müssen für die Beköstigung des Kindes über Mittag. Jedoch habe er vorgezogen, beim Trinken abends allein zu sein. Ab 1943, mit der Ablösung der Zwangswirtschaft durch den Schwarzmarkt, seien fast alle in der Stadt wieder miteinander bekannt geworden.
Die ersten Nazis in Jerichow.
Horst Papenbrock. WALTER GRIEM , dem die Ackerbürgerei zu klein war, die Familie zu lästig. In der S. A. unter dem Rang des jungen Papenbrock, habe er den dennoch behandelt wie einen zimperlichen Hund. Griem habe sich erst gar nicht schlagen müssen; nach der Übernahme der Macht sei er nicht in die Verwaltung gegangen, sondern in ein Fach, in dem er seine Kraft an Arbeit loswerden konnte. Jetzt wegen seiner Stellung im Reichsarbeitsdienst Bewohner eines Generalslagers in der Sowjetunion; oder aber Leiter eines Baustabes im sowjetischen Sektor von Berlin. Wenn Schneider PAHL mit der S. A. marschiert sei, so wohl eher aus geschäftlichen Berechnungen; ertränkte sich vor der Ankunft der Sowjets. In Gneez: MAX BREITSPRECHER , aber nur bis zum Sommer 1934; danach hielt er sich S. A. und S. S. mit Geldspenden vom Leibe, starb also in der Marine auf einem Minensuchboot.
SCHLACHTER KLEIN .
Der Schlachter von Jerichow sei AUGUST METHFESSEL gewesen; kam für nichts als dummes Reden in ein Straflager, wurde bis zur Arbeitsunfähigkeit geschlagen, wurde mit medizinischen Versuchen getötet. Dessen Kundschaft übernahm KLEIN . Sein antifaschistischer Widerstandskampf habe so begonnen: Kam ein Leutnant mit einem Gefreiten, die sagen mit leiser, häßlicher Stimme: Wir sind die und die, wir kommen von da und da, und Ihr Betrieb is beschlagnahmt. Bis morgen früh
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