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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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vom Königlichen Vierzehnten Regiment sagte zu mir: ›Sedley‹, sagte er, ›ich wette dreizehn gegen zehn, daß Sophie Cutler entweder Sie oder Mulligatawney noch vor der Regenzeit geangelt hat.‹ – ›Es gilt‹, sage ich; und meiner Treu – dieser Rotwein ist sehr gut. Von Adamson oder Carbonell?«
    Ein leises Schnarchen war die einzige Antwort: der ehrliche Börsenmakler war eingeschlafen, und so konnte Joseph den Rest seiner Geschichte für heute nicht mehr an den Mann bringen. Aber er ist in der Gesellschaft von Männern stets sehr mitteilsam und hat diese köstliche Geschichte viele Dutzend Male seinem Arzt, Doktor Gollop, erzählt, wenn dieser kam, um sich nach der Leber und den Quecksilberpillen zu erkundigen.
    Da Joseph Sedley sehr krank war, begnügte er sich mit einer Flasche Rotwein, abgesehen von seinem Madeira beim Mittagessen. Außerdem führte er sich einige Teller voll Erdbeeren mit Sahne sowie vierundzwanzig Biskuitküchlein, die unbeachtet neben ihm auf einem Teller lagen, zu Gemüte, und in Gedanken (Romanschreiber haben das Vorrecht, alles zu wissen) beschäftigte er sich viel mit dem Mädchen droben. Ein nettes, lustiges, heiteres, junges Geschöpf, dachte er bei sich. Wie sie mich anblickte, als ich bei Tisch ihr Taschentuch aufhob! Sie ließ es zweimal fallen. Wer singt wohl im Salon? Soll ich hinaufgehen und nachsehen?
    Aber seine Schüchternheit überfiel ihn mit unbezwingbarer Gewalt. Sein Vater schlief, sein Hut lag in der Vorhalle, und ganz in der Nähe, auf der Southampton Row, war ein Droschkenstand. »Ich werde in die ›Vierzig Räuber‹ gehen«, sagte er, »Miss Decamp tanzt«; und mit diesen Worten schlich er sich auf Zehenspitzen davon und verschwand, ohne seinen würdigen Vater zu wecken.
    »Da geht Joseph«, sagte Amelia, die aus dem offenen Salonfenster sah, während Rebekka Klavier spielte und sang.
    »Miss Sharp hat ihn verscheucht«, bemerkte Mrs. Sedley. »Armer Joe, warum ist er aber auch so schüchtern?«

4. Kapitel
Die grünseidene Börse
    Die Panik des armen Joe dauerte zwei bis drei Tage; während dieser Zeit ließ er sich nicht zu Hause blicken; aber auch Miss Rebekka erwähnte seinen Namen nicht. Sie war voll ehrerbietiger Dankbarkeit Mrs. Sedley gegenüber, war über alle Maßen entzückt von den Basaren und fiel von einer Bewunderung in die andere im Theater, wohin die gutmütige Dame sie mitgenommen hatte. Eines Tages hatte Amelia Kopfschmerzen und konnte nicht an einer Landpartie teilnehmen, zu der die beiden jungen Mädchen eingeladen waren. Nichts konnte ihre Freundin bewegen, allein zu gehen. »Wie? Ich sollte dich allein lassen, wo du es doch warst, die der armen Waise zum erstenmal im Leben zeigte, was Glück und Liebe ist? Nimmermehr!« Die grünen Augen blickten zum Himmel auf und füllten sich mit Tränen; und Mrs. Sedley mußte zugeben, daß die Freundin ihrer Tochter ein bezaubernd gutes Herz besaß.
    Was Mr. Sedleys Späße betrifft, so lachte Rebekka darüber mit einer Herzlichkeit und einer Ausdauer, die den gutmütigen Herrn nicht wenig ergötzte und erweichte. Aber nicht allein die Herrschaft gewann Miss Sharp für sich. Sie erweckte auch die Sympathien von Mrs. Blenkinsop, als sie das lebhafteste Interesse für das Einmachen von Himbeermarmelade, was im Zimmer der Haushälterin vor sich ging, an den Tag legte; sie blieb dabei, Sambo »Sir« oder »Mr. Sambo« zu nennen, zum großen Entzücken des Dieners; auch entschuldigte sie sich bei dem Zimmermädchen so liebenswürdig und bescheiden wegen der Mühe, die sie ihr verursache, wenn sie wagte, nach ihr zu läuten, daß die Gesindestube von ihr fast ebenso bezaubert war wie der Salon.
    Eines Tages, als sie einige Zeichnungen ansah, die Amelia von der Schule nach Hause geschickt hatte, stieß Rebekka plötzlich auf eine, die ihr einen Tränenstrom entlockte, und sie lief aus dem Zimmer. Es war an dem Tage, an dem Joe Sedley sich zum zweiten Male zeigte.
    Amelia eilte ihrer Freundin nach, um die Ursache dieses plötzlichen Gefühlsausbruches zu erfahren, und das gutmütige Mädchen kam, ebenfalls ziemlich ergriffen, ohne ihre Gefährtin zurück.
    »Du weißt, Mama, ihr Vater war unser Zeichenlehrer in Chiswick, und er machte das meiste an unseren Zeichnungen.«
    »Meine Liebe! Miss Pinkerton sagte doch aber stets, daß er sie nicht anrührte, sondern bloß arrangierte!«
    »Man nannte es arrangieren, Mama. Rebekka erinnert sich wohl noch an die Zeichnung und daß ihr Vater daran gearbeitet

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