Jahrmarkt der Eitelkeit
liebe Not haben. Da ist nun Emmys kleine Freundin, die ihn nach Leibeskräften umgirrt, das ist ganz offensichtlich; und wenn sie ihn nicht kapert, dann kapert ihn eine andere. Dieser Mann ist nun einmal dazu bestimmt, den Frauen zur Beute zu fallen, wie ich, täglich zur Börse zu gehen. Wir können noch von Glück sagen, meine Liebe, daß er uns nicht eine schwarze Schwiegertochter mitgebracht hat. Aber denk an meine Worte, die erste Frau, die nach ihm angelt, fängt ihn auch.«
»Morgen noch soll sie fort, dieses geriebene kleine Geschöpf«, stieß Mrs. Sedley energisch hervor.
»Warum nicht sie ebensogut wie eine andere, Mrs. Sedley? Immerhin hat das Mädchen ein weißes Gesicht. Mir ist es gleichgültig, wer ihn heiratet. Joe kann tun und lassen, was er will.«
Bald darauf verstummten beide Stimmen und wurden von der sanften, aber unromantischen Musik der Nase ersetzt. Wenn nicht gerade die Kirchenglocken die Stunden schlugen und der Nachtwächter sie ausrief, war es still im Hause von John Sedley, Esquire und Börsenmann vom Russell Square.
Als der Morgen kam, dachte die gutmütige Mrs. Sedley nicht mehr daran, ihre Drohungen gegen Miss Sharp in die Tat umzusetzen; denn obgleich nichts wachsamer und verbreiteter, aber auch nichts mehr zu rechtfertigen ist als mütterliche Eifersucht, so konnte sie es doch nicht glauben, daß die einfache, dankbare, sanfte kleine Erzieherin es wagen würde, zu einer herrlichen Persönlichkeit wie dem Steuereinnehmer von Boggley Wollah aufzusehen. Auch war das Gesuch um Urlaubsverlängerung für die junge Dame bereits abgesandt, und man konnte nicht leicht einen Vorwand finden, sie so plötzlich wegzuschicken.
Und als ob alles sich zugunsten der freundlichen Rebekka verschworen hätte, kamen ihr sogar die Elemente zu Hilfe, obgleich sie anfangs nicht geneigt war, deren Eingreifen als günstig für sie zu betrachten. Denn am Abend, den man für Vauxhall bestimmt hatte – George Osborne war zum Essen gekommen, und die beiden älteren Herrschaften waren ihrer Einladung gefolgt und speisten bei Alderman 6 Balls in Highbury Barn –, gab es ein solches Gewitter, wie sie nur an Vauxhall-Abenden vorkommen, und so sahen sich die jungen Leute gezwungen, zu Hause zu bleiben. Mr. Osborne schien über diesen Verlauf der Dinge nicht im mindesten enttäuscht zu sein. Er und Joseph Sedley tranken tête-à-tête im Speisezimmer ein gehöriges Quantum Portwein, und dabei erzählte Sedley eine Anzahl seiner besten indischen Geschichten, denn in Männergesellschaft war er sehr gesprächig. Später machte Miss Amelia Sedley die Honneurs im Salon, und die vier jungen Menschen verbrachten den Abend so angenehm miteinander, daß sie erklärten, sie seien ganz zufrieden, daß sie wegen des Gewitters ihren Besuch in Vauxhall hätten aufgeben müssen.
Osborne war Sedleys Patenkind und gehörte seit dreiundzwanzig Jahren so gut wie zur Familie. Als er sechs Wochen alt war, hatte ihm John Sedley einen silbernen Becher geschenkt; im Alter von sechs Monaten eine goldene Klapper mit Pfeifchen und Glöckchen und einer Beißkoralle daran; von seiner Kindheit an bekam er regelmäßig zu Weihnachten von dem alten Herrn ein Geldgeschenk; auch erinnerte er sich noch genau, wie er, George, ein frecher zehnjähriger Bengel, einmal, als er zur Schule zurückkehrte, von Joseph Sedley, dem dicken, großtuerischen Tölpel, tüchtig durchgeprügelt wurde. Mit einem Wort, George war mit der Familie so vertraut, wie es solche täglichen Freundschaftsbeweise und Umgangsformen nur mit sich bringen konnten.
»Weißt du noch, Sedley, wie wütend du warst, als ich die Troddeln von deinen Reitstiefeln abschnitt, und wie Miss – hm! – wie Amelia mir den Genuß einer Prügelsuppe ersparte, indem sie auf die Knie niederfiel und ihren Bruder Joe flehentlich bat, den kleinen George doch nicht zu schlagen?«
Joe erinnerte sich dieser denkwürdigen Begebenheit zwar genau, beteuerte aber, daß er sie vollkommen vergessen habe.
»Nun, weißt du noch, wie du mich vor deiner Abreise nach Indien in einer Gig bei Doktor Swishtail besuchen kamst und wie du mir eine halbe Guinee gabst und mir dabei den Kopf tätscheltest? Es schien mir immer, als seist du mindestens zwei Meter groß, und ich war daher bei deiner Rückkehr aus Indien ganz erstaunt, daß du nicht größer warst, als ich selbst bin.«
»Wie lieb war es von Mr. Sedley, in Ihre Schule zu kommen und Ihnen Geld zu schenken!« rief Rebekka, mit dem Ausdruck des
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