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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Swishtail. Sein Vater hatte einen Kramladen in London, und man munkelte, er sei in Doktor Swishtails Schule nur unter der Bedingung »gegenseitiger Verbindlichkeit« aufgenommen worden, das heißt, sein Vater bezahle für Lebensunterhalt und Ausbildung mit Waren anstatt bar, und der junge Dobbin stand nun – einer der Letzten der Schule – in schäbigen Kordhosen und einer Jacke, deren Nähte seine groben Knochen sprengten, als Verkörperung von soundso vielen Pfund Tee, Kerzen, Zucker, billiger Seife und Rosinen (wovon nur eine sehr geringe Menge für den Schulpudding geliefert wurde) und anderer Waren. Es war ein fürchterlicher Tag für den jungen Dobbin, als einer der Zöglinge, von einem Jagdzug durch die Stadt auf Zuckerwerk und Würstchen zurückgekehrt, erspähte, wie vor des Doktors Tür ein Frachtkarren von Dobbin und Rudge, Spezerei- und Delikatessenhandlung, London, Thames Street, voller Waren, mit denen die Firma handelte, entladen wurde.
    Von da an hatte der junge Dobbin keine ruhige Minute mehr. Fürchterliche und grausame Neckereien wurden mit ihm getrieben. »He, Dobbin«, verkündete einer der Witzbolde, »da stehen gute Nachrichten in der Zeitung; Zucker wird teurer, mein Junge.« Ein anderer stellte ihm eine Rechenaufgabe: »Wenn ein Pfund Kerzen siebeneinhalb Pence kostet, wieviel kostet dann Dobbin?« Und jedesmal folgte ein schallendes Gelächter der jungen Schurken, in das der Hilfslehrer und alle anderen einstimmten, die den Einzelhandel richtig als schandbare, nichtswürdige Tätigkeit verdammten und meinten, er verdiene Spott und Verachtung eines jeden wahren Gentleman.
    »Dein Vater ist doch auch nichts anderes als ein Kaufmann, Osborne«, sagte Dobbin unter vier Augen zu dem kleinen Knaben, der den Sturm gegen ihn heraufbeschworen hatte. Dieser antwortete darauf nur hochmütig: »Mein Vater ist ein Gentleman und hält eine Equipage.« Mr. William Dobbin aber zog sich in einen Schuppen im Hintergrund des Spielplatzes zurück, wo er den freien Nachmittag in bitterster Trauer und Wehmut verbrachte. Wer unter uns erinnert sich nicht ähnlicher Stunden bitteren, ach, so bitteren Kinderkummers? Wer empfindet eine Ungerechtigkeit so tief, wen kränkt Geringschätzung so sehr, wer hätte ein so feines Gefühl für Recht und Unrecht, wer ist so dankbar für jede Freundlichkeit wie ein edelmütiger Knabe? Und ach, wie viele solcher sanften Gemüter erniedrigt, beleidigt und quält ihr wegen ein paar arithmetischer Formeln und einiger Brocken Küchenlatein!
    William Dobbin jedenfalls war stets unter den allerletzten Schülern Doktor Swishtails zu finden, da er sich außerstande sah, auch nur die Anfangsgründe der obigen Sprache, wie sie in der wunderbaren »Etoner Lateinischen Grammatik« aufgeführt sind, zu erlernen. Er wurde ständig von kleinen rotwangigen Bürschchen, die noch Lätzchen trugen, gehänselt, wenn er mit der untersten Klasse aufmarschierte, ein Riese unter den Kleinen, niedergeschlagenen, erschrockenen Blickes, in seinen engen Kordhosen, die Fibel mit unzähligen Eselsohren unter dem Arm. Alle, vom ersten bis zum letzten, machten sich über ihn lustig. Sie nähten ihm seine sowieso schon zu engen Kordhosen zu. Sie schnitten ihm die Bettgurte entzwei. Sie kippten Eimer und Bänke um, damit er sich daran die Schienbeine breche, was er auch jedesmal fast tat. Sie schickten ihm Pakete, aus denen er Kerzen und Seife vom väterlichen Laden auspackte. Es gab kein Bürschchen in der Schule, das nicht mit Dobbin seinen Spott und Spaß getrieben hätte; und der Ärmste ertrug alles mit Geduld, sagte keinen Ton und war unaussprechlich unglücklich.
    Cuff dagegen war der große Held und feine Pinkel der Swishtailschen Schule. Er schmuggelte Wein ein und schlug sich mit den Stadtjungen herum. Jeden Sonnabend ritt er auf einem Pony heim, das extra für ihn kam. In seinem Zimmer hatte er Stulpenstiefel, in denen er während der Ferien auf Jagd ging. Er besaß eine goldene Repetieruhr und schnupfte Tabak wie der Doktor. Er hatte die Oper besucht und kannte die Vorzüge der ersten Schauspieler, wobei er mehr von Kean 1 hielt als von Kemble 2 . Er konnte in einer Stunde vierzig lateinische Verse aus dem Ärmel schütteln. Er konnte französisch dichten, und was konnte oder wußte er nicht noch alles! Sogar der Doktor selbst fürchte sich vor ihm, hieß es.
    Cuff, unbestrittener König der Schule, herrschte über seine Untertanen und drangsalierte sie in großartiger Überlegenheit. Dieser

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